Nachtrag zu: Wir schaffen unsere Finanzkrisen durch das Zinsparadigma selber

Ich habe in meinem Post vom 1. Februar 2011 über das Zinsparadigma geschrieben und das wir mit der Kapitalverzinsung als Paradigma unseres Finanzsystems unvermeidlich den Kollaps herbeiführen. Der Kollaps kann nur dann verhindert werden, wenn die Realwirtschaft unbegrenzt und exponentiell wachsen würde und das wird und kann niemals passieren.

Ich habe in der Xing-Gruppe “Systemisches Denken” dieses Thema ebenfalls zur Diskussion gestellt. Es sind einige sehr gute Anregungen gepostet worden.

Jürgen Kremer hat eine Ausarbeitung zu diesem, wie er es nennt Blinden Fleck der Volkswirtschaft ausgearbeitet. Dabei stellt er auch ein quantitatives Modell vor, welches ich im Consideo Modeler nachvollzogen habe. Ich habe in diesem Modell 3 verschiedene Haushaltsgruppen modelliert. Eine von diesen besitzt ein relativ zu den anderen großes Vermögen, was bedeutet, das diese Haushaltsgruppe als Gewinner des Systems angesehen werden kann, da die Zinseinnahmen den Zinszahlungen überwiegen. Bei den anderen beiden nicht vermögenden Haushalten ist das Umgekehrte der Fall. Damit fließt in der Ökonomie ein stetiger Zinsstrom von den Netto-Zinszahlern zu den Netto-Zinsempfängern. Es ist ein auf den ersten Blick nicht sichtbarer Umverteilungsmechanismus, dessen negative Auswirkungen bei hohen Wachstumsraten der Wirtschaft kaum erkennbar sind. Zerstörerisch wird dieser Mechanismus aber dann, wenn das Wachstum der Realwirtschaft nachlässt. Die folgende Abbildung, die das Simulationsergebnis von 4 Szenarien zeigt, illustriert das sehr eindrucksvoll.

Eine Bemerkung noch zum Schluss. Das Modell habe ich ohne Einflussnahme des Staates modelliert. Man könnte das Modell also noch erweitern, in dem man diesen inkludiert.

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Wir schaffen unsere Finanzkrisen durch das Zinsparadigma selber

Ich habe mir zu der Finanzkrise eine Reihe von Gedanken gemacht. Was waren die Gründe? Hätte man Sie verhindern können? Wenn ja, warum tat man es nicht?

Seit langem ist mir das Gebaren der Finanzindustrie suspekt. Es wird Geld durch Zins und Zinseszins generiert, ohne das ein Wert geschaffen wird. Aristoteles meint in seinem Buch Politik Folgendes dazu

So ist der Wucher hassenswert, weil er aus dem Geld selbst den Erwerb zieht und nicht aus dem, wofür das Geld da ist. Denn das Geld ist um des Tausches willen erfunden worden, durch den Zins vermehrt es sich dagegen durch sich selbst. Diese Art des Gelderwerbs ist also am meisten gegen die Natur.

Nun stellt sich natürlich die Frage, ob der Zins wirklich ein Paradigma ist, welches abschaffungswürdig ist und wenn ja warum der Zins überhaupt eingeführt wurde. Inspiriert von diesem Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Berger …

… habe ich dazu ein qualitatives Modell im CONSIDEO MODELER erstellt.

Im Folgenden möchte ich dieses Ursache-Wirkungs-Netz erklären. Um den volkswirtschaftlichen Kreislauf am Laufen zu halten, muss Geld im Umlauf sein um Investitionen zu tätigen. Dafür wird der Zins gesenkt, um einen Anreiz für Kredite zu schaffen. Dadurch vermehren sich einerseits die Schulden und auch die zu zahlenden Zinsen an die Kreditgeber. Das bedeutet, das Geld vermehrt sich exponentiell ohne das dem ein Wert gegenüber steht. Ein absoluter Irrsinn.

Allerdings vermehren sich dadurch auch die Schulden exponentiell. Die Menschen, die weniger aus Ihrem Ersparten an Zinsen einnehmen als an Zinsen ausgeben, sind Verlierer dieses Zyklus. Die Kosten der Zinsen sind dabei nicht nur die direkten Zinsen, die die Menschen für ihre eigen aufgenommenen Kredite, zum Beispiel Haus oder Auto ausgeben, sondern auch die Zinsen, die im Endpreis eines Produktes von den Unternehmen hineinkalkuliert wurden. Man muss die Betrachtung ja auf die gesamte Volkswirtschaft ausdehnen. Im Rahmen der Produkterstellung durchläuft ein Produkt viele Phasen, wo auf jeder Wertschöpfungsstufe Zinsen hineingerechnet werden. Im Durchschnitt aller Endpreise kommen wir dabei auf ungefähr 50 Prozent. Bei Getränken ist es weniger (ca. 30 Prozent) und bei Mieten und Immobilienkäufen mehr (ca. 75 bis 80 Prozent). Gehen wir also vom Mittelwert aus, dass mit jedem Euro den wir ausgeben, 50 Cent auf Zinsen entfallen und nur 50 Cent auf den eigentlichen Wert des Produktes. Machen wir jetzt mal eine kleine Rechnung auf. Wenn Sie also im Monat 3.000 Euro netto verdienen und diese vollständig ausgeben, zahlen Sie 1.500 Euro Zinsen. Wenn Sie auf ihre Ersparnisse monatlich 1.500 Euro Zinsen kassieren, haben Sie also noch immer nichts gewonnen. Um monatlich 1.500 Euro Zinsen zu bekommen, müssen Sie zum beispielhaften Ausgabesatz von 3 Prozent 600.000 Euro angelegt haben (600.000 Euro mit einem Satz von 3 Prozent verzinst ergibt einen Betrag von 18.000 jährlich, was wiederum 1.500 Euro monatlich entspricht). Wow. Und dann zählen Sie immer noch nicht zu den Gewinnern des Systems, da sie von den Zinsen nicht mehr bekommen als Sie ausgeben. Es erfolgt eine Umschichtung von Unten nach Oben. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, was zum Kollaps des Systems führt. Erste Anzeichen sehen wir wohl gerade in den arabischen Ländern. Aber auch in Griechenland oder in Frankreich waren vor geraumer Zeit erste Anzeichen zu erkennen.

Es ist hinlänglich bekannt, dass das Wachstum nicht unbegrenzt ist. Meadows hat dies bereits in den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts eindrucksvoll gezeigt und in seinem Buch Grenzen des Wachstums beschrieben. Leider kennen noch viel zu viele Unternehmenslenker und Manager diese Ergebnisse nicht oder wollen diese nicht wahrhaben. Dieser Fakt führt dazu, dass die Wachstumsrate kleiner wird als der Zinssatz. Auch hier ein kleiner Exkurs in die Mathematik. Beim Wirtschaftswachstum, beispielsweise gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), muss man zwischen dem absoluten und dem relativen Wachstum unterscheiden. Steigt beispielsweise das Wachstum jedes Jahr absolut um 100 wird das relative Wachstum, also die Wachstumsrate, Jahr für Jahr kleiner, da die Basis größer wird. Auf Grund der Stagnation des Wachstums muss der Staat reagieren und kürzt beispielsweise Gehälter oder staatliche Dienstleistungen. Das führt dann wieder dazu, dass die Menschen weniger Geld zur Verfügung haben und sich mehr verschulden müssen, was damit die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer werden lässt. Dabei wird die Gruppe der Reichen immer kleiner und die der Armen immer größer.

Wie kann man diesem Teufelskreis entkommen? Bei den derzeitigen Prämissen des Systems, geht das nur durch einen Kollaps des Systems, beispielsweise durch Kriege.

Die oben stehende Graphik zeigt die Erkenntnismatrix des Faktors “Allgemeiner Wohlstand”. Der Faktor 11 (Zins) liegt im linken unteren Quadranten. Das bedeutet der Zins wirkt negativ auf den Wohlstand. Diese negative Wirkung wird, was noch viel gravierender ist, über die Zeit noch verstärkt. Als zweites sehen Sie das die beiden Faktoren 7 (Kollaps) und 10 (Wachstumsrate ist höher als Zinssatz) positiv auf den Wohlstand wirken.

Will man den Kollaps als einzigen Ausweg umgehen, muss man an den Prämissen des Systems ansetzen, nämlich dem Zinsparadigma. Die Frage, die also zu beantworten bleibt ist: Wie schafft man Anreize ohne Gebrauch des Zins, Geld nicht zu horten, sondern in den Geldkreislauf zu geben. Denn dafür ist es gedacht. Der Kreislauf der Produktion von Waren und Dienstleistungen und der Handel und Kauf dieser muss “am Leben gehalten” werden.

Folgendes finde ich auch schizophren. Wir lernen relativ früh in unserer Erziehung, das man keine Schulden machen sollte. Schulden haben einen negativen Touch. Wir haben uns allerdings mit unserem Finanzsystem ein System geschaffen, in welchem Schulden lebensnotwendig für das System sind. Warum denken darüber zu wenig Köpfe nach?

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Handhaben von Komplexität mit der GABEK Methode

Das folgende Video zeigt anschaulich den Ansatz, die Idee und die Anwendungsfelder von GABEK. GABEK steht für GAnzheitliche BEwältigung von Komplexität. Beim Titel an sich bin ich eher skeptisch, denn Komplexität kann man nicht beherrschen oder bewältigen. Bestenfalls lässt sich Komplexität handhaben. Das tut der Nutzbarkeit der Methode GABEK und der dahinter stehenden Software WinRelan aber überhaupt keinen Abbruch.

Grundsätzlich hat man in unsagbar vielen Bereichen aufgrund des hohen Vernetzungsgrades mit Komplexität zu tun. Genauer gesagt kann ich mir keinen Bereich, egal ob im privaten oder beruflichen Umfeld, vorstellen, in welchem Komplexität nicht vorkommt. Ich möchte mich hier aber eher auf den Bereich der Unternehmen fokussieren.

Die neueste CEO Studie meines Arbeitgebers IBM aus dem Jahre 2010, die jährlich mit Führungskräften von Unternehmen aller Grössen aus Ländern weltweit und verschiedenen Branchen durchgeführt wird, zeigt ganz deutlich auf, dass die primäre Herausforderung die betriebliche Komplexität innerhalb eines zunehmend flüchtigen und unsicheren Wirtschaftsumfeldes ist. Dabei geben die Führungskräfte und Manager ganz offen zu, dass sie sich nicht vorbereitet fühlen, um die erwartete Komplexität der Zukunft zu handhaben. Das Ergebnis zeigt die nebenstehende Abbildung.

Des Weiteren möchte ich auf die Definition der Komplexität nicht weiter eingehen. Das habe ich in einigen Artikeln und Aufsätzen bereits getan. Verweisen möchte ich da vor allem auf meinen Beitrag im SEM Radar Ausgabe 02/2010 mit dem Titel “Best Practice ist das Ergebnis verzweifelter Trivialisierung”. Diese Animation, die ich im Netz gefunden habe, möchte ich Ihnen ebenfalls nicht vorenthalten, da sie sehr eindrucksvoll die Eigenschaften von Komplexität darstellt (Bitte im Präsentationmodus anschauen).

Also, wo und wie ist GABEK behilflich, die Komplexität in Unternehmen zu handhaben? Der Sinn und das Ziel von GABEK liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Erfahrung und das Wissen vieler Betroffener in soziale und politische Entscheidungen einbezogen werden sollte, um optimale Ergebnisse zu erreichen. Das Problem bei dieser Einbeziehung besteht aber darin, die unterschiedlichen Meinungen und Sichtweisen aufzunehmen und diese meist unstrukturierten Daten der Art aufzubereiten, dass sie in einer auswertbaren Form kontextbasiert vorliegt. Damit setzt sich GABEK von Ansätzen ab, wo Lösungsvorschläge über Machtpositionen auferlegt werden. Denn wer sagt denn, dass Diejenigen, die gerade in der Hierarchie des Unternehmens oben stehen zu allen Themen das meiste Wissen aufbringen, um Probleme zu lösen? Die Wissenskompetenz und die Meinungen vieler Menschen sollen erfasst und mitberücksichtigt werden.

Weitere Informationen zu GABEK finden Sie auf der Homepage.

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Kant für Manager

Immanuel Kant ist so aktuell wie eh und je. Daher war ich auch über die Kant-Reihe im BR3 Alpha so begeistert. Im ersten Teil geht es um die Kritik der reinen Vernunft. Damit wird der Boden bereitet um im zweiten Teil den Kategorischen Imperativ, also Moral und Ethik, zu behandeln.

Aus beiden Sendungen kann man unter anderem Einiges für das Führen von Unternehmen mitnehmen. Kommen wir zum ersten Thema. Wie bauen Menschen Wissen auf?

1. Wissen oder “Wahr vs. Falsch”

Noch nie wurde vor Kant so tiefgründig über das Denken nachgedacht. Kant hat sich die Frage gestellt, ob es Gesetzmäßigkeiten, wie sie in der Natur vorherrschen, auch im Denken des Menschen gibt. Er analysierte wo und wie die Erkenntnis abgesteckt wird. Dabei schlägt er eine Brücke zwischen den Rationalisten (Vernunft spielt eine große Rolle, denn wahr ist nur was diese über die Welt aussagt) und den Empiristen (Alles was wir wissen, ist Ergebnis von Erfahrungen. Es gibt kein Wissen a priori), in dem er formuliert, dass es sowohl Erkenntnisse gibt, die Erfahrungen entspringen, als auch die diesen nicht entspringen. Das folgende Bild skizziert das Gedankengebäude von Kant sehr schön.

Wahrnehmung und Denken bedingen sich gegenseitig. Der Verstand ist das zentrale Maß der Erkenntnis. Wir nehmen unsere Umwelt wahr wie wir sie verstehen, nicht wie sie an sich ist. Das “Ding an sich” können wir nicht erkennen. Wir können nur das erkennen, was wir vorher bereits gedacht haben. Ohne Raum und Zeit kann ein Mensch nicht wahrnehmen. Raum und Zeit sind also die reinen Formen der Sinnlichkeit, vor jeder Erfahrung vorhanden (a priori). Der Verstand benötigt Ähnliches, nämlich reine Verstandesbegriffe, also Begriffe die vor jedem Denken vorhanden sein müssen. Aristoteles nennt diese Kategorien. Eine Kategorie ist beispielsweise die Kausalität. Kausalität ist nicht wahrnehmbar. Wir denken diese und können so beispielsweise Wahrnehmungen ordnen. Der Verstand benötigt die sinnlichen Erfahrungen als Bedingungen. Die transzendentalen Schemata sind wichtig, damit der Verstand beim Erfassen des Wahrgenommenen und dem Zuordnen zu einem Begriff nicht wirr umhergeistert. Sehen Sie beispielsweise einen Hund auf der Straße, ist es im ersten Moment egal zu welcher Rasse dieser gehört. Manchmal wissen Sie es noch nicht einmal. Trotzdem wissen Sie, es ist ein Hund. Wenn der Verstand sinnliche Erfahrungen als Bedingungen benötigt, so ist das bei der Vernunft nicht der Fall. Vernunft ist nicht wahrnehmbar, muss aber doch gedacht werden. Für dieses Gedachte gibt es nichts Vergleichbares in der Umwelt. Nehmen Sie beispielsweise die Freiheit oder die Beantwortung der Frage: “Warum liebst Du mich?”. Ohne Verstand und Sinn würde die Vernunft ins Straucheln geraten und sich in Wiedersprüche verzetteln. In der Absolutheit verzettelt sich die Vernunft ebenfalls, da diese nicht bewiesen werden kann: Die Antwortung auf die Frage: “Warum liebst Du mich?” kann niemals absolut sein. Das ist eine gute Überleitung zu dem nächsten Thema, der Ethik. Das wurde Kant auch erst im Rahmen seiner Arbeit zur Kritik der reinen Vernunft bewusst. Die Erkenntnisse lassen sich in das Reich der Ethik übertragen. Denn Freiheit gibt es nicht absolut, sie muss gedacht werden, ist aber nicht beweisbar. Bevor wir allerdings zu diesem Thema überschwenken, möchte ich einige Lehren für das Führen von Unternehmen ziehen.

Kant beleuchtet mit seinen Ausführungen, die Fragestellung was wir überhaupt wissen können und wie wir Wissen aufbauen. Wie will man eigentlich ein erfolgreiches Wissensmanagement im Unternehmen aufbauen, wenn man Kants Erkenntnisse nicht kennt? Des Weiteren lehrt uns Kant, dass wir nicht in einen unbedingten Methodizismus verfallen dürfen. Die Methode darf niemals ihren Sinn ersetzen. Wir müssen unsere Handlungen immer wieder und stets reflektieren und unter Umständen anpassen. Probleme sind nicht Probleme per se, sondern nur weil wir diese als Probleme wahrnehmen und erkennen. Bei einer anderen Sicht auf das Problem wäre es vielleicht keines mehr. Kant fordert zum Selbstdenken auf, kein Auswendiglernen von Antworten und kein stupides Abarbeiten von Vorgehensweisen. Was wir selbst erzeugt haben, und das sind Methoden und Vorgehensweisen nun mal, können wir auch selbst wieder ändern. Auch für die Bewertung von Unternehmen kann man Lehren aus Kants Ideen und Gedankengängen ziehen. Die derzeit üblichen KPIs (Key Performance Indicators), wie Umsatz oder Kosten, sagen rein gar nichts über den Zustand eines Unternehmens aus. Anhand dieser KPIs werden aber Maßnahmen abgeleitet. Ein Gleichnis wäre, wenn der Arzt eine Prognose des Gesundsheitszustandes und Maßnahmen zur Heilung des Patienten anhand der Höhe des Fiebers stellen würde. Hier werden Korrelation und Kausalität verwechselt. Managen nach Kant heißt stetig beobachten und reflektieren (Empirismus) und selbständig denken (Rationalismus).

Nun greife ich das Thema wieder auf, was ich vorher kurz angedeutet habe: Freiheit. Laut Kant steht der Mensch erkenntnistheoretisch im Mittelpunkt. Wir sehen die Umwelt nicht so wie sie ist, sondern die Umwelt formt sich nach unserer Erkenntnis. Damit fällt der Ethik eine ganz besondere Bedeutung zu, denn die Verantwortung der Menschen bei Entscheidungen und Handlungen wird dadurch aufgewertet. Man kann sich nicht mehr verstecken, nach dem Motto: “Ich musste es tun, wollte es ja gar nicht.” Habe ich bislang über “wahr” und “falsch” geschrieben, gehe ich also nun zu “gut” und “böse” über.

2. Ethik oder “Gut vs. Böse”

Kant wollte ein Gesetz finden, das Menschen ermöglicht mithilfe des Verstandes Regeln der Vernunft aufzustellen, die sie bei Handlungen ebenso leiten wie der Instinkt die Tiere. Die Problematik, die Kant aufspürte ist, dass bei einem moralischen Handeln beim Akteur Kosten anfallen, die keinem unmittelbaren Ertrag gegenüberstehen. Ethik und Moral lassen sich nicht allgemein messen, da die allgemeine Basis fehlt. Diese liegt wie auch beim Wahrnehmen in jedem Menschen verborgen. Dabei fand Kant heraus, dass die sittlichen und moralischen Prinzipien nicht auf die Eigenheiten der menschlichen Natur gegründet sein dürfen. Sie müssen dieser a priori, also rein, sein, ebenso wie die reinen Formen der Sinnlichkeit (Zeit und Raum) und des Denkens (Kategorien). So kam Kant auf den Gedanken, dass ausschließlich der gute Wille ohne Einschränkung gut ist. Ist der gute Wille nicht vorhanden kann alles Andere, was positiv scheint stets ins Negative umschlagen. Materielles kann niemals ohne Einschränkung gut sein, sondern nur etwas was in der Gesinnung liegt. Wie oben angedeutet, ist dieses dann aber nicht messbar oder anders gesagt, am äußeren Handeln nicht ablesbar. Es muss aber gedacht werden, wie beispielsweise die Freiheit aus der Vernunft heraus.

Kant unterscheidet Handlungen aus einer Pflicht heraus und pflichtgemäße Handlungen. Nur Handlungen aus einer Pflicht heraus, die in uns auf einen guten Willen basieren, haben einen moralischen Wert. Dazu gebe ich Ihnen gerne ein Beispiel: Wenn ich die Patenschaft eines Kindes aus der dritten Welt übernehme, kann ein Anderer nicht entscheiden, ob diese Handlung aus Pflicht oder eine pflichtgemäße Handlung ist. Wenn ich beispielsweise meinem Bekanntenkreis imponieren möchte oder wenn ich dies nur tue, weil mein bester Freund dies auch getan hat, dann hat diese Handlung keinen moralischen Wert, ist also eine pflichtgemäße. Eine Handlung aus Pflicht hat ihren Wert nicht in dem Ziel, den diese erreichen möchte, sondern in der Maxime, ein Prinzip des Willens und Wollens, nach denen diese beschlossen wurde. Solch eine Maxime kann man laut Kant nur mithilfe der Vernunft aufstellen; Tiere beispielsweise können dies nicht. Ist diese Maxime allgemeingültig, das heißt unbedingt, kommen wir zum kategorischen Imperativ, welchen Kant als Gesetz für ethisches Handeln aufgestellt hat: “Handle nur nach derjenigen Maxime, von der Du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.”

Dieses Kategorische in dem Gesetz birgt natürlich auch Angreifbares. Kant sagt nämlich, dass unser Handeln ausschließlich durch die Vernunft bestimmt sein soll. Damit schließt er Neigungen, wie Liebe und Mitgefühl aus. Aber ist Liebe unvernünftig? Hier zieht auch wieder Kant selber, der zum Selbstdenken auffordert.

Was ziehen wir für Lehren für das Management und das Führen von Unternehmen?

Ein guter Manager ist authentisch. Das ist das A und O. Er sollte zu dem was er sagt auch stehen. Reden und Handeln müssen korrelieren. In seinem Denken und Handeln sollte er seinen Mitarbeitern gegenüber transparent sein. In Ansätzen treffen wir bereits heute den Kategorischen Imperativ im Management an, allerdings wird dieser meiner Meinung nach nicht konsequent verfolgt und umgesetzt. Es sind nur Lippenbekundungen, denen keine Taten folgen. Das wären zum Beispiel Kundensituation, in denen man immer wieder betont, man möchte eine Win-Win Situation herstellen. Oder auch die in Mode gekommenen Leitsätze oder -werte, die in Hochglanzformat gebracht werden und an den Wänden der Räumlichkeiten der Unternehmen zu finden sind. Bestenfalls lernen die Mitarbeiter diese Leitsätze auswendig, aber handeln in den seltensten Fällen nach diesen. Eine krasse Form der Nichtbeachtung der Erkenntnisse von Kant ist Mobbing. Mobbing lässt die Kosten der Unternehmen Jahr für Jahr in die Höhe schnellen, ganz zu schweigen von den seelischen Qualen, die betroffene Mitarbeiter erleiden müssen. Mitarbeiter und Kunden sollten nicht als Mittel, sondern als Selbstzweck zur Zielerreichung gesehen werden. Diese Themen sollten Teil einer Unternehmenskultur sein. Viel zu häufig erkenne ich, dass die Definition und flächendeckende Implementation dieser zwar als sehr wichtig angesehen wird, jedoch auch nur im Keim des Redens erstickt wird. Gehandelt wird danach nicht oder zu selten. Teil dieser Kultur sollte auch die Selbstverantwortung eines jeden Mitarbeiters sein. Dafür muss allerdings eine positive Fehlerkultur im Unternehmen installiert sein. Denn wenn ich weiß, dass ich bei einem Fehler sofort “erschossen” werde, dann mache ich lieber nichts. Denn wenn ich nichts mache, kann ich auch keine Fehler machen. Fehler sollten als wichtig und gewinnbringend für das Lernen angesehen werden. Allerdings sollten die gleichen Fehler nicht immer wieder gemacht werden. Organisationales Lernen muss im Unternehmen etabliert sein. Lernen muss als unbedingt und wichtig angesehen werden. Tägliche Lebenserfahrungen führen per se noch nicht zu einem erweiterten Wissen. Die Erfahrungen müssen auch reflektiert werden. Niemand darf sich zu wichtig nehmen. Jeder ist “nur” Teil eines Teams und muss seine Meinung genau wie die Meinung anderer akzeptieren und offen darüber diskutieren.

Nehmen wir Uli Hoeneß, dem ehemaligen Manager und jetzigen Präsidenten des Fußballvereins FC Bayern München, als positives Beispiel. Er ist der Prototyp eines authentischen Managers. Er setzt sich selber Ziele, die er auch bei seinen Mitarbeitern ansetzt. Er steht zu dem was er sagt und nimmt auch dafür voll und ganz die Verantwortung, im positiven wie auch im negativen Sinne. Er brennt für den Erfolg. Das nimmt man ihm zu 100% ab. Er behandelt Menschen absolut menschlich. Er geht fair und offen mit Ihnen um. Das haben sehr viele ehemalige und jetzige Spieler des FC Bayern immer wieder betont. Er weiß, dass Spieler nur dann Topleistung abrufen können, wenn privat alles im Lot ist. Danach handelt er auch unbedingt (Beispiel Franck Ribery im letzten Jahr). Er stellt den geschäftlichen und sportlichen Erfolg dann nicht in den Vordergrund, wenn er es ethisch und moralisch nicht vertreten kann. Er hat beispielsweise im Jahre 1993 Andreas Zickler von der SG Dynamo Dresden gekauft, zu einer Summe die deutlich über dem Marktwert lag. Damit wollte er den Verein SG Dynamo Dresden finanziell unter die Arme greifen. Oder nehmen Sie seine kürzlich getätigten Aussagen zu Demba Ba, ihn aufgrund der Eskapaden zu seinem Vertrag niemals zu holen, auch wenn dieser den FC Bayern sportlich weiterhelfen würde. Natürlich hat Hoeneß sehr viele Neider. Aber diese spiegeln das größte Kompliment wieder, gerade in einer Gesellschaft, für die der Kategorische Imperativ so fern liegt wie für Eskimos der Sonnenstich. Wer einen Verein oder ein Unternehmen an die Spitze führt und diesen mittlerweile schon 40 Jahre lang dort oben hält, der leistet gigantisch gute Arbeit, gerade im zwischenmenschlichen Bereich.

Ein sehr gutes Buch zu diesem Thema mit dem Titel Kant für Manager von Bernd Niquet kann ich noch empfehlen.

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Bemerkungen zum Film Alpha 0.7 – Der Feind in Dir

Am 29.12.2010 wurde in der ARD der Film Alpha 0.7 – Der Feind in Dir ausgestrahlt. Falls Sie diesen verpasst haben, können Sie ihn sich hier noch einmal in voller Länge ansehen. Ich habe es getan und es hat sich gelohnt, weil er zwei Themen behandelt, die ich immens spannend finde und über die ich hier in meinem Logbuch auch schon geschrieben habe.

  • Der frei Wille
  • Die künstliche Intelligenz

Ich möchte kurz darlegen, worum es in dem Film geht. Wirklich nur kurz, denn ich möchte Ihnen die Spannung nicht nehmen.

Wir schreiben das Jahr 2017. In Stuttgart findet der EU-Sicherheitsgipfel statt. Auf dem Gipfel soll über den flächendeckenden Einsatz eines neu entwickelten Gehirnscanners entschieden werden. Mit diesem Gehirnscanner sollen beispielsweise Morde verhindert werden. Das heißt die vermeintlichen Täter sollen, bevor Sie sich über ihre kommende Tat bewusst werden, überführt werden. Und da sind wir auch schon beim ersten Thema, dem freien Willen.

Zu diesem Thema können Sie meine Ideen und Gedanken im Logbuch nachlesen. Dort habe ich nämlich schon beschrieben, wie ich dieses Thema einschätze. Den absolut freien Willen gibt es nicht. Was sagt aber der Film aus? Gedanken über einen Mord entstehen im Unterbewusstsein. Der Gehirnscanner erfasst dies, noch bevor diese Gedanken in das Bewusstsein des Menschen gelangen. Die Menschen werden dann sofort als Täter überführt. Man geht also davon aus, dass

  • die Menschen, das im Unterbewusstsein entstandene Mordvorhaben im Bewusstsein nicht mehr revidieren oder
  • das Mordvorhaben stets aus dem Unterbewusstsein heraus begangen werden.

Beides ist Nonsens. Deshalb ist auch der Einsatz eines solchen Scanners höchst fragwürdig, wohl auch noch im Jahre 2017. Eines muss ich aber noch loswerden, bevor ich zum zweiten Thema, der Künstlichen Intelligenz, überleite.

Es lässt sich nicht häufig genug sagen, wo die Hirnforschung derzeit auf dem Irrweg ist: Das Messen von Zeitpunkten. Die Hirnforscher messen nicht die Denkprozesse, sondern ausschließlich Denkinhalte. Genauer: Sie messen den Stoff- und Energieaustausch der an bestimmten Orten im menschlichen Gehirn auftaucht. Der Denkprozess ist nicht messbar, da dieser heterarchisch-hierarchisch abläuft. Es gibt kein Anfang und kein Ende. Dieses wird nur künstlich durch den Experimentieraufbau erzeugt. Das bedeutet also, dass durch Messungen, wie sie die Hirnforscher heute durchführen (und wohl auch noch 2017 durchführen werden), nie entschieden werden kann ob der freie Wille existiert oder nicht. Der Prozess der Willensbildung ist nämlich durch seine Eigenschaft der Heterarchie-Hierarchie nicht mehr transitiv (Aus Zeitpunkt 1 kleiner als Zeitpunkt 2 und Zeitpunkt 2 kleiner als Zeitpunkt 3 folgt nicht automatisch Zeitpunkt 1 kleiner als Zeitpunkt 3) und deshalb nicht messbar.

Ich möchte nun zu einem weiteren Phänomen, welches im Film behandelt wurde, eingehen: die künstliche Intelligenz. In dem Film wird Johanna Berger, der Hauptfigur, das Gehirn ausgelesen, um dann auf dieser Basis die Umwelt, die sie erkennt, künstlich auf einer Maschine zu empfangen und sie zu steuern.

Gehen wir kurz auf das “Auslesen des Gehirns” ein. Das Gehirn ist kein Speicher wie wir es vom Computer kennen. Der entscheidende Unterschied ist, dass der Computer Daten über das Adresskonzept speichert, um diese dann später auch wieder über die Angabe der Adresse abzurufen. Dabei stehen der semantische Inhalt der Daten und seine Speicheradresse in keinerlei Zusammenhang. Das ist beim menschlichen Gehirn anders. Zum einen sind Inhalt und Adresse stark verknüpft. Zum anderen lässt sich Information und Wissen nicht einfach kopieren oder speichern. Lernprozesse fügen diese in das kognitive System “Gehirn” ein. Wenn ich hier von Adresse spreche muss man natürlich aufpassen, denn der genaue physikalische Ort der Information und des Wissens ist unbekannt, aber auch nicht relevant. Denn der Abruf von Information und Wissen erfolgt assoziativ, spontan und ohne Benötigung einer zentralen Steuereinheit. Das Speichern und die Verarbeitung von Information passiert heterarchisch. Das ist eben genau der Prozess, der nicht transitiv abläuft und deshalb nicht messbar ist (wie oben angemerkt).

Spiegeln wir diese Erkenntnis auf den Film, erkennen wir ein paar Lücken. Auslesen kann man nur die Aktivitäten, sprich das Feuern der Neuronen. Dieses Feuern ist durch die Synapsen der Neuronen bestimmt, die quasi die Informationen enthalten. Die Synapsen wurden durch einen jahrelangen Lernprozess der Johanna Berger gebildet. Dieser Lernprozess läuft für jeden Menschen verschieden ab. Wollte man also die Kognition der Johanna Berger künstlich nachbauen, müsste auch dieser Lernprozess auf der Maschine durchlaufen werden, damit der Kontext hergestellt wird. Daran erkennen wir also wie komplex es ist, durch einen “Upload eines Gehirns” die Umwelt zu erkennen, die genau der Umwelt entspricht, die die Person des Gehirns erkennt.

Ein empfehlenswertes Buch zu dem Thema Informationsverarbeitung und Wissensgenerierung im neuronalen System ist das von Bernard Favre-Bulle mit dem Titel Information und Zusammenhang: Informationsfluß in Prozessen der Wahrnehmung, des Denkens und der Kommunikation

Fazit: Ein sehr spannender Film, der aber einige Lücken offenbart, von denen wir heute noch so weit entfernt sind diese zu schließen, dass ich behaupte dies auch im Jahre 2017 nicht vollziehen zu können. Vielleicht auch gut so

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Interview mit F. Vester – Leitmotiv vernetztes Denken

Über diesen Link können Sie einem Interview mit Frederic Vester, einem der Väter des vernetzten Denkens, lauschen. Es geht um das Vernetzte Denken und die Probleme dieses in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Das Interview ist vom Dezember 1988(!!!!) und die Probleme, die Vester anspricht sind noch so aktuell wie heute. Wahnsinn.

Auf zwei Aspekte, die Vester anspricht, möchte ich tiefer eingehen.

1. Warum ist es so schwer, vernetztes Denken zu etablieren?
In der Nachkriegszeit, die im überragenden Maße vom wiederaufbau geprägt war, war quantiatives Wachstum relativ leicht erreichbar. Man hat in diesen Phasen mit dem linearen Denken großen Erfolg. Mittlerweile leben wir aber in einer Zeit, in der das quantitaitve Wachstum sehr viel schwerer erreichbar ist, ja sogar teilweise unmöglich ist. Donella Meadows, Jorgen Randers und Dennis Meadows (Autor) haben dies in dem Bestseller Grenzen des Wachstums sehr schön ausgeführt. Das lineare Denken ist dadurch geprägt, dass Aktionen, die in der Vergangenheit zum Erfolg führten, stets wiederholt werden; auch dann noch wenn sie nicht mehr zum Erfolg führen. Das ist der Grund, warum das vernetzte Denken in den Managementetagen der Unternehmen noch sehr unterrepräsentiert ist. Das “noch” steht hier für meine Hoffnung.

2. Warum ist es so schwer, das vernetzte Denken zu verinnerlichen?
Kinder, bis zum Schulalter, denken vernetzt. Wenn Kinder beispielsweise über einen Tisch nachdenken, dann verbinden sie den Tisch mit Aktionen, die man mit diesem machen kann: am Tisch sitzen, Geschirr auf den Tisch stellen etc. Sie denken also prozessual und dynamisch. In der Schule lernen die Kinder dann den Tisch zu kategorisieren: Der Tisch ist ein Möbelstück. Sie fangen also an statisch, also in Gegenständen oder auch in Zuständen zu denken. Einer meiner Lieblingsvordenker, Heinz von Foerster, sagt dazu ja so schön: In der Schule werden Kinder trivialisiert. Das lineare Denken wird also in den Schulen und in den weiteren Bildungseinrichtungen gefördert (statisches Denken in Zuständen).

Es gibt also noch sehr viel zu tun. Packen wir es an.

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Gotthard Günther liest Naturphilosophie

Gotthard Günther, ein deutscher Logiker und Philosoph hat mich bislang zusammen mit dem Kybernetiker Heinz von Förster auf meiner Reise am meisten inspiriert. Deshalb war ich besonders angetan, als ich erfuhr, dass das Vordenker Forum eine Vorlesung über Naturphilosophie aus dem Dezember 1981, die Günther in Hamburg gelesen hat, für die Öffentlichkeit verfügbar gemacht hat. Eine wahre Goldgrube an Erkenntnissen.

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Die Sprache als Linse

So heißt ein Kapitel des Buches Im Spiegel der Sprache: Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht von Guy Deutscher. Deutscher hat mich mit seinem Buch im Thema Sprache zu ein paar neuen Gedankenansätzen inspiriert. Beispielsweise bin ich mir nach dem Lesen dieses Buches relativ sicher, dass die Sprache nicht so sehr das logische Denken, sondern viel mehr das emotionale und intuitive Denken sowie die Wahrnehmung der Menschen massiv beeinflusst. Dieser Fakt ist aber nicht minder wichtig, denn in unserer heutigen Welt werden Intuitionen und Gefühle beim Fällen von Entscheidungen immer größere Bedeutung beigemessen.

Die Sprache 1. Ordnung zu beherrschen rückt von der Bedeutung gegenüber der Sprache 2. Ordnung immer mehr in den Huntergrund. Im Rahmen der Sprache 1. Ordnung wird Wert darauf gelegt, Wörter und Sätze grammatikalisch exakt auszusprechen und Sätze wohl zu formen. Man könnte auch sagen, man möchte Freund des Phrasenschweins sein. Monolog ist angesagt. Im Rahmen der Sprache 2. Ordnung werden Wörter und Sätze so gebildet, dass die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, dass der Gesprächspartner das verstehen mag, was man ausdrücken möchte. Hier ist ein Dialog angesagt. Unsere Welt ist geprägt von steigender Vernetzung, was bedeutet, dass Kommunikation und Sprache als ein Mittel der Kommunikation immer wichtiger werden.

Ich möchte im Folgenden auf das oben angesprochene Buch eingehen.

Im ersten Teil des Buches geht Deutscher darauf ein, dass Kultur und Erziehung unsere Sprache beeinflussen. Das nimmt er als Aufhänger um im 2. Teil dann eine kühne Behauptung aufzustellen: Sprache beeinflusst unser Denken. Das macht der Autor an 3 Beispielen klar: den Orientierungsinn, den Genus und die Farbwahrnehmung. Deutscher erklärt die Phänomene an Experimenten, die verschiedene Wissenschaftler durchgeführt haben, sehr eindrucksvoll. Er deutet aber auch an, dass wir uns derzeit leider nur auf diese Experimente und deren Erklärungsansätze stürzen können, da wir nicht in der Lage sind, die Arbeitseise des menschlichen Gehirns nachzuvollziehen. Wie schon des Öfteren von mir angemerkt, können wir derzeit nur Denkinhalte, aber keine Denkprozesse beschreiben. Dazu habe ich etwas in meinem Zettelkasten verfasst.

Sprache beeinflusst unser Denken und Handeln. Aber nicht so wie ich immer dachte. Deutscher hat mich mit seinem Buch aufgeklärt. Es geht nämlich nicht darum, dass eine Sprache dem Denken und Handeln harte Grenzen setzt, aus dem diese dann nicht mehr herauskommen, weil Begriffe beispielsweise fehlen. Die Frage ist, in wie weit die Sprache das Denken und Handeln zu etwas zwingt. Ein Beispiel dazu. Sie haben gestern mit Ihrem Nachbarn nett zusammen gesessen. Im Englischen heißt das: “… chilled with my neighbour”. Es wird nicht spezifiziert, ob es die Nachbarin oder der Nachbar war. Die Englische Sprache zwingt also den Sprechenden nicht dies näher zu spezifizieren. Er kann es aber wenn er will und es bedeutet ebenfalls nicht, dass der Sprechende gedanklich nicht in der Lage ist, den Nachbar von der Nachbarin zu unterscheiden. In der Deutschen Sprache müssen Sie diese Unterscheidung treffen, ob Sie wollen oder nicht. Es geht also hauptsächlich um den Fakt, dass, wenn eine Sprache diesen Zwang auferlegt, die notwendige Denkweise so zu sagen in “Fleisch und Blut” übergeht. Sprache beeinflusst also nicht unser logisches Denken. Allerdings führt Deutscher, wie oben schon angemerkt, eine Reihe Experimente an, die beweisen, dass Sprache unsere Intuition, unsere Wahrnehmung und unser emotionales Denken beeinflussen. 2 der 3 Beispiele möchte ich kurz beschreiben.

Im ersten Beispiel geht es um den Orientierungssinn von Menschen. Wir orientieren uns in der Regel egozentrisch. Wir kennen die Wörter links und rechts. Wenn wir uns umdrehen, ist das was vorher links war jetzt rechts und umgekehrt. Auf größere Distanzen sind wir auch in der Lage uns geografisch zu orientieren. Fahren wir zum Beispiel von Hamburg nach München mit dem Auto, kann man sich teilweise auch an Himmelsrichtungen orientieren, was das geografische Orientieren auszeichnet. Es gibt aber einige Völker, deren Sprache kein Links und Rechts kennen. Zum Beispiel die Eingeborenen der Nordostküste Australiens, die die Sprache Guugu-Yimithirr sprechen. Diese Sprache ist voll auf die geografische Orientierung ausgerichtet, also Norden, Süden etc. Das bedeutet, die Richtungen bleiben bei Bewegungen unverändert, was bei der egozentrischen Orientierung nicht der Fall ist. Was bedeutet das aber für das Denken dieser Menschen? Sie müssen stets die Himmelsrichtungen erkennen und sich merken, in allem was sie tun und in allem was und wie sie sich erinnern; und das auch in Gegenden wo die Sonne beispielsweise nicht zu sehen ist, wie in Gebäuden o.ä. Das erfordert eine ausgesprochen andere Denkleistung als wir es gewohnt sind.

Im dritten Beispiel des Buches stellt Deutscher die Farbwahrnehmung vor. Er beschreibt wie in einigen Experimenten der Einfluss der sprache auf die Wahrnehmung von Farben untersucht wurde. Es wurden Probanden beispielsweise 3 verschiedene Farben präsentiert, von denen diese dann sagen sollten, welche am weitesten von den anderen Farben, bezogen auf die Farbskala, entfernt liegt. Wann immer für die Farben Wörter in der entsprechenden Sprache existierten, wurde die Antwort schneller getätigt als wenn nicht. Es wurde anhand von Hirnströmen auch erkannt, dass Sprachzentren des Gehirn aktiv waren, obwohl die Probanden nicht geredet haben und auch nicht dazu aufgefordert wurden. Des Weiteren wurde ein Experiment beschrieben, in welchem die Gegenstände links oder rechts der Probanden platziert wurden. Hierzu muss man wissen, dass das Sprachzentrum der linken Seite des Gehirns zugehörig ist und das Gegenstände, welche links von Menschen lokalisiert sind, in der rechten Gehirnhälfte wahrgenommen werden und vice versa. Die Forscher fanden heraus, dass die Probanden Farbunterschiede von Gegenständen, die rechts von Ihnen lokalisiert waren, und für die es ein Wort gab, schneller wahrnahmen, als wenn diese Gegenstände links von Ihnen platziert wurden. Auch hier half also die Sprache.

Anhand dieses Beispiels möchte ich noch einmal klar stellen: Es gibt keine Farben in der Natur, nur Gegenstände, die Licht unterschiedlicher Wellenlänge abstrahlen. Diese Wellenlängen errechnet unser Gehirn zu Farben. Niemand kann sagen, ob das Blau was er erkennt, genau das Blau ist, was auch Andere erkennen. Das geht nicht, da es wie gesagt errechnet wird. Es wäre spannend zu sehen, was wir direkt von der Umwelt aufnehmen, quasi was direkt hinter unseren Augen vorhanden ist, wenn das Signal also noch nicht weitergeleitet wurde. Dieses Signal ist aber durch unsere Sprache nicht formalisierbar, da es noch nicht in unser Bewusstsein gelangt ist.

Den Fakt des Errechnens von Farben kann man sich auch sehr gut an der Farbblindheit bewusst machen. Ich beispielsweise habe ein Rot-Grün Farbschwäche. Gewisse Farben, die auf der Farbskala zwischen Rot und Grün liegen kann ich nicht wahnehmen. Woran liegt das nun?

  • 1. Fall: Es gibt Farben in der Umwelt und ich erkenne die Farben so wie alle anderen Menschen auch. Ich bin nur unfähig das richtige Wort für die Farbe zu bilden. Kann ich mir kaum vorstellen. Das ist relativ leicht erlernbar.
  • 2. Fall: Es gibt Farben in der Umwelt und ich erkenne die Farben der Umwelt nicht richtig. Die Wahrnehmung der Farbe wird in meinem Inneren geändert, quasi neu errechnet. Bei den Nicht-Farbblinden oder bei allen anderen Farben exklusive denen zwischen Rot und Grün gibt es keine Änderung oder Errechnung der Farben im menschlichen Gehirn. Das bedeutet, bei wenigen Ausnahmen existiert eine enorme Andersartigkeit der kognitiven Prozesse. Das kann ich mir ebenfalls nicht vorstellen.
  • 3. Fall: Es gibt keine Farben in der Umwelt, nur verschiedene Lichtwellen, die wir im Innern als Farben errechnen. Das kann ich mir vorstellen.

Deutscher geht auf das Errechnen von Farben separat im Anhang seines Buches ein. Ich habe dazu einen Artikel verfasst: Ist Objektivität eine Illusion.

Zum Schluss noch ein kleines Wortspiel. Alles was ich wahrnehme ist für mich richtig. Man kann es nicht negieren, denn es ist ein WAHRnehmen. FALSCHnehmen gibt es nicht.

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Unsere Sprache beschränkt unser Denken

Ich bin der Meinung, dass wir eine neue Sprache benötigen, um die Komplexität der Welt, die wir erschaffen haben, zu handhaben. Ich gebe dafür in meinem Artikel Begründungen, die ich in 3 Bereiche gliedern möchte. Im ersten Bereich beziehe ich mich auf die natürliche Sprache. Im zweiten Bereich leite ich zur mathematischen Sprache über, um zu zeigen, dass auch diese derzeitige Entwicklung in eine Sackgasse führt und nicht viel weiter hilft. Die mathematische Sprache abstrahiert die natürliche Sprache, verliert dadurch aber ihre Anschauung. Warum eine abstrahierende Sprache aber notwendig ist, zeige ich im dritten Teil.

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Gleichberechtigung ist die Erfindung eines Machthabers

Ähnlich wie es Heinz von Foerster über die Wahrheit sagt, dass sie nämlich Erfindung eines Lügners ist, so sage ich die Gleichberechtigung ist die Erfindung eines Machthabers, wissend (bewusst oder unbewusst), dass es diese niemals geben kann. Denn.

Wenn alles per Definition gleichberechtigt wäre, so würde es überhaupt keinen Sinn für das Wort Gleichberechtigung geben. Erst in dem man etwas herab setzt oder höher bewertet, hebt man das Wort Gleichberechtigung aus der Sinnlosigkeit hervor. Die Worte gleichberechtigt und ungleichberechtigt sind komplementär zueinander. Das eine kann es ohne dem anderen nicht geben. Nach George Spencer Brown – einem englischen Mathematiker – geht dem Erkenntnisprozess immer eine Unterscheidung voraus. Ich habe also immer zwei Seiten, die komplementär zueinander sind, in unserem Fall Gleichberechtigung und Ungleichberechtigung. Das bedeutet, könnten wir nicht unterscheiden, könnten wir auch nicht erkennen.

In dem Moment wo man eine Gruppe gleichberechtigt, stellt man sie allen Anderen vorne an. Bevorteilt man Jemanden dann benachteiligt man automatisch einen Anderen. Das wird unter anderem in den Maßnahmen der Gleichstellung mittels der Quotenregelung getan. Mit dieser will man Ungleichberechtigung durch Ungleichberechtigung bekämpfen. Das führt das Programm selbst ad absurdum. Denn Sie setzen eine Quote an, was bedeutet, dass bei gleicher Qualifikation von Mann und Frau und bei Nichterreichung der Quote, die Frau dem Job vorgezogen wird. Ist das Gleichberechtigung?

Aus meiner Sicht sollte man diese Thematik eher aus einer anderen und differenzierteren Sicht beleuchten. Jeder Mensch ist einzigartig und kann nicht mit anderen gleich gestellt werden. Das Wort “gleich”, wenn man es denn benutzen möchte, drückt eine Form der Qualität aus, denn es hängt davon ab von welchem Standpunkt diese Betrachtung getätigt wird. Diesen Fakt unterdrücken wir aber komplett. Warum? Durch die Einführung und Nutzung der Zahlen in der Mathematik, sind wir es gewohnt quantitativ zu denken: 1 Mensch + 1 Mensch ergibt 2 Menschen. Qualitäten müssen aber bei dieser Rechnung per Definition unterdrückt werden. Die Zahlen, die wir aus der Mathematik kennen, können keine Qualitäten darstellen. Damit haben wir eine Gesellschaft geschaffen, die auf dem Paradigma “Schneller, Weiter, Höher, Besser” basiert. Gotthard Guenther hat im Rahmen der Polykontexturalitätstheorie qualitative, oder auch nebengeordnete Zahlen eingeführt. Eine qualitative Zahl kann mehrere Nachfolger und Vorgänger haben. Ich möchte garnicht im Detail darauf eingehen, sondern auf die Geschichte Morgen und Morgen von Claus Baldus verweisen, in welcher diese Zahlen sehr eindrucksvoll eingeführt werden. Möchte man dann tiefer in die Details der Keno- und Morphogrammatik, die im Sinne des Aufbaus einer Polykontexturalen Logik operieren, einsteigen, verweise ich gerne auf die Arbeit Eine Einführung in die Theorie der logischen Form von Thomas Mahler.

Des Weiteren wissen wir aus der Systemtheorie, dass Menschen operativ geschlossene Systeme sind. Menschen lassen sich nicht direkt von aussen steuern. Menschen nehmen zwar Daten und Energie von extern auf. Diese werden aber innerhalb des Systems “Mensch” auf der Basis von gemachten Erfahrungen, der genossenen Erziehung, dem erworbenen Wissen, den eigen gesetzten Regeln etc. zu subjektiven Informationen verarbeitet. Das bedeutet, man kann nicht direkt verhindern dass Jemand etwas ungerecht findet oder nicht.

Fassen wir zusammen. In dem Moment, wo das Thema Gleichberechtigung auf die Agenda gehoben wird, zweifelsfrei und was ich auch garnicht abstreiten möchte, einem guten Grund folgend, wird genau das Gegenteil erreicht, nämlich Gleichberechtigung bekämpft. Was könnte eine Lösung sein? Da möchte ich mich auf den kategorischen Imperativ von Immanuel Kant beziehen, der uns zu der Maxime führt: „Behandle Deine Mitmenschen so, wie Du willst das sie auch Dich behandeln.” Wird diese Regel von jedem Menschen befolgt, können wir das Wort Gleichberechtigung zu Grabe tragen.

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