Mein Zettelkasten der Reise des Verstehens

Seit geraumer Zeit bemerke ich, dass ich viele Ideen und Gedanken generiere, die ich nicht gleich zu vollständigen Posts verfassen kann, da sie noch unvollständig sind. Deshalb habe ich nun begonnen einen Zettelkasten meiner Reise des Verstehens in Evernote anzulegen. Ich habe mich bei der Strukturierung des Zettelkastens von Niklas Luhmann inspirieren lassen.

Der Zettelkasten ist übrigens frei verfügbar. Nahezu täglich werde ich diesen aktualisieren.

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Unternehmenskultur ist kein Erfolgsfaktor, sondern eine Wirkung von Erfolg

Mein letzter Post in diesem Jahr ist einem besonderen Buch gewidmet. Besonders ist das Buch für mich deshalb, weil es sich einem meiner Lieblingsthemen, der Komplexität in der Wirtschaft, widmet und mit einigen Denkmustern diesbezüglich aufräumt.

Es dreht sich um das Buch Organsiation für Komplexität: Wie Arbeit wieder lebendig wird – und Höchstleistung entsteht von Niels Pfläging. Der Satz des Titels dieses Beitrages kommt aus diesem neuen Buch. Aber dazu gleich mehr.

Pfläging_Organisation für Komplexität

Kurz vor dem Weihnachtsfest hat Niels Pfläging mich um eine Rezension gebeten und mir zu diesem Zweck sein neuestes Buch gesendet. Danke dafür.

Komplexität ist wohl eines der am meisten missverstandenen Themen in der Wirtschaft. Komplexität wird als etwas Schlechtes angesehen, die reduziert werden muss. Es ist aber genau das Gegenteil der Fall, ähnlich zu der Gesundheit beim Menschen.

Das Buch ist kein normales Sachbuch, wie man es von den meisten Wirtschaftsbüchern kennt und erwartet. Das Format ist quadratisch und handlich im Gebrauch. Es besticht durch viele erklärende und eingängige Abbildungen und ist deshalb schnell und einfach zu lesen. Aufgebaut ist das Buch in 7 Kapitel, auf die ich nun gesondert eingehen werde.

Kapitel 1: Zur Wirkung von Komplexität auf Arbeit und Organisation

Wir befinden uns derzeit in der tayloristischen Erfolgsfalle. Im Industriezeitalter war das Trennen zwischen Denken (Management) und dem Ausführen (Belegschaft) wertgenerierend. Heutzutage im Informationszeitalter, obwohl ich diesen Begriff gar nicht so mag, ist das nicht mehr der Fall. Nur wir kommen nicht davon los. Der Autor beschreibt die Wirkzusammenhänge. Ähnliches habe ich in meinem Rucksack meiner Reise des Verstehens ausgeführt.

Kapitel 2: Menschen in Arbeit – die geheimnisvolle Zutat

Der Mensch rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung. Wirtschaft wurde von Menschen für Menschen erfunden. Menschen sind grundsätzlich motiviert. Beispiele dafür finden wir in dem Ausleben der Hobbies in der Freizeit. Arbeit kann aber ebenso Spaß machen und sollte es auch.

Direkte Motivation der Mitarbeiter, wie es immer wieder in der Mainstreamliteratur als eine der Hauptaufgaben der Führungskräfte propagiert wird, funktioniert nicht. Das Management sollte Rahmenbedingungen schaffen, in denen die Mitarbeiter sich weiterhin motivieren können, denn sie sind an sich motiviert. Das Einzige was Führung direkt schaffen kann ist Demotivation.

Organisationen können dann Komplexität am besten handhaben, wenn sie aus Menschen mit unterschiedlichen Motiven und Präferenzen bestehen. An dieser Stelle kann man Bezug nehmen zum Gesetz der erforderlichen Varietät von Ashby, obwohl der Autor das hier nicht explizit ausführt. Daraus schlussfolgert er dass Einzelleistungen ein Mythos sind und rein gar nichts zur Gesamtleistung einer Organisation beitragen. Damit besitzen auch Einzelbeurteilungen und Einzelzielvereinbarungen eher einen demotivierenden und damit negativen Effekt. Es kommt also auf die Interaktion der Mitarbeiter untereinander an, nicht auf die einzelnen Leistungen dieser. Kommunikation ist wichtig.

Kapitel 3: Selbst-steuernde Teams und die Netzwerkorganisation

Es geht in diesem Abschnitt des Buches um das Institutionalisieren von Teams in Organisationen und wie diese bestenfalls zusammenarbeiten sollten, um Komplexität zu handhaben. In den meisten Unternehmen wird ausschließlich über Hierarchien versucht eine Zusammenarbeit herzustellen. Dadurch aber wird die Umwelt des Unternehmens zu stark trivialisiert. Details zu diesen Ausführungen habe ich in meinem Post Hierarchien sind Trivialisierungsstrukturen aufgezeigt.

Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich den Autor hier richtig verstehe. Aber ich verdamme Hierarchien nicht grundsätzlich. Eine Organisation bewegt sich zwischen den Polen Hierarchie und Heterarchie. Aber mehr dazu im oben angegebenen Post.

Der Autor spricht in diesem Zusammenhang von Business Teams und stellt diese den herkömmlichen Abteilungen, wie sie in Organisationen vorzufinden sind, gegenüber. Im Kleinen können Business Teams alle Aufgaben der Organisation übernehmen. Abteilungen können dies nicht, da sie in der Regel eine Anhäufung von Experten zu einem jeweiligen Gebiet sind, beispielsweise in einer Vertriebsabteilung. Ich erkenne an dieser Stelle einige Parallelen zum Viable System Model von Stafford Beer, obwohl der Autor das nicht ausdrücklich formuliert.

In der Quintessenz geht es also in diesem Kapitel um eine dezentrale Ausrichtung einer Organisation mit dem Fokus Richtung Markt.

Kapitel 4: Organisationen als Systeme: Design für Komplexität

Am Anfang dieses Kapitels erläutert der Autor warum es irreführend und kontraproduktiv bezüglich des Umgangs mit Komplexität ist, eine Organisation als Pyramide zu sehen, an deren Spitze das Topmanagement sitzt. Denn sowohl das Interagieren von Menschen untereinander als auch die Wertschöpfung durch Arbeit geschieht auf vernetzte Art und Weise. Also sollte eine Organisation eher als Netzwerk denn als Hierarchie gesehen werden.

Darauf aufbauend wird mit dem Paradigma der althergebrachten Aufbau- und Ablauforganisation in Organisationen aufgeräumt. Diese können nämlich die Dynamik des Marktes nicht begegnen, da sie keinem schnellen und flexiblen Denken und Handeln zuträglich sind. Wahrgenommen wird in Marktnähe (Peripherie), entschieden aber stets im Zentrum beim Management. Dadurch werden Organisationen zu träge. Entscheidungen sollten stets dort gefällt werden wo in dem jeweiligen Kontext die größte Erfahrung, Wissen und Skills herrschen. Das ist nicht immer beim Topmanagement der Fall. Es wird in diesem Kontext wieder, wie auch im letzten Kapitel, pro Dezentralisierung argumentiert.

Und dann kommt der Hammer, da eines der Haupterkenntnisse für mich aus diesem Buch. Alleine dieser Satz rechtfertigt den Kauf des Buches.

Unternehmenskultur ist kein Erfolgsfaktor, sondern eine Wirkung von Erfolg.

Mit dieser Erkenntnis wird jedes Herumdoktern an Kultur ad absurdum geführt. Es macht schlichtweg keinen Sinn. Jedes Unternehmen hat die Kultur, die es verdient. Ein Beobachten der Kultur ist angebracht, da daraus Erkenntnisse für die Überlebensfähigkeit des Unternehmens gezogen werden können.

Kapitel 5: Dynamikrobuste Netzwerke für alle: so wird’s gemacht

In diesem Kapitel nutzt der Autor Erkenntnisse der ersten Kapitel, um eine komplexitätshandhabende Organisation aufzubauen. Klar ist, dass eine solche Organisation netzwerkartig aufgebaut sein muss, die vom Markt her gesteuert wird. Dadurch wird eine Marktausrichtung der Organisation manifestiert, die heute in den meisten Unternehmen nicht zu beobachten ist, da diese durch aufgesetzte starre Strukturen und Prozesse “in ihrem eigenen Saft schmorren” und sich größtenteils nur mit sich selber beschäftigen.

Der Autor benennt einige konkrete Schritte, die aus meiner Sicht klar und sauber hergeleitet sind. Für Details zu diesen Schritten kann ich Ihnen das Buch nur wärmstens empfehlen, aber nicht nur dafür.

Kapitel 6: Führung in Komplexität: Was bleibt – und was es braucht

Aufbauend auf Kapitel 5 und wiederum die Erkenntnisse der ersten 4 Kapitel nutzend wird nun aufgezeigt, wie einer komplexitätshandhabenden Organisation Leben eingehaucht werden kann.

Es geht um Führung.

Der rote Faden des Buches ist vom Autor für mich sehr klar und prägnant herausgearbeitet worden. Die Kapitel 1 bis 4 sensibilisieren für Komplexität und räumen mit einigen grundsätzlichen Paradigmen in diesem Kontext auf. Im Kapitel 5 werden Schritte benannt, eine komplexitätshandhabende Organisation zu institutionalisieren. In diesem Kapitel wird herausgearbeitet, was notwendig ist, solch eine Organisation nachhaltig am Leben zu erhalten.

Genial!

Führung im Rahmen von Komplexität bedeutet nicht Arbeit am Menschen sondern Arbeit am System. Was bedeutet das? Führung ist nicht gleichzusetzen mit Steuerung. Wir haben bereits im Rahmen des vierten Kapitels wahrgenommen, dass Steuerung durch den Markt geschieht und man dieser aus dem Inneren der Organisation nicht im Wege stehen sollte. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass eine Organisation sich auf Gedeih und Verderb dem Markt ausliefern sollte. Eine Organisation sollte auch zu gewissen Zeiten den Markt gestalten. Das lese ich aber so explizit nicht aus den Zeilen des Buches heraus. Aber vielleicht ist es dass was der Autor mit “Spürbar-Machen des Marktzuges” meint.

Die Interessen aller Anspruchsgruppen einer Organisation müssen als Wirknetz verstanden werden, da diese untereinander abhängig sind. Erfolg in diesem Sinne ist weder ein Nullsummenspiel noch ist es Win-Win. Wir bewegen uns hier also wieder einmal wie so oft zwischen den Polen.

Kapitel 7: Stecken bleiben oder transformieren

In diesem Kapitel zeigt der Autor unter anderem auf, warum viele der Unternehmen (alte und junge) heute immer noch in dem tayloristischen Organisationsmodell stecken und dort nur schwer herauskommen. Nur die Erfolgsfalle des Industrialisierungszeitalters, wie oben angesprochen, kann nicht der alleinige Grund dafür sein, insbesondere nicht für Unternehmen, die in der heutigen Zeit entstehen.

Diese Unternehmen, die heutzutage als Start-Ups gegründet werden und wurden und in ihrer Anfangszeit sehr erfolgreich waren, kommen fast alle in den Modus Taylorismus hinein. Den Grund dafür nennt der Autor Seitenwindanfälligkeit. Die meisten dieser Unternehmen haben kein Wissen darüber, was sie in der Phase des Start-Ups erfolgreich macht bzw. gemacht hat. Dann kommt die Dynamik des Marktes ins Spiel und dieser wird mit Bürokratismus (Einführen von inflexiblen nicht mehr wertgenerierenden Prozessen, Regeln, Strukturen und Verantwortlichkeiten) begegnet. Der Samen für Taylorismus ist damit gelegt und kann gedeihen. Ich habe selber einige dieser Beispiele hautnah und live miterlebt.

Fazit

Das Buch ist unbedingt lesenswert, und zwar nicht nur für Manager und Führungskräfte, sondern für alle Menschen, die in Organisationen tätig sind.

Leider erkennt man, wenn man das Gelesene ausreichend reflektiert, dass sehr viele Prozesse, Regeln und Strukturen in heutigen Organisationen so ausgerichtet sind, dass Komplexität nicht gehandhabt werden kann. Das ist wohl auch der Grund, warum Komplexität als Feind und nicht als Freund gesehen wird. Dabei liegt es gar nicht an der Komplexität an sich, sondern an uns Menschen.

Dieses Buch kann aus meiner Sicht ein großes Stück Erleuchtung in diese Richtung bringen.

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Neothesus: Diskutieren von aktuellen spannenden Themen mit Experten

Heute Vormittag erreichte mich eine Nachricht von Marco Linder.

Hallo Conny,

mein Name ist Marco Linder und ich bin einer der Gründer von Neothesus.de, einer innovativen Wissenschafts-Community im Internet.

Auf www.neothesus.de präsentieren namhafte Professoren wissenschaftliche Fragestellungen per Video.

Seit Freitag ist Frau Dr. Radde von der Universität Stuttgart per Video präsent. Sie stellt dort die wissenschaftliche Fragestellung, inwiefern die Systembiologie wertvolle Beiträge zur Optimierung von Tumortherapien leisten kann:

http://www.neothesus.de/2013/11/01/systembiologie-zur-optimierung-von-tumortherapien/

Ich kann mir gut vorstellen, dass für Ihre Blogleser die von Frau Dr. Radde initialisierte Diskussion interessant sein könnte.

Viele Grüße aus Leonberg,
Marco Linder

Dem Wunsch des Bekanntmachens dieser Plattform komme ich hiermit sehr gerne nach. Viel Spaß beim Durchstöbern der Videos und dem anschließenden Diskutieren.

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Kommunikation 2.0 – Gesagt ist weder gehört noch verstanden

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Die letzte Woche des MOOC Management 2.0 stand unter dem Motto „Kommunikation 2.0“. Das ist das für mich vielleicht spannendste Thema bislang im MOOC, da ich mich hier von Niklas Luhmann inspirieren lasse, der sinngemäß sagt, dass durch die Operation der Kommunikation überhaupt erst Organisationen von Menschen entstehen, also auch Unternehmen.

Ohne Kommunikation, keine Unternehmen!

Meine Gedanken und Ideen zu diesem Thema, wo ich natürlich wieder Diskussionen der Xing-Community einfließen lassen, möchte ich Ihnen in diesem Post anreichen. Unterteilen möchte ich meine Darlegung in drei Abschnitte.

Im ersten Teil möchte ich Ihnen transparent machen, dass Kommunikation eigentlich unwahrscheinlich ist, wir aber trotzdem nicht nicht kommunizieren können. Im zweiten Teil möchte ich darauf aufbauend thematisieren, dass Kommunikation je besser sie funktioniert desto nutzloser ist, da weniger Information bei den Beteiligten generiert wird. Die Erkenntnisse möchte ich dann im dritten Abschnitt nutzen, um ein Fazit für Kommunikation 2.0 in Unternehmen zu ziehen.

Kommunikation ist unwahrscheinlich trotzdem geht es nicht ohne

2 Zitate zweier großer Systemtheoretiker möchte ich hier anführen. Das erste stammt von Niklas Luhmann aus seinem Buch Aufsätze und Reden

Kommunikation ist unwahrscheinlich. Sie ist unwahrscheinlich, obwohl wir sie jeden Tag erleben, praktizieren und ohne sie nicht leben würden.

Und das zweite von Paul Watzlawick aus dem Buch Menschliche Kommunikation.

Man kann nicht nicht kommunizieren.

Beide Zitate scheinen, wenn man sie sich „auf der Zunge“ zergehen lässt, paradox, unwirklich und so ganz anders zu sein, als das was wir im Alltag eigentlich mit Kommunikation verbinden. Licht ins Dunkel dieser beiden Zitate bringt die folgende Seite des Netzwerkes consenser.org, welche einer meiner Weggefährten auf meiner Reise des Verstehens, Daniel Juling, ins Leben gerufen hat.

Was bedeutet also Kommunikation bzw. wie läuft sie ab?

Die in dem Link von consenser.org dargestellte Abfolge von Kommunikation möchte ich hier in meinen Worten darstellen und an einem praktischen Beispiel eines Projektstatusmeetings illustrieren.

Stellen Sie sich vor, sie sind Projektleiter eines Projektes, in dem ich Teilprojektleiter bin. In dem besagten Statusmeeting muss ich Ihnen den Status meiner zu verantwortenden Arbeitspakete darlegen. Wenn Sie nun beispielsweise verhindert wären und an dem Meeting gar nicht teilnehmen könnten, könnte auch keine Kommunikation bzgl. des Status zwischen uns zu Stande kommen. Grundlage einer Kommunikation ist also erst einmal die Wahrnehmung.

Ohne Wahrnehmung auch keine Kommunikation.

Reicht Wahrnehmung aber alleine aus, damit eine Kommunikation zu Stande kommen kann?

Nein. Stellen wir uns vor, dass dies bereits die 10-te Statusrunde ist, in der ich meinen Status darlege. Bislang habe ich stets „grün“ gemeldet. Nun melde ich wieder „grün“, meine Körperhaltung „sagt“ aber etwas Anderes. Ich bin nervös. Wenn Sie als Projektleiter diesen Umstand meiner Nervosität nicht erkennen, werden Sie auch nicht darauf reagieren. Sie nehmen mich wahr. Sie erkennen aber nicht, dass ich Ihnen gerade eine Information mitteile. In diesem Fall tritt also keine Kommunikation ein. Erkennen Sie meine Nervosität, dann nehmen Sie entsprechend den Unterschied zu den vorigen Statusmeetings wahr. Dieser Unterschied macht für Sie eine Information aus, die ich Ihnen mitteile. Aus Ihrer Sicht könnte die Nervosität darauf abzielen, dass ich mir nicht sicher bin ob des „grünen“ Status.

Es liegt also erst dann Kommunikation vor, wenn der Empfänger merkt, dass der Sender eine Information mitgeteilt hat.

Aber Vorsicht. Genau in diesem Punkt können Missverständnisse zu Tage treten. Denn was ist, wenn ich zwar nervös bin, allerdings nicht wegen des Projektstatus, sondern wegen einer sehr wichtigen Klausur, die meine Tochter in der Schule schreiben muss? Dann schreiben Sie meiner Mitteilung eine andere Information zu als ich für meine Mitteilung verwende. Wir verstehen uns nicht, wir missverstehen uns. Wenn ich allerdings wegen des Projektstatus nervös bin, ist in diesem Punkt ein Ankerpunkt für eine Fortsetzung der Kommunikation gesetzt. Sie als Projektleiter würden den Status hinterfragen und ich würde es vielleicht entsprechend interpretieren können, da es mir ja in diesem Kontext nicht um meine Tochter und der Klausur geht. Jetzt tauschen wir die Rollen. Sie sind Sender und ich bin Empfänger und das Spiel beginnt von Neuem.

Kommunikation liegt dann vor, wenn der Empfänger der Mitteilung die gleiche Information zuschreibt, wie der Sender für seine Mitteilung verwendet hat.

Vielleicht verstehen Sie jetzt auch die von mir vertretene These, dass Kommunikation unwahrscheinlich ist, aber trotzdem stets passiert. In einer Interaktion geht es nicht ohne Kommunikation. Unser Gegenüber muss gar nichts sagen. Alleine unsere Beobachtung, die wir von ihm anstellen, reicht aus, dass wir in uns Information über diese Beobachtung generieren, die wir einer Wertung unterziehen. Diese Wertung führt bei uns dann zu Reaktionen, die auch wiederum nicht in gesprochene Sätze ausgedrückt werden müssen. Unser Gegenüber schreibt dann diesen Reaktionen wiederum gewisse Informationen zu und reagiert abermals. Dabei kann es auch sein, dass weder ich noch mein Gegenüber mit den Reaktionen den jeweils Anderen meinen. Entscheidend ist und bleibt, welche Zuschreibung der jeweilige „Empfänger“ anstellt. Auch die Rolle des Empfängers schreibt man sich selber zu.

Bei Kommunikation bestimmt der Empfänger die Nachricht, nicht der Sender.

Kommunikation funktioniert desto besser je weniger Mehrwert sie stiftet.

Und damit kommen wir zum zweiten Teil. An dieser Stelle möchte ich gerne auf einen Beitrag über starke und schwache Verbindungen hinweisen, in dem es um die These, dass paradoxerweise die emotional und existentiell schwachen Bindungen des Menschen die informationstheoretisch starken Bindungen sind.

Was bedeutet das?

Mit Menschen, mit denen man sich häufig und oft umgibt, bildet man auf einer Metaebene einen größeren Konsens aus, als mit Menschen, mit denen man nicht so häufig verkehrt. Man redet einfach öfter mit ihnen und kennt ihre Meinungen und Gedanken aus Gesprächen, jedenfalls das was man in dem Gesagten der Menschen in für einen selbst verwertbare Information umwandelt (siehe Teil 1). Informationen sind aber eben nur dann Informationen, wenn sie einen Unterschied machen, also etwas Neues darstellen. Sonst bleiben es einfach nur Daten. Man generiert also pro Kommunikationsvorgang mit Menschen, die man selten sieht, eher Information aus Daten als von denen, die man häufiger sieht.

Mit Menschen, die man kennt, lässt sich am gelungensten kommunizieren, da die Chance größer ist, dass der Empfänger der Mitteilung die gleiche Information zuschreibt, wie der Sender für seine Mitteilung verwendet hat. Der Nebeneffekt ist aber, dass mit dem Größerwerden dieser Wahrscheinlichkeit in der Regel der Grad an Neuem schwindet. Dementsprechend wird dann auch weniger Information generiert. Aber ist nicht Sinn und Zweck von Kommunikation Neues zu vermitteln und zu erfahren?

Es lässt sich also festhalten, dass je gelungener Kommunikation von statten geht, desto weniger Information wird generiert und umgekehrt.

Fazit

Im ersten Abschnitt habe ich erörtert, dass Menschen je besser miteinander kommunizieren können desto größeren Konsens sie auf der Ebene der Syntax erlangt haben. Dann nutzen Sie nämlich gleiche Symboliken und können diesen auch gleichen Informationen zuordnen. Sie nähern sich damit auch auf der Ebene der Semantik an. Im zweiten Abschnitt allerdings habe ich herausgefunden, dass genau in diesem Fall, wenn Menschen sich nämlich sehr gut kennen, der Informationsgehalt einer Kommunikation relativ gering ist. Der eigentliche Mehrwert einer Kommunikation, nämlich Informationsgewinnung, geht verloren.

Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für Kommunikation 2.0 in Unternehmen?

Den entscheidenden Sprung von Kommunikation 1.0 zu 2.0 vollzieht man aus meiner Sicht, in dem man oben gezogene Wirkzusammenhänge auf sich wirken lässt und entsprechende Demut gegenüber Kommunikation an sich zeigt. „GESAGT“ ist nicht gleichbedeutend mit „GEHÖRT und schon gar nicht mit „VERSTANDEN“. Kommunikation ist Glückssache.

Das bedeutet nun aber nicht es dem Vogel Strauß gleich zu tun und den Kopf in den Sand zu stecken und in Bezug auf Kommunikation nur zu hoffen. Man kann dem Glück ein wenig auf die Sprünge helfen. Und ich glaube an ein grundsätzliches Gelingen von Kommunikation. Würde ich es nicht tun, wäre ich nicht solch ein begeisterter Blogger. J

Es lassen sich gewisse Rahmen und Strukturen setzen, die die Wahrscheinlichkeit des Gelingens von Kommunikation erhöhen, wobei man niemals bei 100% landen wird. Aber das haben wir ja bereits erörtert.

Kommunikation 2.0 bedeutet ebenfalls Strukturen zu schaffen, die einen Konsens auf Ebene der Syntax und Semantik herstellen. In diesem Zusammenhang sollten Manager und Führungskräfte, nein eigentlich alle Mitarbeiter eines Unternehmens, da ja alle Mitarbeiter in Kommunikation eingebunden sind, klar, deutlich und einfach ihre Gedanken und Ideen formulieren. Sarkasmus und Zynismus sind beispielsweise unangebracht. Menschen sollten im Rahmen von Kommunikation authentisch und transparent sein. Sie sollten keine „Hidden Aganda“ verfolgen. Kurze und knappe Sätze sollten verwendet werden. Gleiche Symbolik sollte man stets mit der gleichen Bedeutung belegen.

Kommunikation 2.0 bedeutet des Weiteren, und das ist wohl die größte Kunst, das Schaffen eines Konsenses auf Ebene der Syntax und Semantik nicht zulasten des Generierens von Informationen zu gestalten. Kommunikation sollte immer noch einen Mehrwert generieren. Menschen sollten im Rahmen von Kommunikation stets etwas Neues erfahren. An dieser Stelle sehe ich das größte Potential für gelungene Kommunikation. Ein Rezept dieses zu erreichen gibt es aus meiner Sicht nicht, allerdings bilden die hier angesprochenen Punkte Prämissen, die man beachten sollte.

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Enterprise 2.0 – Alles nur Technologie und Technik?

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Die im Titel aufgestellte Frage stieg in mir auf, als ich mir zu Beginn der letzten Management 2.0 MOOC-Woche, die den Titel „Enterprise 2.0“ trug, die Positionspapiere von Stefan Smolnik, Harald Schirmer und Michael Koch zu Gemüte führte.

Daraufhin stellte ich einen Thread namens Hilferuf: Warum nur verstecken wir Menschen uns immer wieder hinter Technologie? in unserer Xing-Community ein, wo ich genau diese Thematik mit den anderen Teilnehmern beleuchten wollte. Bis heute Morgen gibt es erstaunliche 27 Beiträge in diesem Thread. Eine Behandlung dieser Frage scheint also nicht nur für mich essentiell zu sein.

In meinem Eingangsstatement des Threads stelle ich die These auf, dass wir Menschen uns allzu oft hinter Technologie verstecken, den Glauben an einen Wandel zu sehr in die Technologie stecken und auch der Technologie die Verantwortung geben, wenn der Wandel dann nicht funktioniert. Der Begriff Technologie steht in diesem Zusammenhang nicht nur für Software und Tools, sondern auch für Prozesse und Methoden, die damit einher gehen.

Um das vorweg zunehmen. Ich verdamme keines Falls die Technologie, ganz im Gegenteil. Technologie ist notwendig und wichtig. Ich möchte auch gar nicht zwischen Technologie und Nicht-Technologie trennen, aber unterscheiden möchte ich schon zwischen diesen beiden Themen. Beides hat seine Daseinsberechtigung. Mir geht es um ein SOWOHL-ALS-AUCH, nicht ein ENTWEDER-ODER.

Um hier näher einzutauchen, sollte man meines Erachtens die Geschichte des Menschen im Zusammenhang zur Technologie reflektieren. Warum hat eigentlich die Technologie heute einen so hohen Stellenwert für uns Menschen und welche Auswirkungen hat der Fortschritt im Bereich der Technologie für uns Menschen?

Dafür möchte ich auf ein Dokument eines zu Unrecht, wie ich finde, unbekannten Denkers hinweisen. Es handelt sich um Oswald Spengler. In seiner Abhandlung Der Mensch und die Technik argumentiert er auf Seite 29

Das Tempo der Erfindungen wächst ins Phantastische, …

vergisst aber nicht zu erwähnen, dass (Seite 30)

Aber damit ist die Seelische Spannung zwischen Führer und Geführten gefährlich gewachsen. Man versteht einander nicht mehr. Die frühesten „Unternehmungen“ der vorchristlichen Jahrtausende forderten die verstehende Mitarbeit aller, die wussten und fühlten, um was es ging. Es war eine Art Kameradschaft dabei, wie heute auf der Treibjagd und beim Sport. Schon bei den großen Bauten im frühen Ägypten und Babylonien kann das nicht mehr der Fall gewesen sein. Der einzelne Arbeiter begriff weder das Ziel noch den Zweck des ganzen Verfahrens.

Dieses Zitat zeigt alleine schon die Herausforderung auf, die wir Menschen in Bezug auf die Technologie handhaben müssen. Mit dem Fortschritt der Technologie, die wir Menschen stetig vorantreiben, erhöhen wir die Komplexität unserer Umwelt, die wir handhaben müssen. Ein Beispiel möchte ich Ihnen gerne geben.

Mit dem Einzug der technologischen Möglichkeiten rund um Web 2.0, wie beispielsweise die sozialen Foren (Facebook, Twitter, …), Blogs oder Wikis, haben die Menschen nicht nur die Möglichkeit zu konsumieren, sondern auch zu produzieren. Das Veröffentlichen von privaten Meinungen, Gedanken und Ideen ist nun nicht mehr nur Experten vorbehalten, da die technischen Hürden zum Erstellen von Inhalten im WWW dramatisch herunter gesetzt wurden. Das wiederum hat aber einen gravierenden Einschnitt für Unternehmenslenker beispielsweise in Bezug zu Kunden des Unternehmens zur Folge. Denn es gibt nun sehr viel mehr Freiheitsgrade im Markt, die Erfolg oder Nichterfolg eines Unternehmens beeinflussen.

Des Weiteren, und das ist ein zweiter nicht minder zu verachtender Aspekt, besteht durch die stetig fortschreitende Entwicklung im Bereich der Technologie die Notwendigkeit für Menschen zur Spezialisierung, um diese noch beherrschbar zu machen. Damit wird aber die Gefahr einer Entfremdung der Menschen für die Sache an sich größer. Mitarbeiter eines Unternehmens verstehen immer weniger, warum sie eigentlich eine bestimmte Aufgabe ausführen müssen. Sie sinnentkoppeln sich.

Es gilt also dieser so genannten Problem-Lösungsspirale zu folgen. Wir können gar nicht anders. Allerdings auf einer anderen Art und Weise als wir es bislang tun. Denn wie sagte Albert Einstein schon?

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

Ich bin mir sicher. Im Bereich der Technologie haben wir Stand heute einen ausreichenden Stand erreicht, um alle bekannten großen globalen Probleme (Umweltkrise, Ökonomische Krise) zu lösen. Nur wir Menschen setzen diese Technologie nicht sinngekoppelt ein.

Bei Technologie geht es um tote Materie, Menschen aber sind lebendig. Wir übertragen unsere Denkvorgänge, mit denen wir die Technologie weiter entwickeln, zu einfach und unreflektiert in den Bereich der Menschen. Dadurch trivialisieren wir uns Menschen zu Maschinen. Ich komme immer wieder auf den schon häufig von mir thematisierten Punkt zurück:

Wir müssen unser Denken und Agieren in der Wirtschaft, und nicht nur dort, wieder menschlicher machen.

Und damit bin ich dann auch schon beim “Enterprise 2.0”. Wann verdient ein Unternehmen den Untertitel “Enterprise 2.0”? Aus meiner Sicht dann, wenn in diesem Unternehmen Strukturen und Rahmen geschaffen sind, in welchem jeder Mitarbeiter seiner Tätigkeit einen Sinn geben kann.

Ist dafür Technologie notwendig? Technologie kann ein Enabler dafür sein. Wir sollten aber nicht vergessen. Technologie ist überhaupt erst der Grund für diese fortschreitende Sinnentkopplung. Nun müssen wir Alles dafür tun, dass wir den Fortschritt seitens der Technologie so menschlich wie möglich und nötig einsetzen. Denn was bringt es beispielsweise, wenn wir technologisch die Möglichkeit schaffen, dass jeder Mitarbeiter in einem Unternehmen sich über Wikis oder Blogs einbringen kann, es aber nicht tut. Aus welchen Beweggründen auch immer.

Der von mir hier in diesem Post angerisse Thread war auch Beweggrund für Simon Dückert, dem Moderator der freitäglichen Expertenrunden dieses MOOCs, mich am vergangenen Freitag anzurufen. Er wollte sich mit mir persönlich zu dieser Thematik austauschen. Es war ein sehr spannendes und erkenntnisreiches Telefonat für mich. Danke Simon. Unsere Sichtweisen bzgl. Technologie im Sinne von Enterprise liegen sehr dicht beisammen.

Auch die Expertenrunde am Freitag, die ich leider nicht live miterleben konnte, aber gestern als Podcast nacherlebt habe, hat diesen Eindruck in mir gestärkt, dass wir nicht nur der Technologie hinterher hecheln und uns Menschen dabei vergessen.

Die größte Hürde beim Wandel eines Unternehmens in Richtung Enterprise 2.0 ist nicht in der Technologie zu suchen. Diese liegt nämlich darin, den technologischen Fortschritt mit Denk- und Handelsweisen aus dem Bereich der Lebendigkeit anzureichern, um den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Das war auch einhellige Meinung der 3 Experten.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine kleine Information anreichen. Falls Sie die freitäglichen Expertenrunden nicht live verfolgen können, haben Sie die Gelegenheit, dieses offline und nachträglich zu tun. Über diesen Link können Sie die Podcasts dieser Runden hören.

Lassen sie uns menscheln!

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Innovation 2.0 – Lassen sich Innovationen managen?

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Mittlerweile ist die dritte Themenwoche des MOOC Management 2.0 zu Ende gegangen. Wiederum fanden in der letzten Woche spannende Diskussionen zum Thema Innovation 2.0 auf unserer Xing-Community statt.

Wie Sie es bereits schon von meinen vorigen Posts zu dem MOOC Management 2.0 kennen, werde ich zu bestimmten Themen immer wieder einen Link zu der Xing-Community setzen, wenn dieses von mir angerissene Thema dort auch diskutiert wurde.

Ich möchte heute auf zwei Fragestellungen eingehen.

  1. Was ist eigentlich Innovation?
  2. Kann man Innovationen managen?

Es ist aus meiner Sicht unerlässlich, dass man sich bevor man über einen Begriff inhaltlich diskutiert, diesen erst einmal erklären sollte. Das möchte ich mit der Beantwortung der ersten Frage tun.

Innovationen haben in meinen Augen stets mindestens 2 Dimensionen. Sie sind neuartig und sie generieren einen Mehrwert für Denjenigen, der die entsprechende Leistung als Innovation ansieht. Was also für mich eine Innovation ist, muss für Sie noch lange keine sein. Ich möchte hier auch gar keine Einschränkung auf Prozesse, Methoden, Tools, Produkte etc. machen wollen. Warum sich hier einschränken wollen?

An der Dimension „Mehrwert“ ziehe ich auch die Unterscheidung zwischen Kreativität und Innovation. Kreativität erzeugt nicht immer einen unmittelbaren Mehrwert für ein Unternehmen, ganz im Gegenteil. Sehr oft werden Ideen und Gedanken, die im Rahmen von kreativen Phasen aufgedeckt werden, wieder verworfen. Hier möchte ich nicht darauf eingehen, in wie weit verworfene Ideen in letztendliche Innovationen doch irgendwie einfließen, da man ohne diese verworfenen Ideen vielleicht nicht die entscheidenden Ideen generiert hätte. Ohne Kreativität kann also aus meiner Sicht keine Innovation entstehen, wo hingegen nicht jede kreative Phase als innovativ angesehen werden kann.

Damit möchte ich es auch schon gut sein lassen. Innovationen sind neuartig und erzeugen einen Mehrwert. Muss der Begriff „Innovation“ komplizierter definiert werden? Vielleicht, damit wir noch besser mit Innovation umgehen können, diese vielleicht sogar managen können?

Damit möchte ich dann auch schon zur zweiten Frage überleiten. Lassen sich Innovationen managen? Diese Frage habe ich auch in der Xing-Community als Thread formuliert. Meine Sicht dazu möchte ich hier noch einmal spiegeln.

Es scheint auf dem ersten Blick naheliegend, dass, wenn das Thema Innovation im Rahmen eines MOOC zu Management debattiert wird, dass es auch irgendwie gemanaged werden kann, oder? Hier geht es aber um Management 2.0 und in diesem Sinne bin ich auch ganz fest der Meinung, dass Innovationen nicht im herkömmlichen Sinne gemanaged werden können.

Treffender als Karl-Heinz Brodbeck diese These in seinem Artikel Wirtschaft als kreativer Prozess auf Seite 5 verargumentiert, kann ich es gar nicht tun, weshalb ich ihn hier zitiere.

Kreative Prozesse als Neuerungsprozesse haben keine Ursache. Es ist ein logischer Widerspruch, eine neue Idee prognostizieren zu wollen. Die Prognose einer Neuerung wäre ihre Erfindung – doch dann wäre sie nicht „neu“. Deshalb kann es, aus rein logischen Gründen, keine identifizierbare Ursachen für die Kreativität geben, und deshalb gibt es keine Kreativitätsmaschinen und – im strengen Wortsinn – auch keine Kreativitätstechniken. Eine Technik ist ein Weg zum Ziel, ein Mittel zum Zweck. Bei kreativen Prozessen ist aber das Ziel, der Zweck das Unbekannte. Wie soll man einen Weg definieren, der kein Ziel hat? Wie soll eine Technik funktionieren, wenn man nicht weiß, welche Funktion sie erfüllen soll? Deshalb umgibt die menschliche Kreativität immer auch die Aura des Geheimnisses, des Rätsels ihrer Herkunft. Niemand sagt: Ich mache eine neue Idee, sondern: Mir kommt eine neue Idee. Kreativität ist ein zarte, empfindliche Pflanze, die selbst der Wertschätzung bedarf und die unter dem Einfluss berechnender Gleichgültigkeit (in Geld gerechnet gilt alles gleich) vertrocknet.

Da ich am Anfang des Posts formuliert habe, dass Innovationen ohne Kreativität nicht geschehen, und wenn man sich dann die Worte Brodbecks zur Kreativität zu Gemüte führt, lässt sich sagen, dass Innovationen nicht zu managen sind. Man kann nicht genau vorhersagen, welche Methoden, Techniken und Prozesse zu Innovationen führen. Deshalb kann man auch keine genaue Planung darüber aufstellen, die man dann „controlen“ kann. Hier betritt man den Raum der Ungewissheit.

Selbst wenn aus einer Kreativität ein Output entsteht, ist es nicht immer einfach diesen als Innovation oder als Nichtinnovation zu charakterisieren. Denn dafür fehlt die Basis, da Innovationen nicht immer zur Unternehmensstrategie passen müssen. Logisch oder? Würde es so sein, würden Unternehmen sich die Chance zur Weiterentwicklung nehmen.

Kann man dann Nichts in Bezug auf Innovationen tun?

Doch, ich denke schon. Und damit kommen wir zu Innovation 2.0. Was können also Manager und Führungskräfte tun, um Innovationen in Unternehmen zu begünstigen? An dem Wort „begünstigen“ lässt sich schon meine Einstellung zu diesem Thema erkennen. Aktionen, die in Bezug auf Innovationen getan werden können, haben impliziten Charakter. Es geht darum einen Rahmen zu schaffen, in welchem Mitarbeiter eines Unternehmens genügend Freiraum haben, um kreativ zu sein.

Es geht aber auch darum, und damit wohl einhergehend, den Menschen endlich in den Mittelpunkt des Interesses zu setzen. Der Mensch sollte im Rahmen vom Management nicht mehr nur als Mittel, sondern als Zweck in Betracht gezogen werden. Denn wenn wir uns Menschen als Zweck ansehen würden, würden wir Fragestellungen der folgenden Art zu beantworten versuchen

  1. Wie nehmen wir Menschen unsere Umwelt überhaupt wahr?
  2. Was ist rein physiologisch gar nicht wahrnehmbar und was bedeutet das für Entscheidungen?
  3. Was ist Erkenntnis bzw. Wissen?
  4. Kann man überhaupt etwas wissen? Falls nein: warum nicht? Falls doch: Wie gelangen wir zu unserem Wissen?
  5. Welche Quellen hat unser Wissen?
  6. Welche Rolle spielt die Erfahrung dabei?
  7. Kann man unabhängig von Erfahrung etwas wissen? Falls ja: was?
  8. Wie ist unser Wissen aufgebaut? Hat es ein Fundament? Wenn ja, worin besteht es? Falls nein: Wie ist es dann aufgebaut?
  9. Was ist Wahrheit?
  10. Was haben wir Grund zu glauben?
  11.  Was heißt es, eine Überzeugung zu haben?

Es geht also um ein Menschlichwerden der Wirtschaft. Einer meiner engen Begleiter auf meiner Reise des Verstehens, Heinz Peter Wallner, hat diese Thematik in seinem neuesten sehr inspirierenden Post Management 2.0 – Nur ein Update oder ein radikaler Neuanfang in Unternehmen? ebenfalls aufgegriffen.

Es besteht dringender Handlungsbedarf um der Endung 2.0 Leben einzuhauchen.

Ich möchte nicht versäumen Ihnen die überaus lesenswerten Artikel von Karl-Heinz Brodbeck zum Thema Kreativität anzureichen. Wollen Sie sich intensiv und vor allem tiefgründig mit Kreativität auseinander setzen sind diese Artikel ein genialer Ankerpunkt.

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Projekt 2.0 – Es geht um Haltung, Werte und Vertrauen

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Die letzte Woche im MOOC Management 2.0 mit dem Thema Projekt 2.0 ist am Freitag mit einem Expertengespräch finalisiert worden, was natürlich nicht bedeutet, dieses Thema nicht mehr reflektieren zu dürfen. Ich möchte in diesem Post heute das Thema Projekt 2.0 aus meiner Sicht zusammenfassen und dabei auch auf einige Diskussionen eingehen, die auf Xing im eigens dafür bereit gestellten Forum stattfanden und dokumentiert wurden.

In diesen Debatten ging es um Fragestellungen, wie beispielsweise

  1. Was bedeutet überhaupt Projekt 2.0? (Link zum Forum)
  2. Ist Projekt 2.0 gleich zu setzen mit einer agilen Projektvorgehensweise? (Link zum Forum)
  3. Was bedeutet Planung im Projekt 2.0? (Link zum Forum)

Ich habe zu diesen Themen auch eifrig mitdiskutiert, hatte aber irgendwie das Gefühl, dass wir den Kern noch nicht getroffen hatten. Umso erfreuter war ich, als Andrea Brücken ein Thread mit dem Titel Projekte 2.0 – Neu denken, alt handeln? eröffnet hat. Jetzt wusste ich auch was mir die ganze Zeit gefehlt hat, nämlich die Basis eines wirklichen Wandels im Projektalltag. Das möchte ich jetzt näher darlegen.

Haltung und Werte

Sich ständig und stetig die Frage zu stellen, ob das was heute getan wird überhaupt noch mehrwertgenerierend ist. Nicht das Projekt als solches ist wichtig, sondern die Werte, die man im Projekt erstellen möchte. Werte sind nicht nur materieller Natur, sondern können natürlich auch immateriell sein, wie beispielsweise das Lernen der Projektteilnehmer, wie einer meiner Begleiter und Teilnehmer dieses MOOCs, Peter Addor, immer wieder betont. Projekte dürfen nicht zum Selbstzweck werden. Es ist in erster Linie relativ unwichtig, ein Projekt „in time“, „in budget“ und „in quality“ abzuschließen. Wichtig ist, ob die Werte, die in dem Projekt erstellt werden, für das Unternehmen relevant sind. Das kann dann auch bedeuten, dass Projekte abgebrochen werden, obwohl noch Budget oder Zeit vorhanden sind, nämlich mit dem Grund, dass der Mehrwert, die mit dem Projekt erbracht werden sollte, bereits geschaffen wurde. Björn Schotte hat diese Thematik in einem seiner Threads angerissen.

Das hört sich im ersten Augenblick wohl erst einmal eigenartig an. Wir benötigen natürlich komplett andere Maßstäbe, an dem wir „gute“ und „schlechte“ Projekte bewerten können. Wie will man einer Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer einen Rahmen geben, wenn sich dieser nicht an Scope oder Zeit bemessen lässt. Hier rückt ein weiter wichtiger Aspekt in den Fokus, das Vertrauen.

Vertrauen

Zusammenarbeit, nicht nur zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, basiert auf Vertrauen, nicht auf Verträge. Mit Verträgen wird genau das Entgegengesetzte geschaffen, nämlich Misstrauen. Wenn ich einem Menschen vertrauen möchte, muss ich ihm dieses Vertrauen erst einmal, ohne dass dieser etwas dafür kann, vorschießen. Tue ich das nicht, nehme ich mir die Chance, dass ich diesem Menschen überhaupt irgendwann vertrauen kann. Verträge leisten diesen Vorschuss eben nicht, da sie am Anfang einer zukünftigen Zusammenarbeit ausgehandelt werden.

Des Weiteren habe ich in einigen Diskussionen innerhalb des MOOCs vernommen, dass Vertrauen durch Liefertreue geschaffen wird, getreu dem Motto: „Wenn ich im Rahmen eines Projektes stets termingerecht liefere bin ich vertrauenswürdig.“ Wie steht es aber hier um die Fehlertoleranz? Wenn ich einen Fehler mache, bin ich dann nicht mehr vertrauenswürdig?

Lernen tun wir nur dann, wenn unsere Erwartungen, die wir von einer bestimmten Situation haben, NICHT getroffen werden. Denn nur dann bilden sich neue Muster für uns. Lieferpünktlichkeit suggeriert aber, dass wir von vornherein wissen wann wir was liefern. Unsere Erwartungen werden also im Rahmen des Projektes stets getroffen. Ergo, würden wir im Projekt niemals lernen. Dem stimmen wir wohl Alle nicht zu, oder?

Des Weiteren suggeriert Lieferpünktlichkeit, dass wir keine Fehler machen. Aber keine Fehler macht man nur dann, wenn man nichts tut. Wo bleibt hier die Fehlerkultur in Unternehmen? Wir müssen Fehler machen um zu lernen. Hier bin ich dann wieder bei dem Nichttreffen der eigenen Erwartungen. Fehler sind gut, sie müssen nur schnell erkannt in den Lernprozess eingebunden werden.

In dem Moment also, wo wir mit einem anderen Menschen einen Vertrag bzgl. einer Zusammenarbeit aushandeln, vertrauen wir diesem Menschen nicht. Wir benötigen einen Vertrag als Vertrauensvermittler. Wo können wir Anleihe nehmen, wenn wir mehr über vertragslose Zusammenarbeit wissen möchten und wie diese funktionieren können?

Im privaten Umfeld.

Ich habe in einem Thread meine kleine Geschichte „Vorbereitung des Osterfests 2011 – Arbeiten wie die Profis“ zur Diskussion gestellt, in welcher ich unsere Denk- und Handelsweisen des beruflichen Alltags in das Private überführe.

Ich habe im Laufe der Zeit einige Reaktionen darauf geerntet. Die meisten Leser kommen aber von dem Paradigma “Privates ist vom Beruflichen strikt zu trennen” nicht weg. Leider. Deshalb meinen auch die Meisten, dass man das Berufliche ja nicht auf das Private übertragen sollte, denn sonst macht das Private ja gar kein Spaß mehr. Leider kommen die Wenigsten auf den Dreh, das Private auf das Berufliche zu reflektieren, damit dann auch das Berufliche wieder Spaß machen kann. Aber irgendwie darf wohl der Beruf keinen Spaß machen.

In vielen Bereichen im Privaten benötigen wir keine Verträge, um miteinander erfolgreich zu agieren. Nur leider schwappt dieses Paradigma aus dem Beruflichen schon in das Private über, siehe Eheverträge. Und wir denken noch nicht einmal tiefgründig darüber nach. Wie absurd.

Schade, dass viele Menschen glauben, dass es, um erfolgreich zusammen zu arbeiten, nicht ohne Verträge geht. Ich bin der festen Überzeugung, dass bereits mit Festsetzung von Verträgen, eine Zusammenarbeit erschwert wird, da man sich damit schon gegenseitig das Misstrauen ausspricht nicht zusammen im Sinne der Sache zusammen agieren zu wollen. Es gibt bereits einige geniale Beispiele in der Wirtschaft, wo in Unternehmen Mitarbeiter ohne Verträge arbeiten, ihre Gehälter selber bestimmen, ja sogar die Gehälter des oberen Managements festlegen. Wie geil.

Gibt es einen Bezug von Werten und Verträgen?

In dem Moment, wo ein „Wert“, den man im Projekt erreichen möchte, vertraglich festgelegt werden soll, verliert dieser bereits an Wert. Ob etwas „Wert“ hat oder nicht, ist stets abhängig vom Kontext. Was für mich wertvoll ist, kann für einen anderen Menschen komplett wertlos sein. Wichtig ist, dass vor Beginn eines Projektes klar definiert wird, warum es dieses Projekt überhaupt gibt. Ein Nichtdurchführen eines Projektes sollte für ein Unternehmen lebensbedrohlich sein. Sonst müsste es dieses Projekt doch nicht geben, oder? Und genau dieses Herausarbeiten des Sinns und Zwecks eines Projektes stellt den Wert dar. Hat man dieses erst einmal erarbeitet, muss es auch nicht vertraglich festgelegt werden. Es ist ja auch gar nicht möglich. Hier zählt dann Vertrauen ineinander.

Haben Sie beispielsweise im Rahmen der Vorbereitung ihrer Hochzeit (Falls Sie nicht verheiratet sind, können Sie auch jede beliebige andere Feier nehmen, die Sie irgendwann einmal vorbereitet und durchgeführt haben.) den Wert der Feier zusammen mit allen Beteiligten vertraglich festgelegt? Nein? Schade, dann war die Feier wohl ein Reinfall.

Fazit

Manager und Führungskräfte muss es gelingen, Rahmenbedingungen in ihren Unternehmen zu institutionalisieren, in denen sich die Mitarbeiter ähnlich engagiert und couragiert einsetzen können, wie sie es beispielsweise beim Ausüben ihrer Hobbies im Privaten tun. Das ist für mich Management 2.0 in absoluter Höchstform.

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MOOC „Management 2.0“ – Was bedeutet Management 2.0?

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Ich habe in meinem gestrigen Post MOOC zum Thema „Management 2.0“ das derzeit stattfindende MOOC bereits vorgestellt. Der MOOC trägt im Titel den Begriff „Management 2.0“. Wissen Sie was sich dahinter verbirgt? Genau darüber haben wir in unserem ersten Google+ HoA (Hangout on Air) am letzten Sonntag im Rahmen unserer Google Community zu diesem MOOC diskutiert. Da ist dann auch die Idee geboren, diesen Begriff zu konkretisieren. Ich möchte eine Annäherung einer Begriffsdeutung mit diesem Post vollziehen.

Im Rahmen der Diskussion im Google+ HoA wurde eine Analogie zur Kybernetik zweiter Ordnung gezogen. Kann man Management 2.0 vielleicht als Management zweiter Ordnung betrachten, quasi als Management des Managements? Ich denke schon, was ich im ersten Teil dieses Posts auch ausführen möchte.

Was findet man auf Wikipedia zum Begriff Management? Dort steht das Folgende.

Die etymologische Wurzel des Begriffs Management ist nicht vollständig geklärt. Als mögliche Wurzeln kommen in Frage lateinisch manus agere, „an der Hand führen“ oder „mansionem agere“, …

Was finden wir zum Begriff Kybernetik? In meinem Post Wie kommt man von der Kybernetik erster Ordnung zur Kybernetik zweiter Ordnung, und wozu? Habe ich die folgende Definition gebracht.

Kybernetik ist die Lehre von der Lenkung und Informationsverarbeitung von und in komplexen Systemen.

Details zur Kybernetik finden Sie bei Interesse in meinem Rucksack. Sowohl beim Management als auch in der Kybernetik geht es um Führen, Steuern oder Lenken. Es ist also naheliegend, dass man eine Verbindung ziehen kann, was sich auch in der Disziplin der Managementkybernetik niederschlägt.

Kommen wir nun zur zweiten Ordnung.

Heinz von Foerster, einer der Pioniere der Kybernetik, versuchte diese zu erweitern um die Einbeziehung des Betrachters. Das folgende Zitat stammt aus dem Buch Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, Gespräche für Skeptiker von Heinz von Foerster und Bernhard Pörksen.

Aber was hier übersehen wurde, war, dass man ein Gehirn braucht, um ein Gehirn zu verstehen und Modelle von ihm zu entwickeln. Die Kybernetik erster Ordnung trennt das Subjekt vom Objekt, sie verweist auf eine vermeintlich unabhängige Welt „da draußen“. Die Kybernetik zweiter Ordnung oder die Kybernetik der Kybernetik ist selbst zirkulär […]

Und genau hier ist der Kern des Ansatzes für ein nachhaltiges und menschenfreundliches Management zu finden, was ich mit Management 2.0 verbinde. Der Manager und die Führungskraft müssen sich in ihren Entscheidungen mit einbeziehen und nicht außen vor bleiben. Management ist wie wir oben gesehen haben ein „An die Hand nehmen“. Nur wer nimmt hier wen an die Hand? Richtig, der Manager seine Mitarbeiter. Das ist Management 1.0 oder Management erster Ordnung. Management zweiter Ordnung bedeutet aber, dass jeder je nach Kontext Manager sein muss. In einem Unternehmen nehmen sich also die Beteiligten gegenseitig an die Hand.

Wenn ein Manager eines Unternehmens eine Entscheidung trifft und danach handelt, mag es sein dass genau diese Handlung einen Lernprozess in ihm auslöst, der die Entscheidung in diesem Kontext als falsch herausstellt. Dementsprechend hätte der Manager bestenfalls diese Entscheidung nicht getroffen. Hätte er sie aber nicht getroffen, dann hätte er auch nicht diese neuen Erkenntnisse über diese Entscheidung generieren können. Soll er denn jetzt genau diese Entscheidung treffen oder nicht? Im Kontext erster Ordnung würde der Manager diesen Zusammenhang gar nicht erkennen und „blind“ bleiben.

Ich erkenne also schon Parallelen zwischen Kybernetik zweiter Ordnung und Management zweiter Ordnung und definiere Management 2.0 damit als Management zweiter Ordnung. Das ist natürlich gerne zur Diskussion freigegeben.

Nun möchte ich dem 2.0 Gedanken des Managements noch ein bisschen mehr Futter geben. Gary Hamel definiert unter anderem folgende Eigenschaften des Management 2.0, gefunden in dieser Diskussion unserer Google+ Community zu dem MOOC.

  1. Weit verbreitete und kreative Werkzeuge.
  2. Möglichkeiten zu einfachem und leichtem Experimentieren.
  3. Versiertheit ist wichtiger als Diplome.
  4. Engagement ist freiwillig, aber jeder kann sich einbringen.
  5. Autorität ist fließend und abhängig vom Mehrwert, den jemand schafft.
  6. Teams definieren und steuern sich selbst.
  7. Ideen haben dieselbe Ausgangslage und konkurrieren untereinander.
  8. Entscheidungen werden dort getroffen, wo sie benötigt werden.

Diese Eigenschaften habe ich in meinem Post Hierarchien sind Trivialisierungsstrukturen erweitert. Die folgende Tabelle, die aus diesem Post stammt, möchte ich auf Grund ihrer Wichtigkeit für diese Diskussion hier noch einmal posten.

Hierarchie vs. Heterarchie

Details zu den Charakteristika entnehmen Sie bitte dem Originalpost. Manager, die also mit dem 2.0 Gedanken gepolt sind, schaffen einen Rahmen in ihren Unternehmen, in dem diese Charakteristika gedeihen können. Man bewegt sich dann zwischen den Polen von hierarchischem und heterarchischem Zusammenarbeitsmodell.

Zum Abschluss möchte ich auf ein Thema eingehen, welches mir sehr am Herzen liegt. In Diskussionen um Management 2.0 war das Thema Technologie sehr häufig sehr präsent vertreten. Eine dieser Diskussionen können Sie hier verfolgen.

Es hat für mich oft den Anschein, dass das bloße Anwenden von 2.0 Technologien, wie Chats, Foren, Wikis, Blogs oder Teamrooms bereits ein Management 2.0 sichert. Das ist meines Erachtens ganz und gar nicht der Fall. Die Technologie ist Mittel und sollte nicht zum Selbstzweck mutieren. Des Weiteren sollte die Verantwortung des Vollziehens des notwendigen Wandels in Richtung Management 2.0 nicht auf die Technologie abgeschoben werden. Damit will ich mich natürlich nicht verstanden wissen, dass Technologie für Management 2.0 nicht wichtig ist. Der Keim des Wandels dazu muss aber im Kopf gedeihen, meinetwegen auch inspiriert durch Technologie. Die notwendige Inspiration für diesen Wandel kann aus dem Anwenden der 2.0 Tools genau deshalb entstehen, weil diese Tools eine Vernetzung der Beteiligten ermöglichen, so dass sich Alle einbezogen fühlen.

Ich bin gespannt auf Ihre Sicht zu Management 2.0.

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MOOC zum Thema „Management 2.0“

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Ich möchte den heutigen Post zum Anlass nehmen, eine wie ich finde wichtige derzeit laufende Initiative vorzustellen. Es geht um den großen deutschen MOOC (massive open online course), der vom 16.09.-08.11.2013 stattfindet.

Ob in Wirtschaft, Politik oder auch im privaten Sektor merken wir wohl Alle die derzeit ansteigende Häufung an Herausforderungen, die zu meistern und zu handhaben sind. Nur leider wird noch viel zu häufig versucht, diesen Herausforderungen mit alten Denk- und Handelsmustern zu begegnen. Dieser Fakt war der Trigger für diesen Kurs, weshalb ich auch ein aktiver Teilnehmer bin.

Nähere Informationen zu MOOCs und ihren Potentialen für Unternehmen finden Sie in diesem PDF-Papier. Details zu administrativen Themen zu diesem Kurs finden Sie hier. Die Teilnahme am Online-Kurs ist übrigens kostenlos.

Der Kurs besteht aus den folgenden Inhalten.

  1. 20.09.: Auftaktwoche (Anmeldung zur Live-Übertragung)
  2. 27.09.: Lernen 2.0 (Anmeldung zur Live-Übertragung)
  3. 04.10.: Projekt 2.0 (Anmeldung zur Live-Übertragung)
  4. 11.10.: Innovation 2.0 (Anmeldung zur Live-Übertragung)
  5. 18.10.: Enterprise 2.0 (Anmeldung zur Live-Übertragung)
  6. 25.10.: Kommunikation 2.0 (Anmeldung zur Live-Übertragung)
  7. 01.11.: Führung 2.0 (Anmeldung zur Live-Übertragung)
  8. 08.11.: Abschlusswoche (Anmeldung zur Live-Übertragung)

Falls Sie die Auftaktveranstaltung am vergangenen Freitag, in der MOOCs in ihrer Grundsätzlichkeit behandelt wurden, verpasst haben, können Sie sich hier das Video ansehen.

Da ein MOOC stets von der Interaktion der Beteiligten lebt, werden Plattformen benötigt, um sich gegenseitig mit Informationen zu befruchten. Der zentrale Punkt der Interaktion ist die Xing-Gruppe „Management 2.0“. Alle Daten und Informationen, die über andere Kanäle und Plattformen getauscht werden, laufen hier zusammen.

Des Weiteren kann man sich natürlich auch über Twitter austauschen. Dafür sollten Sie ihre Gedanken und Ideen mit dem Hashtag „#mgmt20“ versehen.

Parallel dazu bin ich noch Mitglied einer Google+ Community, in welcher zusätzlich via Hangout-Sessions Themen rund um Management 2.0 diskutiert werden. Unsere erste Zusammenkunft hatten wir gestern, Sonntag, den 22. September 2013, um 11 Uhr. In dieser haben wir uns initial die Frage gestellt, was Management 2.0 überhaupt bedeutet. Reflektionen dazu finden Sie in der Google+ Community. Des Weiteren werde ich in dieser Woche noch einen separaten Post dazu verfassen.

Mit diesem Post möchte ich Sie herzlich einladen, sich an den Diskussionen rund um den MOOC „Management 2.0“ zu beteiligen. Ich freue mich auf einen regen Austausch und einen freudigen Erkenntnisgewinn.

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Pfadabhängigkeit bei Veränderungen durch Vertauschen von Zweck und Nebeneffekte

Menschliches Handeln hat grundsätzlich 3 Elemente: Zweck, Mittel und Nebeneffekt. Der Zweck ist das, weshalb man eine bestimmte Handlung mit den ausgesuchten Mitteln vollzieht, wohingegen Nebeneffekte in Kauf genommen werden. Die folgende Tabelle stellt die 3 Elemente schematisch dar.

Zweck-Mittel-Nebeneffekt_Definition

Zweck und Mittel sind intendiert, sie sind also ganz bewusst von dem Handelnden beabsichtigt. Nebeneffekte sind das nicht. Man kann hier noch weiter unterscheiden. Ergeben sich Nebeneffekte direkt aus dem Zweck spricht man von Fernwirkung. Ergeben sie sich aus den Mitteln, dann nennt man diese Nebenwirkung, was wir ja von Beipackzetteln von Medikamenten finden. Der Nebeneffekt muss auch nicht immer eintreten. Er wird aber billigend als mögliche und oft auch hoch wahrscheinliche Auswirkung in Kauf genommen.

Ich spreche in diesem Post ausdrücklich von „Zweck“ und nicht von „Ziel“. Einen großen Unterschied gibt es meines Erachtens nicht. In der deutschen Sprache ist „Zweck“ im Zusammenhang mit der Diskussion um Intentionalität gebräuchlicher, weil „Ziel“ etwas entfernter klingt. „Zweck“ klingt demgegenüber etwas näher. Der Zweck einer Handlung kann sehr unmittelbar mit ihr erreicht werden. In anderen Sprachen kann man den Unterschied allerdings gar nicht machen.

Grundsätzlich sind die Elemente auch anhand der oben aufgeführten Beispiele aus meiner Sicht selbsterklärend und in der Regel lassen sich für Handlungen diese 3 Elemente sauber identifizieren.

Was passiert aber, wenn die Elemente für scheinbar von außen beobachtete identische Handlungen vertauscht werden? Ich möchte heute den Tausch von Zweck und Nebeneffekt beleuchten und die Erkenntnisse auf Veränderungsinitiativen in Unternehmen spiegeln.

Dabei möchte ich mich auf ein Beispiel beziehen, welches in der folgenden Abbildung dargestellt ist.

Zweck-Mittel-Nebeneffekt_Beispiel1

Stellen wir uns vor, dass in der Vergangenheit in einem Unternehmen ein neuer Prozess eingeführt wurde, mit der Intention einen Mehrwert zu generieren. Der Zweck ist also „Generierung eines Mehrwertes“, der mit dem Mittel „Etablierung eines Prozesses“ erreicht werden soll. Selbstverständlich benötigt man für das Ausführen dieses Prozesses Menschen. Wohl möglich werden ganz besondere Skills und Fähigkeiten an diese benötigten Mitarbeiter gestellt, die derzeit im Unternehmen nicht vorhanden sind. Also werden entweder Ausbildungsmaßnahmen angestoßen oder neue Mitarbeiter eingestellt. Auf jeden Fall wird aber eine neue Rolle etabliert, die es derzeit so im Unternehmen noch nicht gab. Der Nebeneffekt ist also, dass die Daseinsberechtigung der Rolle gestärkt wird.

Was passiert nun aber, wenn heute im Unternehmen analysiert wird, dass dieser Prozess nun nicht mehr mehrwertgenerierend ist? Das kann mehrere Gründe haben, beispielsweise weil sich bestimmte Rahmenbedingungen im Markt verändert haben. Für die Mitarbeiter, die eng mit dem Prozess verbunden sind, kann sich dann Zweck und Nebeneffekt verschieben, wie in der folgenden Tabelle in der zweiten Zeile dargestellt.

Zweck-Mittel-Nebeneffekt_Beispiel2

In diesem Fall geht es in erster Linie um die Sicherung der eigenen Existenz, in dem die Daseinsberechtigung der eigenen Person gestärkt wird. Der eigentliche Sinn dieses Prozesses rückt in den Hintergrund. Er wird zum Nebeneffekt, auch wenn dieser gar nicht eintritt, da der Prozess nicht mehr mehrwertgenerierend ist. Dieser Wechsel der Perspektiven wird von den betroffenen Personen meistens nicht offen eingestanden. Sie argumentieren dann immer noch im Sinne des eigentlich ausgelobten Zweckes.

Im Rahmen von Veränderungsinitiativen ist in solch einem Falle ein Diskutieren und Kommunizieren schwierig, da Mitarbeiter verschiedene Kontexte haben, auf denen ihre Argumente fußen. Wenn Sie also in Veränderungsinitiativen involviert sind und über bestimmte Aktivitäten diskutieren, versuchen sie stets auf Basis der involvierten Rollen Zweck und Nebeneffekt sauber zu trennen und die getätigten Argumente dagegen zu validieren. Das Vertauschen von Zweck und Nebeneffekt der betroffenen Personen sollte auch nicht verurteilt werden. Es ist allzu menschlich und sollte deshalb auch transparent gemacht werden. Dadurch fühlen sich die betroffenen Personen ernst genommen und man schafft eine Basis für ganzheitliche Lösungen.

Nebeneffekte, die nach einer gewissen Zeit zu Zwecken mutieren stellen eine Pfadabhängigkeit dar, die eine Hürde für Veränderungen bedeuten. Ganz oft spricht man dann auch davon, dass Mittel um ihrer selbst willen eingesetzt werden. Richtigerweise erkennt man in solchen Fällen den Tausch von Zweck und Nebeneffekte an.

Ein weiteres Beispiel für eine Pfadabhängigkeit ist das sehr komplizierte Steuergesetz. Zu einer bestimmten Zeit lagen bestimmt gute Gründe vor, warum unser Steuergesetz in Deutschland so ist wie es ist. Auf Basis dieser Kompliziertheit mussten dann Steuerberater institutionalisiert werden. Diese Rolle wurde nun einmal geschaffen, die auch sehr viele Menschen in Deutschland ernähren lässt. Das Steuergesetz zu ändern und damit einfacher zu gestalten ist nun nicht mehr so einfach möglich. Was sollen denn die vielen Steuerberater machen, wenn sie auf Grund der Einfachheit der Gesetze nicht mehr konsultiert werden? Die Steuerberater würden wohl in Diskussionen diesbezüglich Zweck und Nebeneffekt vertauschen und auf dieser Basis diskutieren.

Sicherlich finden Sie eine Reihe weitere Pfadabhängigkeiten. Unsere Welt ist voll von ihnen.

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