Wie wirken sich Werte-Welten auf das Führen von Unternehmen aus?

Das Aufblühen der 2.0 Welt, die Welt seit dem Aufkommen des Internets, hat ihre Knospen auch in die Wirtschaft und das Führen von Unternehmen abgelegt. Genannt wird das dann Enterprise 2.0. Es hat sich auch eine neue Werte-Welt gebildet, die Einfluss auf das Planen und Steuern von Unternehmen mit sich bringt. Menschen, die in diese neue Welt hineingeboren werden, haben diese Werte intus. Die anderen müssen diese Werte erst bilden, dabei die alten aber verlernen, was schwierig ist.

Welche Werte meine ich?
Ich beziehe mich auf ein Seminar mit Willms Buhse, an welchem ich kürzlich teilgenommen habe. Willms hat die folgenden Werte-Welten aufgezeigt.

Digital Visitors geht es um die Informationsqualität, die Sicherung erreichter Standards, Datenschutz und um persönliche Beziehungen für die man sich Zeit nimmt.

Digital Natives in der schnelllebigen Welt des Webs wollen Zugang, den offenen Austausch, Transparenz und globale Kontakte.

Meine Kinder, die jetzt 6 und 9 Jahre alt sind, werden sicherlich in der zweiten Werte-Welt leben. Sie wachsen mit dem Internet als etwas absolut selbstverständliches aus. Technologie, mit der man geboren wird, ist quasi keine Technologie mehr. Das Fernsehen ist für mich etwas selbstverständliches. Für meine Urgroßeltern war es das nicht. Sie kannten auch eine Zeit ohne Fernsehen. Das Handy ist für meine Kinder etwas selbstverständliches. Beide spielen wie “in die Wiege gelegt” des Öfteren mit meinem Handy. Ich kenne auch eine Zeit ohne Handy. Mit diesem Mindset prallen dann natürlich unterschiedliche Sichtweisen aufeinander.

Was hat das jetzt mit dem Führen von Unternehmen zu tun?
Des Öfteren habe ich in meinen Posts beleuchtet, dass Business Intelligence viel zu mechanisch und technokratisch behandelt wird und man deshalb das Potential für das Planen und Steuern von Unternehmen nicht ansatzweise ausschöpft. In allen Unternehmen sind mittlerweile beide Werte-Welten vertreten. Bezieht man dementsprechend die unterschiedlichen Sichten der Digital Natives und Digital Visitors auf die Welt in das Planen und Steuern von Unternehmen nicht mit ein, ist Erfolg unmöglich. An dieser Stelle möchte ich mal so digital sein.

Unternehmen sind in der Regel immer noch hierarchisch aufgebaut. An den Organigrammen können Sie diesen Fakt erkennen. Für Digital Natives ist diese Organisationsstruktur absurd, da sie Informationsflüsse verlangsamt und intransparent macht. Digital Natives wollen bei den Themen, wo sie sich gerüstet fühlen, mitreden, mitdiskutieren und mitbestimmen. Sie denken in Heterarchien. Digital Visitors wiederum sind gewohnt in Hierarchien, wie Unternehmensorganigramme sie wiederspiegeln, zu denken und zu arbeiten. Diese Aufstellung verleiht ihnen Geborgenheit und Sicherheit, welche Digital Natives in diesem Umfang gar nicht erst benötigen.

Hier passt auch die Diskussion um fehlende Führungsspieler nach dem Ausscheiden unserer Nationalmannschaft im Halbfinale der Fußball-EM. Verschiedene Experten bemängeln das Fehlen von Führungsspielern und machen hieran hauptsächlich das Ausscheiden fest. In diesem Kontext möchte ich allerdings auf einen bedeutenden Fakt hinweisen. Führungsspieler sollten nicht per Gesetz erlassen werden. Sie entwickeln sich qua Auftreten, Persönlichkeit und Leistung, auf und neben dem Fußballplatz. Führungsspieler können daher auch schneller wieder abgelöst werden und neue können entstehen. Das passiert per Selbstorganisation in der Gruppe.

Diese Dynamik, die ich am Beispiel Fußball beschrieben habe und die auf Unternehmen eins zu eins übertragbar ist, unterbindet man in Unternehmen durch das statische Aufsetzen von Organigrammen. Digital Visitor kommen damit klar, Digital Natives nicht. Damit meine ich jetzt natürlich nicht Hierarchien in Unternehmen komplett abzuschaffen, ebenso wenig komplett auf Hierarchien zu setzen. Eine Mischung zwischen beiden ist so lange notwendig, wie unsere menschliche Entwicklung noch nicht komplett kompatibel zum Internet ist. Denn dass sie das nicht ist, erkennt man an den Debatten über Urheberrecht und Datenschutz im Internet.

Ich möchte auf die Datensicht zu sprechen kommen. In vielen Büchern, Artikeln, Kongressen und Diskussionsforen zu BI wird Datenqualität hoch gelobt. Auch hier muss man wieder spezifischer werden und nicht alles über einen Kamm scheren. Es gibt sicherlich Bereiche, die eher im klassischen BI Bereich anzusiedeln sind, wo die Datenqualität nicht hoch genug sein kann. In diesem Kontext sind Fachgebiete wie Finanz oder Controlling zu nennen, wo man aus Wirtschaftsprüfungssicht genaue und exakte Daten in Berichten zeigen muss. Wenn ein Handelsunternehmen nicht die genauen und exakten Adressdaten seiner Kunden besitzt, wird es sicherlich schwer werden, die Pakete dem Kunden zu liefern. Genauso gut gibt es aber Bereiche, wo es eher auf andere Aspekte als auf Datenqualität ankommt, wissend, die Zeit nicht spendieren zu können, Datenqualität herzustellen, da das auf Kosten der Agilität geht. In diesem Kontext geht es dann um neuartige BI Anforderungen, die sich hauptsächlich um das Web drehen. Wenn beispielsweise Kunden für bestimmte Marketingkampagnen selektiert werden müssen, ist die Qualität des Kundenstamms nicht bis ins letzte Korn relevant. In diesem Zuge müssen unstrukturierte Daten, die in sehr großen Massen (Big Data) vorliegen, gehandhabt werden. Auch hier prallen wieder die beiden Werte-Welten aufeinander. Die Digital Visitors, die eher an der klassischen BI-Welt (Reporting, Dashboards etc.) hängen und die Digital Natives, die sich den neuartigen BI Anforderungen (Auswertung von Clickstreamverhalten, Next Best Activity etc.) verschworen haben. Beides wird benötigt, die klassischen als auch die neuartigen BI Anforderungen. Darum ist es umso wichtiger beide Werte-Welten in einem Unternehmen zu integrieren.

Ein Analogon zur Entwicklung der menschlichen Gesellschaft
Vielleicht ist dieser Übergang von den Digital Visitors hin zu den Digital Natives vergleichbar mit der Entwicklung des Menschen. Gotthard Günther hat in Anlehnung an die Ausarbeitungen Oswald Spenglers in seinem berühmten Werk Der Untergang des Abendlandes darauf immer wieder Bezug genommen, beispielsweise auch in seiner Ausarbeitung Maschine, Seele und Weltgeschichte. Auf der Seite 15 dieses Dokumentes, beginnend mit den Worten “… An dieser Erfahrung entwickelt sich ein neuer Menschentyp. …”, können Sie die Ideen und Gedanken Günthers dazu nachlesen, die ich nachfolgend kurz in meinen Worten wiedergeben möchte.

  1. Die primitive Epoche
  2. Die Epoche der regionalen Hochkulturen
  3. Die Epoche der universellen planetaren Kultur

In der primitiven Epoche haben die Menschen Naturereignisse mit Magie und Zauberei erklärt. In dieser Zeit haben die Menschen die Vorgänge in der Natur noch nicht auf sich selbst reflektiert. Ausdruck dieser Magie waren u.a. Medizinmänner. Angst vor den Ereignissen in der Natur war unter den Menschen vorherrschend. Diese Epoche war damit 1-wertig. In der zweiten Epoche, die der regionalen Hochkulturen, wurden die Ursache-Wirkungsbeziehungen eingeführt. In dieser hat man versucht alle Ereignisse in der Natur rein rational zu erklären. Unsicherheiten wurden aus der Wahrnehmung gestrichen. Diese Methode hat sich als sehr erfolgreich erwiesen, allerdings nur für nichtlebende Vorgänge. Ihren Höhepunkt hatte diese Epoche wohl mit dem Irrglauben des französischen Mathematikers Laplace, der eine Formel erfinden wollte, mit der die Welt erklärbar ist. Es wurde die Angst vor der Natur abgestreift, weil alle Vorgänge scheinbar erklärbar waren. Diese Epoche war und ist damit 2-wertig. Aristoteles hat diese mit seiner Logik geprägt. Es wurde der Übergang in die dritte Epoche eingeleitet, die noch in den rudimentären Anfängen steckt. In dieser werden die Ursache-Wirkungsbeziehungen mit Unsicherheiten und Wahrscheinlichkeiten unterlegt. Das bedeutet, es werden Subjektivitäten eingeführt und somit die Modellierung von Vorgängen lebender Organismen möglich gemacht. Komplexität bekommt jetzt eine besondere Bedeutung. Diese Epoche ist mehrwertig. Das bedeutet, die notwendige Logik ist standpunktabhängig und mit der bekannten Mathematik, die auf der 2-wertigen Logik beruht, nicht mehr formalisierbar.

Die dritte Epoche und damit die mehrwertige Logik wird von Spengler nicht thematisiert. Günther erweitert damit also die Theorie Spenglers. Mit dieser Erweiterung lassen sich auch Strömungen analysieren, die derzeit hart debattiert werden. Nehmen Sie beispielsweise die Diskussionen über Urheberrechte oder Datenschutz im Internet, was ich weiter oben bereits angerissen habe. Mit dem Internet betreten wir technologisch die Schwelle zur dritten Epoche. Im Kopf sind wir aber noch in der zweiten Epoche verhaftet. Hier sind die Gründe für die Unauflösbarkeit der heißen Diskussionen zu finden. Für Menschen, die bereits in der dritten Epoche denken und handeln, machen diese Diskussionen keinen Sinn.

Digital Visitors leben noch in der 2. Epoche, in der der regionalen Hochkulturen. Die Digital Natives sind auf dem Übergang von der 2. In die 3. Epoche, die der universellen planetaren Kultur.

Falls Sie bei diesem Thema auf den Geschmack gekommen sind, empfehle ich Ihnen das Buch die Die Amerikanische Apokalypse von Gotthard Günther.

Fazit
Schenken wir dem kulturellen Aspekt der verschiedenen Werte-Welten bei BI Projekten zu wenig Aufmerksamkeit, werden BI Projekte nicht zum Erfolg geführt werden können. Manager und Führungskräfte, die sich das Thema BI auf die Fahne geschrieben haben, sollten Empathie und Kommunikationsfähigkeit als Stärken aufweisen. Das Wissen um Architektur, Software und Prozesse kann in dem Anforderungsprofil eher unterbelichtet sein, da diese Aufgaben von anderen Mitarbeitern übernommen werden. Hauptaufgabe der Führungskräfte im BI Kontext ist einzig und allein das Aufsetzen und das Begleiten des Wandels bzgl. des Zusammenführens beider Werte-Welten. Das wird genug Energie und Zeit kosten.

Ich wage einen Ausblick
Unternehmen stellen sich in der Regel heutzutage noch über Hierarchien auf. Damit soll eine Sicherheit geschaffen werden, die aber nur eine Scheinsicherheit ist. Die Dynamik der Umwelt, in die Unternehmen eingebettet sind, steht einer Sicherheit konträr gegenüber. Menschen, die bereits in der 3. Epoche leben, wissen das. Glauben wir Gotthard Günther, und das tue ich, werden nach und nach immer mehr Menschen, die Grenze zur 3. Epoche überschreiten. Diese Entwicklung wird sich dann auch das Führen von Unternehmen auswirken. Hierarchien werden immer mehr abgebaut und immer mehr auf neuartige BI Anforderungen gesetzt. Scheinsicherheiten, wie sie beispielsweise das Finanzwesen in Unternehmen erzeugen, haben keine Daseinsberechtigung mehr und werden abgeschafft. Mit jedem neuen Jahr wird sich das Verhältnis zwischen Digital Natives und Digital Visitors zu Gunsten der Natives entwickeln und damit rückt die Grenze “hierarchische | heterarchische” Führung von Unternehmen immer näher.

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Von einem der auszog die Wirtschaft zu verstehen …

… heißt mein neues Buch.

Ich habe die Anregung eines Kollegen (Danke Jens) als Motivation genommen, den Impressionen meiner Reise des Verstehens in wirtschaftliche und ökonomische Zusammenhänge einen Rahmen zu geben und in Buchform zu veröffentlichen.

Erhältlich ist das Buch unter anderem bei morebooks. Demnächst können Sie das Buch aber auch bei amazon und weiteren Buchhändlern im Internet beziehen.

Bedanken möchte ich mich auf diesem Wege bei Mira Rauschenberger von bloggingbooks, die mir bei der Erstellung des Manuskripts mit Rat und Tat zur Seite stand.

Viel Spaß beim Lesen.

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Entweder „Himmelhoch jauchzend“ oder „zu Tode betrübt“

Ich habe des Öfteren über die Notwendigkeit gesprochen, eine Mehrwertigkeit in unserem Denken zu etablieren. Unser abendländisches Denken ist geprägt von der zweiwertigen aristotelischen Logik. Entweder eine Sache ist gut oder böse. Eine andere Option gibt es nicht. Detaillierte Ausführungen habe ich in verschiedenen Ausführungen zur Polykontexturalität gegeben.

Heute möchte ich aus gegebenem Anlass des Ausscheidens der deutschen Mannschaft bei der Fußball-EM, eine Auswirkung zur Diskussion stellen, die ich wahrnehme, wenn wir bei der Zweiwertigkeit im Denken und Handeln bleiben.

Vor dem Halbfinale gab es in den Medien durchweg überschwänglich positive Meldungen über die deutsche Mannschaft zu lesen. Jogi Löw hat ein Goldhändchen. Mats Hummels spielt eine überragende EM, was kaum zu toppen ist. Ihnen fallen bestimmt weitere Meldungen ein, die in die gleiche Richtung zeigen.

Nach einhelliger Meinung können wir einer rosigen Zukunft entgegen sehen.

Nach dem Halbfinale war auf einmal alles anders. Der komplette Gegensatz war zu lesen. Jogi Löw hat mit seiner Aufstellung alles vermasselt. Gomez hat sowieso nur die Haare schön. Wir haben keine echten Leader in der Mannschaft, die die Mannschaft mitreißen können. Lahm ist nur ein Politiker, der nicht Tacheles reden kann. Schweinsteiger wird niemals ein Leader sein.

Auf einmal sieht die Zukunft nicht mehr rosig aus.

Wie können 90 Minuten so viel bewirken? Hier gibt es nur eine Antwort. Das bewirkt die Zweiwertigkeit in unserem Denken. Es kann in diesem Sinne nur Weltklasse oder Kreisklasse geben. Zollt man dem Gegner Lob, muss man im Gegensatz die eigene Mannschaft tadeln. Es geht gar nicht anders. Natürlich war ich auch am Donnerstagabend gefrustet und traurig, weil ich fest davon überzeugt war, dass wir in diesem Jahr Europameister werden. Wir sind aber nun einmal im Halbfinale ausgeschieden. Trotzdem haben wir eine sehr gute EM gespielt. Die deutsche Mannschaft hat mich begeistert. Wir sind im Halbfinale auf einen Gegner getroffen, der an diesem Abend besser war. Trotzdem habe ich unsere Mannschaft an diesem Abend auch gut gesehen. Es geht also beides, nicht nur ein “entweder-oder”. Beide Mannschaften waren stark und haben dazu beigetragen, dass ich ein mitreißendes Spiel gesehen habe. Italien war besser und deshalb sind sie zu Recht ins Finale eingezogen.

Ich will mir gar nicht ausdenken, was passiert, wenn Mario Balotelli, der vor der EM auch von italienischen Fans rassistisch beleidigt wurde, jetzt nach dem Halbfinale der Gott in Italien ist, im Finale eine entscheidende Chance vergibt. Wie kann das ein Mensch nur aushalten? Gar nicht. So etwas ist nicht auszuhalten. Die Zweiwertigkeit in unserem Denken und Handeln macht uns Menschen krank. Leider merken wir das nicht und machen immer weiter.

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Politik in der Wirtschaft oder Mit Gummistiefeln 100-Meter Weltrekord laufen wollen

Kennen Sie die Situation? Sie haben eine Idee. Ihr Gegenüber hat grundsätzlich keine Argumente, die gegen diese Idee sprechen, meint aber, dass man sich hier auf politischem Terrain befindet und man lieber die Finger davon lassen sollte. Aus politischen Gründen etwas nicht machen zu können, wird aus meiner Sicht häufig als Totschlagargument gebracht, nach dem Motto: “Hier brauchen wir gar nicht weiter reden. Das ist nun mal so.”

Politik in der Wirtschaft. Was ist damit gemeint? Ich möchte in meinem heutigen Post diese Thematik näher beleuchten. Was meinen wir eigentlich grundsätzlich mit Politik? Ich habe eben mal das folgende gegoogelt “Definition Politik” und gleich den ersten Eintrag genommen. Da steht auf der ersten Seite dieses Dokumentes, eines Vorlesungsmanuskriptes “Einführung in Politikwissenschaft” eine Definition für Politik.

Politik ist jenes menschliche Handeln, das auf die Herstellung und Durchsetzung allgemeinverbindlicher Regelungen und Entscheidungen (d.h. von “allgemeiner Verbindlichkeit”) in und zwischen Gruppen von Menschen abzielt.

Sicherlich kann man im Netz noch weitere Definitionen finden, die aber wahrscheinlich alle in die gleiche Richtung zeigen. Es geht also darum, den Menschen einen gewissen Rahmen oder Leitplanken zu setzen, in welchem sie sich bewegen und agieren können, egal in welchem System sich diese Aktionen abspielen, eben auch in der Wirtschaft. Die Frage bleibt nun, wie eng oder weit dieser Rahmen gesetzt wird und wie gewillt man ist, diesen Rahmen auch zu verändern.

Das möchte ich an einem Beispiel illustrieren. Stellen Sie sich vor, Ihr Ziel ist es den 100-Meter Weltrekord zu knacken. Wir gehen einfach mal davon aus, dass die Chance dieses Ziel zu erreichen gegeben ist. Sie laufen die 100-Meter mit Gummistiefeln. Sie strengen sich unglaublich an, holen sich immer wieder Blutblasen am Fuß, schaffen aber nie den Weltrekord. Mit den Gummistiefeln konnten Sie Ihr wahres Potential nicht abrufen. Ihre Fähigkeiten wurden beschnitten. Jetzt bleibt natürlich die Fragestellung offen, warum Sie die 100-Meter mit Gummistiefeln laufen.

  1. Glauben Sie, dass Ihr Trainer das verlangt?
  2. Wissen Sie, dass Ihr Trainer das verlangt, sprich haben Sie dieses Thema offen thematisiert?
  3. Wenn zweites zutrifft, ist dem Trainer bewusst, dass das Ziel mit diesen Rahmenbedingungen nicht erreicht werden kann?

Nehmen wir mal weiter an, Sie gehen die Fragestellungen nicht an, sondern leben in dem Glauben weiter, dass sie Gummistiefel anziehen müssen. Sie merken aber, dass Sie den Weltrekord so niemals knacken werden. Sie beginnen zu überlegen an welchen Stellen Sie optimieren können. Beim nächsten Wettkampf, vollführen Sie einen fliegenden Start und starten nicht aus den Startblöcken wie alle anderen Wettkampfteilnehmer. Sie werden disqualifiziert. Sie überlegen weiter. Dann probieren Sie es mit Rollen unter den Stiefeln. Sie werden wieder disqualifiziert. Sie überlegen irgendwann nicht mehr weiter, sondern sind demotiviert. Obwohl sie grundsätzlich die Fähigkeiten hatten, das Ziel zu erreichen, haben Sie es nicht geschafft. Zu allem Überdruss fragt Ihr Trainer dann, warum Sie eigentlich mit Gummistiefeln laufen und meint, dass es ja klar wäre, so dass Ziel niemals erreichen zu können. Sie sind demotiviert und suchen sich eine neue Herausforderung.

Was können wir aus diesem Beispiel lernen? Grundsätzlich ist es wichtig, dass eine Gruppe von Menschen, einen Rahmen vorgegeben bekommt, in welchem Sie agieren können. Dieser Rahmen muss aber offen und transparent sein. Es ist klar, dass Sie 100-Meter laufen müssen und nicht 50-Meter. Gehören die Gummistiefel aber mit zum Rahmen? Das Definieren dieses Rahmens ist Aufgabe der Führungskräfte eines Unternehmens. Der Rahmen muss so festgesteckt sein, dass er nicht konträr zur Kultur und der Vision des Unternehmens steht. In der heutigen Zeit, die immer noch vom Taylorismus und dem Kontrollzwang aus dem Industriezeitalter geprägt ist, wird dieser Rahmen leider viel zu eng gesteckt. Selbstorganisation im Team ist dadurch nicht möglich. Es genügt aber nicht, diesen Rahmen einmal zu definieren und dann niemals wieder anzupassen. In diesem Falle wäre Weiterentwicklung ausgeschlossen. Das Unternehmen würde irgendwann sterben. Den Versuch, den Rahmen zu verlassen wird es aus den Teams heraus immer wieder geben. Sie haben erst einen fliegenden Start probiert und dann mit Rollen unter den Stiefeln. Das nennt man dann kreative Abweichung. Diesen Begriff habe ich vor kurzem im Rahmen eines Seminars, moderiert und geleitet von Willms Buhse, gehört. In diesem Seminar ging es um agiles Management im Zeitalter des Internets; eines der besten Seminare, die ich jemals besucht habe. Aufgabe der Führungskräfte ist es nun, zu entscheiden ob die Abweichung zugelassen wird und damit der Rahmen verändert wird oder nicht. Dafür muss die Möglichkeit der Verschiebung des Rahmens aber offen diskutiert werden dürfen. Und genau das wird aus meiner Sicht mit dem Totschlagargument “Politik” verhindert.

Was kann man also tun, wenn man beim Vorstellen einer Idee den Satz “Geht nicht, ist zu politisch.” entgegen geschmettert bekommt?

  1. Klares und transparentes Aufzeigen des Rahmens.
  2. Aufzeigen möglicher Widersprüche zwischen dem Rahmen und dem Erreichen der Ziele.
  3. Offene Diskussion über eine Verschiebung des Rahmens.
  4. Neudefinition der Ziele, falls der Rahmen sich nicht verschieben lässt.

Gerade der Schritt 3 ist ein ganz wichtiger. Denn über diesen Schritt lassen sich häufig Potentiale ungeahnten Ausmaßes heben. Hier können sogar Visionen und Identitäten von Unternehmen neu definiert werden.

Das Wort “Politik” sollte man aus dem Wortschatz der Wirtschaft streichen. Es stellt eine Situation unwiderruflich und nicht änderbar. In Wirklichkeit wollen sich Führungskräfte eines Unternehmens damit aus der Verantwortung stehlen.

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Operation Monkey Business – ich bin dabei

Ich habe in meinem Post Das Affenmärchen bereits auf die Gedanken und Ideen von Gebhard Borck verwiesen, die er in seinem Buch Affenmärchen – Arbeit frei von Lack & Leder in Bezug auf das Führen von Unternehmen aufzeigt. Meine Ideen und Gedanken zu diesem Thema decken sich großflächig, so dass ich Gebhard sehr gerne bei seiner Operation Monkey Business unterstütze.

Heute möchte ich auf eine Thematik eingehen, die Gebhard im Abschnitt 4 Requiem für die moderne Betriebswirtschaftslehre im Kapitel Lehren für sinnvolles Wirtschaften herausstellt. Es geht um das Wirtschaften, wie es an Universitäten gelehrt und in den vielen Mainstream Managementbüchern propagiert wird, im Gegensatz zum sinnvollen Wirtschaften. Die folgende Tabelle stellt genau diesen Unterschied dar. Und Sie erkennen schon. An den Universitäten wird nicht-sinnvolles Wirtschaften gelehrt.

Im Folgenden möchte auf die Punkte eingehen und gegen meine Erfahrungen spiegeln.

Verplant sein vs. Vorbereitet sein

In vielen Unternehmen gibt es Abteilungen die eigens für die Planung abgestellt sind. Mit dem Fokus auf die Zukunft haben sie die Aufgabe diese vorherzusagen und eine Scheinsicherheit zu erzeugen. Sicherlich wird das niemand so klar kommunizieren. Schaut man sich aber die Planungsprozesse in Unternehmen an, dann geht es um nichts anderes. Ich habe meine Sicht auf die Planung bereits des Öfteren in meinem Logbuch hinterlegt. Planung sollte eher als ein gestalterischer Prozess gesehen werden. Es geht bei der Unternehmensführung auf der einen Seite darum sich der Umwelt, das sind die Kunden, die Lieferanten oder auch die Wettbewerber, anzupassen, auf der anderen Seite aber auch darum, diese für sich optimal zu gestalten. Offenheit, Wissbegierde und eine positive Fehlerkultur ist dafür gefragt, Paradigmenreiterei ist abzulegen.

Dinge der Umwelt ändern sich stets und ständig. Unternehmen müssen sich dementsprechend stetig neu erfinden. Dazu möchte ich ein Gleichnis zum Radfahren anführen. Man muss immer trampeln, bleibt man stehen, kippt man um. Das Gleichgewicht muss immer wieder neu erarbeitet werden. Deshalb redet man hier auch von einem Fließgleichgewicht. Gerät man in Schieflage, sollte man nicht immer hart rüberreißen, denn sonst beginnt man zu schlingern. Dieses Schlingern schaukelt sich auf, was dann einem Radfahren hinderlich im Wege steht. Man stürzt.

Externe Effekte ausblenden vs. Externe Effekte einbeziehen

Sehr oft höre ich die Aussage, dass Komplexitäten in Unternehmen zu reduzieren sind. Dabei ist es doch gerade die Komplexität, die Unternehmen überhaupt erst lebensfähig machen. In Prozessdiskussionen richtet man den Blick zu sehr nach innen aus. Dabei betone ich stets, dass eine Transparenz hergestellt werden muss, die aufzeigt, wie jeder einzelne operative Geschäftsprozessschritt in das geplante Unternehmensergebnis einzahlt. Dieses Einzahlen kann entweder direkt oder indirekt passieren und kann über Werttreiberbäume dargestellt werden. Da wir bei diesen Beziehungen nicht nur über quantitative Beziehungen (Einfluss von Umsatz auf Gewinn), sondern über qualitative Beziehungen (Einfluss von Kundenzufriedenheit auf Anzahl verkaufter Produkte) von Einflussfaktoren reden, werden diese Treiberbäume niemals final sein, stellen aber eine Basis für einen unternehmensweiten Lernprozess dar. Nicht das Ergebnis zählt, sondern der Prozess dahin. Das bedeutet also Unsicherheiten für sich zum Vorteil zu nutzen und sie als Chance zu sehen. Denn jeder muss damit umgehen, auch die Wettbewerber.

Materielle Abhängigkeit der Arbeiter und Angestellten vs. Materielle Unabhängigkeit für alle

Ich kann die Workshops und Meetings nicht mehr zählen, an denen ich in der Vergangenheit teilgenommen habe und in denen wir über das Schaffen einer für Mitarbeiter sinnstiftenden Arbeitsumgebung diskutiert haben. Häufig wurde aber unzureichend reflektiert, warum zwar oft geredet wurde und dieses Thema als wichtig herausgestellt wurde, aber wenig passierte.

Durch unsere Vorliebe und der damit einhergehenden Fokussierung auf Technokratie und Quantität, die wohl mit dem Bau und dem Einsatz der ersten Maschinen begonnen hat, gerät die Sinnhaftigkeit, die wir in unserer Arbeit sehen immer mehr ins Hintertreffen. Wie reagieren viele Unternehmenslenker und Führungskräfte auf diesen Aspekt? Lohnerhöhung. Geld bringt aber nur eine einmalige Motivationsgelegenheit hervor. Bei einer Lohnerhöhung freut man sich in der Regel zum Zeitpunkt der Erhöhung und morgen ist die Höhe des Lohns wieder normal. Man fragt dann nach mehr Geld, um einen Sinn in seiner Arbeit zu sehen. Die Führungskräfte sollten sich dann nicht wundern, wenn sie derartige Lohnerhöhungsdiskussionen immer wieder führen müssen. Sie haben diese Situationen selber herauf beschworen (“Die Geister, die ich rief.”). Sinnstiftung bedeutet aber, dass ich mich jeden Tag neu über meine erbrachte Leistung und meine Arbeit motiviere, da ich zu etwas beitrage, was ich als sinnvoll erachte. Ich bin dann stolz Teil des Ganzen zu sein. Diese Motivation hat einen permanenten Charakter und ich erzeuge diese.

Betrieb abschotten gegen Umwelteinflüsse und diese nur gesteuert und gefiltert zulassen vs. Soziale, geistige und physische Mauern öffnen und die Umwelt den Betrieb durchdringen lassen

Das was wir nicht fassen und erklären können, knipsen wir aus. Deshalb ist dies aber trotzdem noch da und beeinflusst uns. Das Ausknipsen ist aber leichter, da es in uns eine Scheinsicherheit erzeugt und uns leichter schlafen lässt. Dazu passt sehr schön die Parabel von Eddington. Der Ichthyologe sagt am Ende: “Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch.” Ähnlichkeiten erkenne ich zur Wirtschaft. Das Verhalten der Kunden wird beispielsweise nicht oder nur unzureichend in Marketingmaßnahmen einbezogen. Eine Begründung dafür, die ich immer wieder höre, ist: “Wie sollen wir denn das Verhalten der Kunden darstellen? Das können wir doch gar nicht vorhersagen.” Das ist natürlich richtig. Wir können es nicht vorhersagen. Trotzdem agieren die Kunden und nehmen so Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens, wie man Erfolg auch immer definiert. Also müssen wir doch das Verhalten der Kunden beachten und nicht einfach aus unseren Überlegungen fern halten.

Ich bin gerne Teil der Operation Monkey Business und unterstütze Gebhard, seine Gedanken und Ideen in “die große weite Welt hinauszuposaunen” und nachhaltig zu verankern. Seien Sie/ Seid herzlich dazu eingeladen.

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Vortrag “Der Wettlauf mit der Komplexität in der Wirtschaft”

Wie ich in meinem Post Ankündigung zweier Veranstaltungen zum Thema Komplexität in der Wirtschaft bereits angekündigt habe, fand gestern eine Veranstaltung des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) Hessen in Fulda statt. Ich habe dort einen Vortrag mit dem Titel “Der Wettlauf mit der Komplexität in der Wirtschaft gehalten.” Die Prezi und das Manuskript meines Vortrages können Sie ab sofort einsehen.

Quintessenz meines Vortrages waren drei Punkte

  1. Den Wettlauf mit der Komplexität werden wir niemals gewinnen, deshalb ist Komplexität von uns auch nicht beherrschbar bestenfalls handhabbar.
  2. Wir müssen den Wettlauf mit der Komplexität aber trotzdem eingehen, um überhaupt lebensfähig zu sein.
  3. Wir müssen Komplexität als unseren Freund anerkennen, nicht als unseren Feind.

Zu dem erst genannten Punkt möchte ich gerne auf ein Dokument eines zu Unrecht, wie ich finde, unbekannten Denkers hinweisen. Es handelt sich um Oswald Spengler. In seiner Abhandlung Der Mensch und die Technik argumentiert er auf Seite 29

Das Tempo der Erfindungen wächst ins Phantastische, …

vergisst aber nicht zu erwähnen, dass (Seite 30)

Aber damit ist die Seelische Spannung zwischen Führer und Geführten gefährlich gewachsen. Man versteht einander nicht mehr. Die frühesten “Unternehmungen” der vorchristlichen Jahrtausende forderten die verstehende Mitarbeit aller, die wußten und fühlten, um was es ging. Es war eine Art Kameradschaft dabei, wie heute auf der Treibjagd und beim Sport. Schon bei den großen Bauten im frühen Ägypten und Babylonien kann das nicht mehr der Fall gewesen sein. Der einzelne Arbeiter begriff weder das Ziel noch den Zweck des ganzen Verfahrens.

Und damit ist die Aufgabe für die Führungsmannschaft eines Unternehmens auch schon ummrissen: Schaffung eines Rahmens, in welchem jeder Mitarbeiter seiner Tätigkeit einen Sinn geben kann.

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Lässt sich über Wahrheit wahr sprechen?

Ein sehr guter Wegbegleiter auf meiner Reise des Verstehens hat mich angeregt über die Wahrheit nachzudenken, mit der Fragestellung: “Gibt es eine objektive Sichtweise der Welt?” Meine Ideen und Gedanken dazu möchte ich in diesem Post darlegen. Dieses Thema hat eine sehr große praktische Relevanz, die man vor allem in Diskussionen beobachten kann. Es gibt mehrere Diskursteilnehmer, die unterschiedliche Sichtweisen auf eine bestimmte Thematik haben und diese auch vertreten. Häufig nähern sich die Diskursteilnehmer mit ihren Sichtweisen nicht an. Ein Grund dafür ist aus meiner Sicht auch das Pochen auf Wahrheit ihrer Sicht. Damit nehmen Sie den übrigen Teilnehmern aber die Plattform, den n damit behaupten sie ja die Falschheit derer Sichtweisen. Damit kommen dann negative Emotionen ins Spiel, die leicht zu Konflikten ausarbeiten, die aufgrund das Pochen auf absolute Wahrheit und Objektivität auch wieder nicht gelöst werden können.

Gibt es Objektivität?

Gleich am Anfang möchte ich mein Argument zur Wahrheit platzieren, welches ich nachgelagert in drei Schritten erhärten möchte. Es gibt Wahrheit. Allerdings ist diese Wahrheit für die Menschen oft nicht wahrnehmbar. Ich habe also drei Sachen zu tun. Ich muss Wahrheit definieren, ich muss zeigen, dass es sie gibt und dass Menschen sie oft nicht wahrnehmen können. Dafür nehme ich Bezug auf die Vorlesung mit dem Titel Theorien der Wahrheit, gelesen von Maarten J.F.M. Hoenen der Albert-Ludwig Universität Freiburg. Diese Vorlesung kann ich sehr empfehlen. Ist aber schon harte Kost. Ich muss jede Vorlesung 2 bis 3 Mal hören.

1. Bezüglich der Definition von Wahrheit nimmt Hoenen Bezug zu Anselm, der Wahrheit wie folgt definiert: “Wahrheit ist Rechtheit, die nur durch die Vernunft wahrnehmbar ist.” Nehmen Sie beispielsweise einen geraden Stab. Woher wissen Sie dass dieser Stab gerade ist? Nun könnte man sagen, dass Sie sehen, dass dieser Stab gerade ist. Allerdings nehmen sie diese Geradheit des Stabes letztendlich durch den Verstand wahr, in dem Sie nämlich Ihre Sinneswahrnehmungen durch den Verstand verifizieren. Sie beweisen nämlich die Geradheit des Stabes, weil Sie wissen dass eine Gerade dadurch gekennzeichnet ist, dass sie die kürzeste Strecke zwischen 2 Punkten ist. Klarer wird dies wenn Sie den Stab ins Wasser halten. An der Wasseroberfläche krümmt sich der Stab. Sie sehen also in diesem Fall etwas anderes als das was Ihr Verstand Ihnen einflößt. Der sagt Ihnen nämlich immer noch, dass der Stab gerade ist, was er ja auch ist.

2. Jetzt weiß ich was Wahrheit ist. Aber gibt es sie auch? Nur dann wenn es möglich ist aus Wahrem Unwahres zu machen, macht es Sinn sich über Wahrheit Gedanken zu machen. Sonst würde man Wahrheit nicht thematisieren. Wir würden es im Sinne von Gotthard Günther rejecten, was er in seiner Polykontexturalitätstheorie ausführt. Nur Menschen können aus Unwahrem Wahres machen, da sie einen Verstand haben. Hier können wir wieder den Bezug zur Definition von Wahrheit ziehen. Diese Thematik drückt sich auch in der Positivität unsere Sprache aus. Auch dies thematisiert Gotthard Günther in der Polykontexturalitätstheorie. Wir können uns derzeit nur positivsprachlich ausdrücken. Denn um etwas zu verneinen, muss es dieses etwas erst geben, sonst könnte ich es nicht verneinen. Wenn ich also sage, dass es Wahrheit nicht gibt, muss Wahrheit ja existieren. In dem Moment also, wo ich krampfhaft versuche die Existenz von Wahrheit zu verneinen, stärke ich nur den Aspekt, dass es sie gibt. Ein Beispiel für eine Negativsprache ist übrigens die doppelte Buchführung in der Finanzbuchhaltung.

3. Kommen wir nun zum dritten Aspekt. Nach Anselm resultiert Wahrheit aus dem Wesen der Dinge. Alle Dinge, wie sie sind, beziehen sich auf genau eine erste Ursache. In dieser ersten Ursache liegt die reine Wahrheit begründet. Wenn alle Dinge durch diese erste Ursache verursacht sind, ist auch in diesen Dingen Wahrheit begründet. Anselm nimmt eine Dreiteilung vor. Die höchste Wahrheit ist Ursache und wird durch nichts verursacht. Sie ist bezüglich der Wahrheit rein. Dann gibt es Wahrheiten, die Ursache sind, aber auch verursacht werden. Das ist die Wahrheit in den Dingen. Und dann gibt es Wahrheiten, die nur verursacht sind, aber nicht Ursache für etwas sind. Das ist die Sprache. In dem Moment wo man wahr spricht, verleiht man der höchsten Wahrheit eine Stimme. Das ist aus Sicht Anselms die eigentliche Aufgabe der Wissenschaft. Ich denke diese kann sie aber nie erfüllen. Die Ursache dafür liegt in der Sprache und der Objektivität begründet.

Komme ich zur Objektivität, oder besser zur nicht vorhandenen Objektivität. Wir können die Dinge an sich nicht wahrnehmen, da wir unsere Wahrnehmungen filtern und gegen unsere Erfahrungen validieren und gegenprüfen. Wir Menschen sind “nichttriviale Maschinen”, wie Heinz von Förster es ausdrückt. Diesen Aspekt habe ich im Artikel Ist Objektivität eine Illusion? ausgeführt.

Kommen wir zur Sprache. Unsere Denk- und Wahrnehmungsprozesse sind des Weiteren von unserer Sprache beeinflusst. Denn, wenn wir Dinge der Umwelt wahrnehmen, darüber nachdenken und darüber kommunizieren, nutzen wir unsere Sprache. Auch jetzt wo ich darüber schreibe bin ich darin gefangen. Diesen Aspekt habe ich im Post Sprache als Linse detailliert. Die Objektivität werden wir nie herstellen können. Die Hürde der Sprache könnten wir vielleicht nehmen, wenn wir unsere Umgangssprache negativ ausrichten. Allerdings müssten wir dafür die zweiwertige Logik, auf die unsere gesamte Wissenschaft aufgebaut ist, umstoßen und zur Polykontexturalen Logik übergehen, wie Gotthard Günther es formuliert hat. Davon sind wir noch so weit entfernt, dass man als Spinner abgestempelt wird, wenn man darüber nachdenkt. Allerdings auch nach dem Nehmen dieser Hürde bleibt immer noch die niemals vorhandene Objektivität, was also letztendlich dazu führt, dass Wahrheit in Gänze von Menschen nicht erkennbar ist.

Können wir komplettes Wissen der Welt erlangen?

Es gibt in der Fragestellung 2 Begriffe, die man als Parameter betrachten kann. Dazu in den folgenden Schritten 2 und 3 mehr. Ich starte mal mit Schritt 1.

1. Die Skeptiker sind sich sicher, dass wir niemals die Dinge “da draußen” auch so wahrnehmen können wie sie sind. Unsere Wahrnehmung schlägt uns hier ein Schnippchen. Das habe ich im vorigen Abschnitt auch beschrieben und kann es aus meiner Sicht bejahen.

2. Die Idealisten versuchen diesen Fängen zu entkommen, in dem sie den Begriff “Welt” thematisieren. Es gibt gar nicht die Dinge “da draußen” ohne mein Zutun. Es gibt also keine von mir unabhängige Außenwelt. Jetzt kann man nach Meinung der Idealisten fragen, ob ich nun mit diesem Reframing des Begriffes “Welt” komplettes Wissen erlangen kann. Auch hier sieht man schnell Hürden. Es würde nämlich bedeuten, dass es grundsätzlich keine von mir unabhängigen Dinge der Außenwelt gibt. Das ist schwer vorstellbar. Auf der anderen Seite müsste das auch bedeuten, dass unsere Wahrnehmung uns niemals täuschen kann. Auch das ist schwer vorstellbar.

3. Nun nehmen wir uns den anderen Parameter hervor und versuchen diesen anders zu definieren, nämlich “Wissen”. Und jetzt beginnt das, was einige Philosophen nun machen, für mich fatal zu werden. Es ist aber leider viel zu häufig zu beobachten. Wir Menschen möchten etwas erreichen, merken dass sie es nicht erreichen und definieren das zu Erreichende einfach um. Dieses zu Erreichende ist hier das komplette Wissen. Ich gebe Ihnen ein kurzes Beispiel aus der Wirtschaft: Bilanzfälschung. Ein Unternehmen setzt sich ein bestimmtes Ziel für sein Ergebnis im Jahr 2012. Das Ergebnis wird nicht erreicht, also wird das Ziel einfach herunter geschraubt, so dass das Ziel, sprich das Ergebnis, erreicht wird. Bestandteile, die positiv auf das Ergebnis wirken, werden zugenommen oder Bestandteile, die negativ auf das Ergebnis wirken, werden einfach gestrichen. Man definiert damit quasi die Formel zur Errechnung des Ergebnis neu, im Sinne der Zielerreichung. Das ist der Archetyp der erodierenden Ziele.

So scheint es mir hier auch. Es wird einfach gesagt, dass wir wahrscheinlich einen zu hohen Anspruch an Wissen haben, also wird das Wissen niedriger definiert. Mit der Neudefinition hieße dass, dass die Menschen früher als sie noch der festen Überzeugung waren, dass die Sonne sich um die Erde dreht, über komplettes Wissen über die Welt verfügten. Damals zu dem Zeitpunkt sprach ja “objektiv” nichts gegen diese Feststellung. Heute schon. Deshalb sagen wir heute, dass die Menschen damals kein sicheres Wissen hatten. Nur was bringt uns das? Die Fakten der Außenwelt sind die gleichen. Wir Menschen machen uns etwas vor. Da kann ich nur schwer mitgehen.

Vielleicht ist dieser Aspekt ja auch wieder ein Zeichen dafür, dass wir Menschen schlecht mit Unsicherheit umgehen können. Warum nicht einfach zugestehen, dass wir niemals komplettes Wissen über die Welt erlangen können? Ich bin der festen Überzeugung, dass wir niemals sicher sein können, dass das was wir heute als absolut sicheres Wissen ansehen, morgen komplett verworfen werden kann. Also kann ich von dem was ich heute weiß nicht sagen, dass es total sicher ist.

Ich finde schade, dass auch Teile der Philosophen Züge erkennen lassen, wie wir sie beispielsweise in der Wirtschaft erkennen können (siehe obiges Beispiel).

Was hat Sprache mit Wahrheit zu tun?

Ich möchte mich für diese Fragestellung auf Gottfried Wilhelm Leibniz beziehen. Anselm geht noch davon aus, dass in den Dingen an sich Wahrheiten sind und wir diese erkennen oder finden können. Nur manchmal spielen unsere Sinne uns einen Streich. Dann transformiert der Mensch Wahrheit zu Unwahrheit. In der modernen Philosophie wurde genau diese Thematik untersucht. Kant sagt ja beispielsweise, dass wir das „Ding an sich“ niemals erkennen können. Damit kann es also auch nicht darum gehen, die Wahrheit in den Dingen zu suchen, sondern die Wahrheit in den Aussagen von Menschen zu suchen. Dafür möchte ich jetzt gerne die Ideen und Gedanken von Leibniz ins Spiel bringen.

Nach Leibniz kann man von Wahrheit sprechen, wenn die Beziehungen zwischen den Vorstellungen mit den Beziehungen zwischen den Dingen übereinstimmen. Wie kann man aber diese Übereinstimmung feststellen? Leibniz meint, das ist genau dann der Fall, wenn ein bestimmter Sachverhalt sich nicht anders und ohne Wiederspruch in eine bestimmte Sprache ausdrücken lässt und wenn der Sachverhalt, egal in welcher Sprache er ausgedrückt wird, stets erhalten bleibt.

In seinem Traktat Dialogus von 1677 untersucht Leibniz die Möglichkeit, ob es Wahrheit in den Dingen geben kann. Es geht um den Fall, dass der Kreis diejenige geometrische Figur ist, wo die Beziehung zwischen Flächeninhalt und Umfang am größten ist. Will man also mit einem vorgegebenen Seil eine Fläche größtmöglichen Inhaltes abstecken, dann muss ich einen Kreis abstecken. Leibniz kommt zu dem Schluss, dass dies wahr ist, aber nicht nur wenn er daran denkt, sondern auch wenn er nicht daran denkt. Diese Wahrheit kann also gefunden werden, um in den Worten von Anselm zu sprechen. Also ist doch Wahrheit in den Dingen und nicht in den Vorstellungen? Das stellt Leibniz in Frage. Er meint Wahrheit und Unwahrheit müssen stets gemeinsam vorliegen. Wahrheit ohne die Möglichkeit von Unwahrheit geht nicht, denn sie sind stets die 2 Seiten einer Medaille. Das habe ich in meiner ersten Mail an Ihnen auch schon ausgedrückt. Kann man denn auch Unwahrheit von Dingen aussagen. Das geht nicht. Das kennen wir von Anselm. Unwahrheit kann man nur von Vorstellungen aussagen, nicht von Dingen. Wenn man aber Unwahrheit nicht in Dingen finden kann, dann kann man auch Wahrheit nicht in Dingen finden. Er konzentriert sich also auf Vorstellungen und unterscheidet diese noch einmal. Das muss er auch, wie im obigen Beispiel angedeutet. Das möchte ich noch einmal an einem anderen Beispiel belegen: 2+2=4. Das ist wahr auch wenn ich nicht daran denke, also wenn ich mir das gerade nicht vorstelle. Leibniz unterscheidet deshalb aktuelle und mögliche Vorstellungen. Wahrheit und damit auch Unwahrheit findet man in den möglichen Vorstellungen. Mögliche Vorstellungen werden durch Denken in aktuelle Vorstellungen abgebildet. Ist dann die mögliche Vorstellung wahr, ist auch die aktuelle Vorstellung wahr.

Im Fazit sagt Leibniz, dass Wahrheit niemals in den Dingen gefunden werden kann, wie Anselm das noch dachte. Der Grund ist nämlich, dass Dinge stets wahr sind und niemals unwahr sein können. Wahrheit gibt es nur in faktischen und in möglichen Sätzen von Menschen, die über Dinge ausgesagt werden können. Um das aber zu denken, muss man Vorstellungen unterscheiden. Denn ein Satz kann nicht nur wahr sein, wenn man an diesen denkt. Dazu noch ein Beispiel. Ich habe 2 Kinder. Egal ob ich daran denke oder nicht ist dieser Satz stets wahr. Möglich wäre, dass ich 1 Kind oder 3 Kinder habe. Das sind dann mögliche Vorstellungen. Diese können auch als wahr gedacht werden. Nur sie stimmen eben faktisch nicht. Und das merke ich wenn ich diese Vorstellungen denke. Dann bilde ich die möglichen Vorstellungen auf die faktischen Vorstellungen ab und erkenne keine Übereinstimmung. Ich ordne also allen möglichen Sätzen durch mein Denken die Attribute “wahr” und “unwahr” zu.

Schon damals gab es Gegenwind zu der Denkweise von Leibniz bzgl. Wahrheit. Wenn man Wahrheit nur in Vorstellungen, die durch Sätze zum Ausdruck gebracht werden, finden kann, wäre Wahrheit ja willkürlich. Denn man verwendet Zeichen, denen man eine bestimmte Bedeutung zuspricht, um Sätze überhaupt zum Ausdruck zu bringen. Die willkürliche Verwendung von Zeichen lassen dann damit auch die Wahrheit in Sätzen willkürlich werden. Leibniz entgegnete aber, dass die Willkürlichkeit ab dem Zeitpunkt nicht mehr zutrifft, wenn man sich auf eine Bedeutung für ein Zeichen festgelegt hat. Wenn ich auf der Straße einen Hund sehe und zu meiner Frau sagen würde: “Schau mal ein Affe.”, würde sie mich wahrscheinlich schmal anschauen.

Fazit

Nun möchte auf die Frage dieses Posts zurück kommen. Ich denke schon, dass man über Wahrheit wahr reden, aber eben nicht absolut und objektiv, sondern stets in dem jeweiligen Kontext, also relativ.

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Ankündigung zweier Veranstaltungen zum Thema Komplexität in der Wirtschaft

Anfang Juni 2012, genauer am

habe ich die Chance meine Gedanken und Ideen zum Thema Komplexität in der Wirtschaft zur Diskussion zu stellen. Ich freue mich darauf von meiner Reise des Verstehens in puncto Komplexität berichten zu können. Wie häufig in meinem Logbuch dargestellt werde ich begründen, warum wir aus meiner Sicht den Wettlauf mit der Komplexität niemals gewinnen können, wir ihn aber trotzdem annehmen müssen, um überhaupt lebensfähig zu sein. Das bezieht sich nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auch auf unsere Gesellschaft an sich.

Seien Sie herzlich zu den Veranstaltungen eingeladen.

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Assessment Center finden in Höhlen statt

Assessment Center sind ein sehr guter Beleg für das Messparadigma, welchem wir Menschen viel zu häufig erlegen sind. Menschen versuchen zwanghaft Dinge vergleichbar zu machen die nicht vergleichbar sind. Qualitäten werden in Quantitäten umgewandelt, damit wir messen und damit vergleichen können. Dabei simplifizieren und trivialisieren wir. Wenn wir Menschen einen Kriterienkatalog vorzeigen können, nach denen wir beispielsweise entschieden haben, einen Menschen einzustellen oder einen Mitarbeiter als Führungskraft zu qualifizieren, fühlen wir uns sicher. Diese Sicherheit benötigen wir, um uns nicht später rechtfertigen zu müssen, wenn sich die Auswahl doch als falsch herausstellen sollte. Man kann ja dann die Verantwortung an die Messkriterien abschieben. Man hat sich ja daran gehalten.

Ich möchte meine Argumente gegen die Verfahrensweise in herkömmlichen Assessment Centern am Höhlengleichnis von Platon spiegeln. Ich möchte die folgende Abbildung nutzen, um die Möglichkeiten, die den Beobachtern in den Assessment Centern zur Verfügung stehen, zu reflektieren.

Stufe 1
Die Beobachter sind wie die Menschen in der Höhle in Ihren künstlichen Rahmenbedingungen gefangen. Die Menschen in der Höhle sitzen mit dem Rücken zum Höhleneingang und können sich nicht umdrehen. Sie sehen auf der Höhlenwand vor sich nur die Schatten des Treibens außerhalb der Höhle und nehmen nur das Echo der Stimmen und der Klänge von draußen wahr. Sie sind sich sicher, dass dies die wirklichen Dinge sind. Die Beobachter in den Assessment Centern denken sich Spiele aus, die von den Teilnehmern durchgeführt werden müssen. Auch sie sind sich sicher, dass diese Spiele, wie Mitarbeitergespräche oder Gruppenspiele die Wirklichkeit abbilden.

Stufe 2
Ein Mensch in der Höhle wird von seinen Fesseln befreit und kann sich umdrehen, so dass er den Höhlenausgang erkennen kann. Allerdings tut er dies nur widerwillig. Er wird geblendet von dem Licht. Nach einer gewissen Zeit aber hat er sich an das Licht gewöhnt und er kann die Gegenstände erkennen, von denen er bislang nur die Schatten kannte. Er kann auch die Stimmen und Geräusche hören, von denen er bislang nur das Echo vernahm. Er macht also Erfahrungen und nimmt nun die realen Dinge wahr, von denen er bislang nur vermuten konnte. Er kann sich eine Meinung bilden. Es ist wichtig sich vor Augen zu führen, dass die Menschen, die in der Höhle sind und sich nicht umdrehen können, nicht der Meinung sind, dass sie nur vermuten, denn Ihnen fehlt ja die Erfahrung. Im Rahmen von Assessment Centern ist es also ebenfalls wichtig Erfahrung zu sammeln. Das wird sicherlich niemand abstreiten. Allerdings muss man sich dafür auch umdrehen, wa nicht getan wird. Es müssen beispielsweise die durchzuführenden Spiele validiert und gegebenenfalls angepasst werden.

Stufe 3
Der Mensch wird nun nach draußen geführt. Er wird wieder geblendet, da er bislang nur das Halbdunkel der Höhle kannte. Draußen außerhalb der Höhle orientiert er sich vorerst nur an den Spiegelungen der Gegenstände im Wasser oder am Boden. Er findet sich nachts am besten zurecht. Er verhält sich ähnlich wie schon in der Höhle, allerdings stammen die Schatten, die er nun wahrnimmt von natürlichen Dingen. Nach einer gewissen Zeit gewöhnt er sich an das Licht und kann die natürlichen Dinge direkt sehen. Der Mensch befindet sich außerhalb der Höhle nicht mehr nur im Bereich des sinnlichen Wahrnehmens sondern im Bereich des denkenden Erkennens. Spiegelt man dies auf Assessment Centern, müsste man die Verhaltensweisen der Teilnehmer, die sie außerhalb der Assessment Center gemacht haben, in die Bewertung einfließen lassen. Es wird also nicht mehr nur alleine die Beobachtung in den künstlichen Rahmenbedingungen als Maßstab herangezogen.

Stufe 4
Der Mensch gewöhnt sich immer mehr an das Licht. Er erkennt die Dinge immer mehr im Lichte der Sonne. Er macht nicht nur Erfahrungen, sondern er generiert aus diesen Erfahrungen Wissen und Einsichten. Er macht sich über die Dinge an sich Gedanken und reflektiert diese. Jetzt gibt der Mensch sich nicht mehr mit den Abbildern von Dingen oder den Abbildern von Abbildern von Dingen zufrieden, wie das noch bis zur 3. Stufe der Fall war. Er ist im Reich der Ideen angelangt. Was bedeutet dies für die Assessment Center? Nichts gutes. Sie werden abgeschafft. Man erkennt, dass man die Teilnehmer in ein künstliches Korsett zwingt, was sie teilweise so handeln lässt, wie sie es in der realen Welt niemals tun würden. Sie wissen was von Ihnen verlangt wird, also tun sie es. Sie wollen ja bestehen.

Fazit
Warum gibt es aber noch immer Assessment Center? Auch hier kann man wieder das Höhlengleichnis heranziehen. Der Mensch, der draußen Einsicht erlangt hat, ist begeistert und will den Menschen in der Höhle davon berichten. Er wird allerdings als Spinner abgestempelt, denn wie oben bereits angedeutet, sind auch die Menschen in der Höhle von ihrer Einsicht überzeugt. Der Übergang von einer Stufe zur nächsten ist mit einem Wegwerfen von Gewohnheiten verbunden. Schein und Illusionen (Abbilder) werden abgestreift. Allerdings ist dies mit Schmerzen verbunden, da dies einhergeht mit einem Negieren von Paradigmen, mit denen man sich bislang identifiziert hat.

Wenn Sie vielleicht in Zukunft zu einem Assessment Center eingeladen werden, fragen Sie gerne nach warum dieses nicht in der Höhle stattfindet. Wenn Sie eines organisieren müssen, lassen Sie es lieber bleiben. Falls die Rahmenbedingungen in Ihrem Unternehmen dies aber nicht zulassen sollten, schenken Sie dem Assessment Center wenigstens einen angemessenen Ort. Sie wissen schon welcher das ist.

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Verdummt noch mal! oder Was Kinder in der Schule wirklich lernen

In meinem Post In der Schule verlernen Schüler das Denken habe ich meine Bedenken gegenüber unseren Bildungseinrichtungen dargelegt. Auf den Punkt gebracht. Kinder werden trivialisiert.

John Taylor Gatto, der 30 Jahre lang als Lehrer arbeitete und im Jahr 1991 seinen Rücktritt erklärte, da er nicht länger „Kindern Schaden zufügen” wolle, drückt es ähnlich drastisch aus. Kinder werden verdummt. In seinem Buch Verdummt noch mal! Dumbing us down. Der unsichtbare Lehrplan oder Was Kinder in der Schule wirklich lernen belegt er diese Meinung nachdrücklich und plastisch. Auszüge aus dem Buch können Sie in dieser Rezension einsehen.

Ein Zitat aus dieser Rezension möchte ich kurz angeben. Es spricht für sich, ist interpretationsfrei und macht Geschmack auf mehr.

Vera E. Birkenbihl beginnt ihr Vorwort mit folgenden Sätzen: „Als ich in einem Vortrag unter anderem die berühmten sieben ‚Gatto-Lektionen‘ (…) präsentierte, verteilten wir vorher ‚Kotztüten‘ (wie im Flugzeug) nach dem Motto: Es könnte einem schlecht werden, wenn man begreift, wie Regelschulen die Lernfähigkeit unserer Kinder systematisch untergraben“ (S. 7).

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