Erkenntnisse aus der Hirnforschung für das Führen von Unternehmen nutzen

Wo und wie kann man für das Führen und Managen von Unternehmen Lehren und Erkenntnisse aus der Erforschung der Funktionsweise des menschlichen Gehirns ziehen? Mein nächstes kleines Projekt rankt sich um genau diese Fragestellung. Meine ersten Ideen dazu möchte ich jetzt schon einmal darlegen.

Die Menschen haben in der Informationsgesellschaft Systeme geschaffen, die komplex sind. Das bedeutet die Varietät und Vielfalt dieser Systeme ist ungemein hoch. Um diese Systeme zu beherrschen, muss eine ebenso große wenn nicht noch größere Eigenkomplexität der steuernden Systeme, wie Unternehmen es sind, erschaffen werden. Dieses Wissen ziehen wir aus dem Gesetz der erforderlichen Varietät von Ashby. Das bedeutet, die Aufgabe des Managements eines Unternehmens ist es, eine ausreichende Eigenkomplexität des Unternehmens zu erzeugen. Es geht also nicht immer nur um Simplifizierung. Nur wie kann das erreicht werden?

Bevor wir darauf eine Antwort finden wollen, machen wir einen kleinen Ausflug in das Innenleben eines menschlichen Gehirns. Menschen können nur überleben weil ihr Gehirn Stabilitäten aus Instabilitäten der Umwelt errechnet. Ich möchte mir garnicht vorstellen, meine Frau auf einmal nicht wieder zu erkennen, nur weil Sie beim Friseur war, oder meine Kinder nur weil Sie beim Spielen gefallen sind und sich eine Schramme im Gesicht zugezogen haben. Die gesamte Welt ist im Fluss, wie Heraklit schon gesagt hat. Die Welt ist nicht stabil, zu keiner Sekunde. Aber das menschliche Gehirn gaukelt uns eine Stabilität vor. Das ist auch notwendig für ein Überleben. Schaut man jetzt in das Innere unseres Gehirns, so erkennen wir das die Neuronen eines gesunden menschlichen Gehirns chaotisch feuern. Das Gehirn arbeitet weit weg vom thermodynamischen Gleichgewicht. Das bedeutet, das Gehirn hat eine sehr hohe Eigenkomplexität um die Komplexität aus der Umwelt zu beherrschen. Das Berechnen der Stabilitäten läuft für den Menschen unbewusst ab. Das menschliche Gehirn filtert beispielsweise Signale aus der Umwelt.

  • Das für Menschen sichtbare Licht liegt im Bereich der elektromagnetischen Strahlung: 380-780 nm Wellenlänge.
  • Menschen hören Schwingungen zwischen 20 und 20000 Hz.
  • Das menschliche Auge nimmt pro Sekunde 10 Mio. Bits Daten auf; davon werden nur 40 Bits vom Gehirn für den Menschen unbewusst verarbeitet.
  • Das menschliche Ohr nimmt pro Sekunde 100 Tsd. Bits Daten auf; davon werden nur 30 Bits vom Gehirn für den Menschen unbewusst verarbeitet.

Es ist derzeit für den Menschen nicht erklärbar, wie das Gehirn diese Stabilitäten errechnet. Hier kommt die Emergenz zum Tragen (Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile). Deshalb stösst das Forschungsgebiet Künstliche Intelligenz beim Nachbau eines menschlichen Gehirns auch (noch) an seine Grenzen. Das Gehirn lässt sich nämlich nicht bloß durch die einzelnen Neuronen und deren Arbeitsweise erklären.

Die obige Abbildung zeigt die Hirnaktivitäten über 1 Sekunde (Gehirnströme gemessen mit dem EEG) eines gesunden Menschen. Man erkennt das chaotische Verhalten. Das ist gleichzusetzen mit einer hohen Varietät, die notwendig ist, um die hohe Komplexität der Umwelt zu verarbeiten. Bedeutet das jetzt, dass Unternehmen stets weit weg thermodynamischen Gleichgewicht agieren müssen, wie das menschliche Gehirn?

Zum Glück nicht, denn auch das würde im Chaos enden. Menschen haben durch Gesetze, Kulturen, Sitten, Bräuche etc. Rahmenbedingungen geschaffen, die Stabilitäten definieren. Selbst durch das Anwenden unserer Sprache generieren wir Stabilitäten. In diesen konstruierten Stabilitäten leben und agieren die Menschen. Diese Stabilitäten werden allerdings immer häufiger durch die immer höher werdende soziale Vernetzung der Menschen in der Informationsgesellschaft auf die Probe gestellt. Kurios oder? Beides wird von Menschen erzeugt: Rahmenbedingungen, die Stabilitäten erzeugen (Sitten, Bräuche, Gesetze etc.) als auch Strukturen, die diese Stabilitäten einstürzen lassen (Vernetzung im Rahmen sozialer Plattformen). Wobei die Auswirkungen des Schaffens solcher Stabilitäten und Strukturen nicht vorhersehbar sind (Die Chaostheorie kann an dieser Stelle Licht ins Dunkel bringen: Anwenden von Iterationen zur Erzeugung von Fraktalen). Deshalb müssen auch beispielsweise Kulturen, Leibilder, Visionen und Strategien von Unternehmen stetig hinterfragt werden. Hier spielt uns aber unser Gehirn einen Streich, denn aufgrund der vorhin angesprochenen Fähigkeit des menschlichen Gehirns Stabilitäten zu errechnen, ist es sehr schwierig Notwendigkeiten eines Wandels zu erkennen. Um dem zu begegnen muss also eine, wie es Prof. Peter Kruse sagt, Netzwerkintelligenz im Unternehmen geschaffen werden, die höher ist als die Summe der einzelnen Intelligenzen der Mitarbeiter des Unternehmens. Diese Netzwerkintelligenz ist aber nicht planbar und deshalb auch nicht durch Command-and-Control Aktivitäten (Steuern und Regeln) erreichbar. Oder hat Jemand den Erfolg des Internets vorhersagen oder planen können. Oder ist Jemand in der Lage eine genaue Handlungsanweisung für das Herausbilden einer kreativen Kultur in einem Unternehmen zu erstellen? In Zeiten eines Wandels, und nur dann, agieren Menschen oder auch Unternehmen, als Beispiel für soziale Systeme, weit weg vom thermodynamischen Gleichgewicht. Diesen Effekt hat Jeder von uns sicher schon einmal gespürt. Ist man sich nicht sicher beispielsweise eine neue Position innerhalb seines Arbeitsumfeldes zu bekleiden oder eine bestimmte Tätigkeit neu anzufangen, spürt man eine gewisse Unruhe. Man schläft schlecht oder man hat keinen Appetit. Hat man sich dann entschieden, ist die Unruhe verflogen.

Zurück zum Führen von Unternehmen. Gerade für die Zeiten des Wandels lassen sich Erkentnisse der Hirnforschung auf das Managen von Unternehmen übertragen. Da diese in der Informationsgesellschaft immer häufiger anzutreffen sind, wird also dieser Interlock immer bedeutender. Was muss also schlussfogernd gegeben sein?

  • Vernetzungsdichte und Standardisierung der Prozesse
  • Transparenz und ungehinderter Informationsfluss
  • Identität und gemeinsame Werte und Regeln

Prof. Dr. Fredmung Malik benennt zwei Managementformen wie folgt: konstruktivistisch-technomorph und systemisch-evolutionär. Eine Mischform aus Beiden ist optimal. Wenn beispielsweise das Ziel in einem Projekt klar formuliert wird, ist Steuern und Regeln angesagt (konstruktivistisch-technomorph). Wird dieses Ziel hinterfragt, aufgrund geänderter Rahmenbedingungen, dann ist Selbstorgansiation gefragt (systemisch-evolutionär). In der Informationsgesellschaft, wo sich die Rahmenbedingungen häufiger ändern als noch in Industriegesellschaft, müssen sich beide Managementformen auch häufiger abwechseln oder bestenfalls parallel ablaufen. Das diese Erkenntnis derzeit noch nicht in den Unternehmen etabliert ist, sieht man beispielsweise an Unternehmensorganigrammen. Diese sind geprägt durch lineare Ursache Wirkungsbeziehungen. Es existieren keine Rückkopplungen. Die konstruktivistisch-technomorphe Managementform, die geprägt ist von Steuern und Regeln, überwiegt noch immer in den meisten Unternehmen.

Es gibt also noch viel zu tun. Was mich auch dazu bewogen hat, die Erkenntnisse aus der menschlichen Hirnforschung auf verschiedene Managementdisziplinen, wie Unternehmensplanung, Unternehmensbewertung, Personalführung und Coaching oder Wissensmanagement zu beleuchten. Ergebnisse werde ich demnächst auf dieser Plattform veröffentlichen. Reflektionen auf das Change Management kann man im Buch The Race – Change Management mit dem ChangeModeler nachlesen. Viel Spass beim Lesen.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen bislang. Geben Sie doch die erste ab.)
Loading...
Posted in Hirnforschung, Management und Leadership | Tagged , , , , , | 1 Comment

4. Jahrestagung der DGSD in Leipzig

Am 24. und 25. Juni 2010 fand in Leipzig die 4. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für System Dynamics (DGSD) statt. Die Broschüre zu dieser Veranstaltung finden Sie hier. Ich konnte aus Zeitgründen nur am zweiten Tag teilnehmen, habe mich aber sehr gefreut, dass ich meine Gedanken und Ideen zum Thema Kybernetisches Change Management vortragen durfte. Die Folien meines Vortrages finden Sie hier. Auch alle weiteren Vorträge waren ausserordentlich interessant. Es ging beispielsweise um Themen wie

  • Risikominimierung in der langfristigen Personalkapazitätsplanung
  • Strategisches Assetmanagement
  • Demografischer Wandel in der neuen Wachstumstheorie
  • Analyse des Immobilienmarktes

Das zeigt wieder einmal die ungeheuren Potentiale die in SD stecken, aber auch wie wenig diese derzeit genutzt werden. In Summe war es ein sehr interessanter Tag für mich.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen bislang. Geben Sie doch die erste ab.)
Loading...
Posted in Modellierung | Tagged , , , , | Leave a comment

Evolutionäre Coaching-Haltung der Führungskräfte

Sonja Radatz beschreibt in einem Artikel des SEM Radars Nummer 1/2005 die evolutionäre Coaching-Haltung, die Führungskräfte in der heutigen Zeit vorleben sollten, um erfolgreich ein Unternehmen und somit die Menschen des Unternehmens zu führen.

Als Einführung beschreibt Sonja Radatz sehr eindrucksvoll die Unterschiede von Führung zwischen gestern und heute/ morgen. Grundsätztlich hat sich die Führung massiv verändert weil sich grundlegende Rahmenbedingungen geändert haben und weiterhin ändern. Dieses Phänomen nehmen wir, so denke ich, täglich immer wieder wahr, egal ob im privaten oder im beruflichen Umfeld. Nur reagieren wir nicht entsprechend darauf. Denn diese wahrgenommenen Änderungen machen ein Umdenken der Führungskräfte bzgl. der Beziehung zu den Mitarbeitern unumgänglich.

Die Halbwertszeit des Wissens hat sich massiv verkürzt. Führungskräfte können nicht immer alles besser und mehr wissen als ihre Mitarbeiter. Sie müssen für die Mitarbeiter nicht vor-, mit- und nachdenken. Das darf und kann auch nicht der Anspruch sein. Trotz allem hechten laut Radatz viele Führungskräfte dieser Maxime hinterher. Um das zu ändern ist ein kompletter und radikaler Wechsel des Mindsets der Führungskräfte in Richtung einer evolutionären Denkweise notwendig. Die evolutionäre Denkweise ist ein Konglomerat von Wissen aus drei verschiedenen Richtungen: des Systemischen Denkens, der Autopoesie und des Radikalen Konstruktivismus. Zusammenfassend lässt sich diese Denkweise wie folgt darstellen.

  • Führung ist zum großen Teil Selbstführung: Die Menschen sehen und interpretieren die Welt. Das bedeutet, um die Welt zu ändern, muss die Sichtweise geändert werden.
  • Menschen sind nicht, sie verhalten sich: Menschen dürfen nicht in Typen eingeteilt. Diese Einteilung ist zu statisch. Sie haben dadurch keine Chance sich zu verändern.
  • Menschen sind nichttriviale Maschinen: Menschen denken, fühlen und handeln aufgrund ihrer Vergangenheit und ihrer gemachten Erlebnisse. Menschen handeln und denken grundsätzlich unvorhersehbar.
  • Menschen handeln gemäß ihrer eigenen Struktur und Sprache: Jeder Mensch hat seine eigene Denkstruktur, die nicht nachahmbar ist.
  • Jeder Mensch hat seine eigene Sprache: Verstehen durch Kommunikation ist unmöglich. Wir können nämlich nicht verstehen was unser Gegenüber sagt, sondern nur hören was wir hören. Der Empfänger bestimmt die Nachricht, nicht der Sender.
  • Wenn wir Menschen nicht verändern können, sollten wir nicht bei den Menschen ansetzen: Es muss an den Strukturen eines Unternehmens gearbeitet werden, um beispielsweise Veränderungen in Unternehmen erfolgreich durchzusetzen, nicht an den Persönlichkeitsprofilen der Menschen an sich. Kommunikation ist das Zauberwort.
  • Tausend Wege führen nach Rom: In der Regel hat eine Führungskraft eine schnelle Lösung parat. Diese muss aber nicht für den Mitarbeiter passen. Begreift die Führungskraft, dass es in der Regel mehrere Lösungen gibt, fördert sie das eigenständige Denken und Arbeiten der Mitarbeiter.
  • Identifikation entsteht durch Arbeiten an passenden Lösungen: Mitarbeiter identifizieren sich ausschliesslich mit Lösungen, an denen sie mitgewirkt haben.
1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (2 Bewertung(en), Durchschnitt: 4.00 von 5)
Loading...
Posted in Management und Leadership | Tagged , , , | Leave a comment

Kybernetisches Change Management – Vergessen ist die Basis für Lernen

Je mehr Erfolg ein Unternehmen in der Vergangenheit und Gegenwart hatte und hat, desto schwieriger wird es für Führungskräfte die Notwendigkeit eines Wandels zu erkennen. Gerade die Marktführer in bestimmten Segmenten sind besonders (und oft negativ) davon betroffen. Prominente Beispiele der nahen Vergangenheit sind Napster (Musikhandel im Internet) oder Palm (PDA Hersteller). Handlungs-, Denk- und Fühlweisen, die in der Vergangenheit zum Erfolg geführt haben, werden nicht hinterfragt und als Selbstverständlichkeiten angesehen. Sie sind quasi unumstößliche Wahrheiten geworden, über die man nicht mehr nachdenken muss. Bedenkt man aber, dass sich vom Übergang der Industrie- in die Informationsgesellschaft die Frequenz der Änderungen der Rahmenbedingungen für Unternehmen massiv erhöht hat und dass die Menschen generell Probleme haben, Änderungen der Umwelt wahrzunehmen, gewinnt der oben angesprochene Fakt noch mehr an Bedeutung.

Was ist also gefragt? Viel wichtiger als Lernen, ist Vergessen. Nur wenn Manager und Mitarbeiter eines Unternehmens vergessen können, können Sie auch lernen.

Im Buch The Race – Change Management mit dem Change Modeler zeige ich zusammen mit den drei weiteren Autoren Uli Hinsen, Michael Lambert Hacker und Heinz W. Bertelmann auf, wie man die kognitiven Fähigkeiten mit den analytischen Fähigkeiten des Menschen verknüpfen sollte, um ein effizientes und effektives Change Management in Unternehmen zu institutionalisieren. Das ist in dem Sinne neu als das das herkömmliche Change Management, ich bezeichne es gerne als Reduktionistisches Change Management, den kognitiven Part ausspart. Das folgende Interview des Managementradios mit Uli Hinsen gibt einen Einblick in die Zielsetzung und die Inhalte des Buches. Details zum Kybernetischen Change Management erhält man in dem Artikel und dem Interview.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 Bewertung(en), Durchschnitt: 5.00 von 5)
Loading...
Posted in Management und Leadership | Tagged , , , , | Leave a comment

Griechenlandhilfe – Einmalige Finanzspritzen ohne grundlegende Änderungen verpuffen

Eigentlich wollte ich mich nicht öffentlich zu der Griechenlandkrise äussern. Aber nach der Wahl in NRW und den Reaktionen darauf habe ich mir es dann doch anders überlegt. Alle – und hier kann man ruhig pauschalisieren – Aktivitäten in Wirtschaft oder auch Politik kann man mit einem Gleichnis beschreiben: Das Problem, welches man lösen möchte, ist ein Schiff mit einem Rumpf aus Zucker. Der Schiffsrumpf hat einige Löcher, die da heißen

  • in der Politik: Kopfpauschale im Gesundheitswesen, Mehrwertsteuer etc.
  • in der Wirtschaft: Kostensenkung, Gewinnmaximierung etc.

um einige Beispiele zu nennen. Das Schiff befindet sich auf hoher See und niemand erkennt, das der Schiffsrumpf sich auflöst. Jeder ist mit dem Stopfen seines Loches beschäftigt. Fredmund Malik hat es ähnlich anschaulich beschrieben. Alle Aktivitäten, die wir derzeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wahrnehmen, kann man vergleichen mit der Verabreichung von Alkohol an einen Alkoholkranken. Kurzfristig fühlt sich der Alkoholiker gut, langfristig wird seine Lage verschlimmert. Eine neue Denk-, Fühl- und Arbeitsweise ist also angebracht:

  • Weg von einer kurzfristigen hin zu einer langfristigen
  • Weg von einer reduktionistischen hin zu einer ganzheitlich vernetzten
  • Weg von einer linearen hin zu einer zirkulär nichtlinearen
  • Weg von einer zweiwertigen hin zu einer mehrwertigen

Schaue ich mir die derzeitigen Diskussionen zur Griechenlandhilfe an kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Ähnlich wie bei der Finanzkrise spricht man von systemimmanenten Faktoren. Nur haben die Rufer dieser Thesen Kenntnisse aus der Systemtheorie, die dies validieren? Wo sind die Modelle, die diese Systemimmanenz bestätigen? Einmalige Investitionen bringen nämlich dann überhaupt nichts, wenn sich an der Denk-, Fühl- und Arbeitsweise nichts ändert. Diesen Fakt sehen Sie an der Graphik. Das Volkseinkommen pendelt sich nach einer gewissen Zeit wieder auf das alte Niveau ein. Es wurde nichts erreicht, da an den Grundregeln des Systems nicht gerüttelt wurde.

Diese Graphik ist Simulationsergebnis des folgenden CONSIDEO Modells. Natürlich ist dieses Modell sehr vereinfacht. Was dieses Modell aber deutlich macht ist, dass einmalige Finanzspritzen ohne Änderung der Grundregeln des Systems nichts bringen.

Ein ungesundes System kann sich nur gesunden, wenn ein radikaler Wandel vollzogen wird. Dieser beginnt in der Regel und sehr häufig mit einem kompletten Zusammenbruch. Das will natürlich niemand hören. Bei einem ungesunden System ist dieser aber unvermeidbar. Nehmen Sie das Beispiel des Alkoholikers. Aus meiner Sicht wurde aus der Finanzkrise nicht gelernt. Die gleichen Fehler werden wieder gemacht. Wir sind leider zu sehr amerikanisiert. Um Neuerungen anzustoßen, muss als erstes der Misserfolg anerkannt und gelebt werden. Misserfolg ist die Basis und voraussetzung von Weiterentwicklung. Fehler müssen grundlegend und tiefgründig reflektiert werden. Regeln – auch solche die als scheinbar selbstverständlich gelten – müssen stetig hinterfragt werden.

Kurz noch zur Wahl in NRW. Keine Partei kann bei den derzeitigen Rahmenbedingungen etwas ändern. Die Partei, die an der Macht ist, wird abgewählt. Sie kann keinen Erfolg haben. Die 4 oben angesprochenen grundlegenden Änderungen sind essentiell und notwendig.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen bislang. Geben Sie doch die erste ab.)
Loading...
Posted in Ökonomie und Wirtschaft | Tagged , , , , | Leave a comment

CONSIDEO BI MODELER – Business Intelligence intelligent anwenden

Business Intelligence wird erst dann richtig interessant, wenn mögliche Szenarien der Zukunft simuliert werden können, um dann nachgehend Handlungsszenarien abzuleiten. Aufgrund der immer stärker werdenden Komplexität der Welt und der damit einhergehenden hohen Frequenz der Wandelbarkeit der Rahmenbedingungen wird die Auslotung von worst, best und weiterer Cases und damit verbundener Handlungsmöglichkeiten immer wichtiger. Die Flexibilität der Unternehmen wird damit immens erhöht. Jedoch wird dieser Fakt bei heutigen BI-Lösungen vernachlässigt. Der Blick geht noch zu sehr in die Vergangenheit. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, denn bisherige Lösungen haben folgende Schwächen:

  • Entscheidende Faktoren liegen häufig ausserhalb der Daten
  • Bauchgefühl kennt nicht die Zukunft
  • Ohne zirkuläre Ursache-Wirkungsmodellierung stossen wir bei komplexen Herausforderungen auf unsere mentalen und kognitiven Grenzen, reduzieren fahrlässig die Anzahl der Faktoren und vertrauen hilflos auf Executive Summaries und Best Practice.

Mithilfe des BI MODELERs von CONSIDEO steht ein Tool bereit, mit welchem man eine solche zukunftsgerichtete BI Architektur aufbauen kann. Das folgende Video verdeutlicht nachhaltig die Einsatzmöglichkeiten des BI MODELERs. Ausführliche Informationen erhält man hier.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen bislang. Geben Sie doch die erste ab.)
Loading...
Posted in Management und Leadership | Tagged , , , | 2 Comments

Impressionen vom MODELER-Camp 2010 in Scharbeutz

Vom 6. bis 7. Mai fand in diesem Jahr das MODELER-Camp in Scharbeutz statt. Auch dieses Jahr waren es für mich persönlich wieder sehr bereichernde und für meine Gedankengänge sehr befruchtende zwei Tage. Gespräche und Diskussionen mit ungezwungen, frei und quer denkenden Menschen standen auf der Tagesordnung.
Des Weiteren habe ich mich sehr darüber gefreut, dass ich über das Thema Business Intelligence in Zusammenhang mit Kybernetik referieren durfte. Dabei ging es um die Fragestellung wie das Wissen aus System- und Erkenntnistheorie gepaart mit quantitativer Modellierung das Führen von Unternehmen unterstützt. Der CONSIDEO BI MODELER, mit welchem einfach und intuitiv Daten aus einem DWH System, wie SAP BI, extrahiert werden können, spielte eine zentrale Rolle.

Impressionen können Sie hier ansehen. Meinen Vortrag inklusive CONSIDEO Modell, wie auch alle anderen Materialien des Camps finden Sie hier. Ich freue mich bereits heute auf das nächste Treffen in 2011.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen bislang. Geben Sie doch die erste ab.)
Loading...
Posted in Modellierung | Tagged , , , | Leave a comment

Die Managementliteratur ist gespickt mit Plattitüden und inhaltsleerem Text

Alexander Nicolai beschäftigt sich in seinem Artikel “Die verschlungenen Pfade zum supereffizienten Unternehmen: Tautologien in der Managementliteratur”, nachzulesen in der Ausgabe 1/2004 der Zeitschrift SEM Radar, mit dem Informationsgehalt der heutigen Managementliteratur. Er kommt zu der Feststellung, dass die meisten erhältlichen Managementbestseller inhaltsleer sind. Es werden keine Antworten auf Problemstellungen gegeben, sondern nur die Probleme reformuliert. Er meint, dass die Managementliteratur gespickt ist von Tautologien. Tautologische Aussagen sind Aussagen, die aus logischen Gründen immer wahr sind. Ich möchte Ihnen ein paar Beispiele nennen, die Sie sicherleich auch zu Hauf in Büchern oder auch in der Praxis vorfinden:

  • Das Management darf den richtigen Zeitpunkt für den Wandel des Unternehmens nicht verpassen. (Diese Aussage ist immer wahr, denn wer würde wohl behaupten wollen, dass das Management den richtigen Zeitpunkt verpassen muss?)
  • Das Management muss eine enge Kundenbeziehung herstellen und damit die Kundenzufriedenheit erhöhen. (Auch klar, oder kann es Ziel eines Unternehmens seine Kunden zu verärgern?)
  • Das Management muss die Motivation der Mitarbeiter hoch halten. (Logisch, oder will jemand wirklich behaupten, dass demotivierte Mitarbeiter optimal für ein Unternehmen sind?)

Was in den meisten Managementlehrbüchern fehlt, ist die konkrete Beschreibung wie beispielsweise die Motivation der Mitarbeiter hoch gehalten wird oder die Kundenbeziehung verbessert wird. Führt man sich das vor Augen, fragt man sich vielleicht, woher der Erfolg einiger Managementlehrbücher rührt, sind sie doch – ein wenig hart ausgedrückt – inhaltsleer. Nicolai führt dafür den folgenden Fakt an:

Es existieren keine Gesetze der Unternehmensführung, ähnlich wie Gesetze in den Naturwissenschaften. Es gibt keine Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens.

Manager bedienen sich gerne der Managementbestseller, um rhetorische Figuren für ihre Kommunikation aufzubauen. Gerade in Veränderungsprozessen werden Tautologien gerne als rhetorisches Mittel betrachtet und eingesetzt. Es wird Nichtwissen verschleiert. Welcher Manager gibt schon gerne zu, dass er nicht weiss? Ganz besonders auf die Fragestellung: “Was müssen Sie tun, damit ihr Unternehmen wieder Erfolg hat?”. Um etwas zu sagen, werden Tautologien benutzt, in der Hoffnung das dem Fragesteller nicht auffällt, dass die Frage garnicht beanwortet wurde.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen bislang. Geben Sie doch die erste ab.)
Loading...
Posted in Management und Leadership | Tagged , , , | Leave a comment

Dinge müssen sich verändern damit sie bleiben können wie sie sind

Hört sich paradox an, ist aber einleuchtend wenn man sich Beispiele zu der Thematik anschaut.

Als eingefleischter Fussballfan bediene mich gerne Metaphern aus diesem Bereich.
Nehmen wir Hoffenheim. In der Hinrunde der letzten Saison hat die Mannschaft zauberhaften Fussball gespielt. Man hat schon vom Machtwechsel im deutschen Fussball gesprochen. Aber schon in der Rückrunde war die Überlegenheit wie weg geblasen. Die gegnerischen Mannschaften haben sich auf den Stil der Hoffenheimer eingestellt. Sicherlich haben auch die Hoffenheimer Spieler angefangen an ihre Stärke zu glauben und darunter litt dann der Einsatzwillen und die Konzentration mit ein paar Prozentpunkten. Auch der Druck siegen zu müssen wurde größer und die Spieler wurden immer mehr Objekt der Begierde für die Medien. Alles Fakten, die es zu bewältigen gilt und die sich geändert haben.

Nehmen wir das Beispiel Felix Magath. Er ist mit Wolfsburg in der vergangenen Saison Deutscher Fussballmeister geworden und ist dann danach zu Schalke geweschselt. Das war mehr als klug. Er wusste, dass er diesen Erfolg nie wiederholen kann. Der Anspruch in Wolfsburg ist gestiegen. Die Spieler sind nicht mehr so unbedingt erfolgshungrig wie in der letzen Saison. Die gegnerischen Mannschaften stellen sich anders auf den Meister ein etc. Ich bin mir auch relativ sicher, dass Magath im Falle der Meisterschaft für Schalke, den Verein am Ende der Saison verlassen würde. Der Grund wäre der gleiche wie oben dargestellt. Es muss sich aus meiner Sicht auch erst beweisen, ob es die Methoden und die Art und Weise Magaths erlauben, Erfolge wiederholbar werden zu lassen. Dass er eine erfolgshungrige Mannschaft aufbauen kann, hat er bewiesen. Bei dem Bewahren von Erfolg habe ich meine Zweifel. Das hat man zum Beispiel im dritten Jahr bei Bayern München gesehen. In den ersten beiden Jahren hat er mit der Mannschaft das Double geholt (Meisterschaft und Pokal). Dann war die Mannschaft “satt” und die “Schleifermethoden” haben nicht mehr gezogen.

Ein letztes Beispiel. Für Aufsteiger in die erste Fussball-Bundesliga ist das zweite Jahr meistens viel schwieriger als das erste. Die Mannschaften werden nicht mehr so unterschätzt wie noch im ersten Jahr. Etliche weitere Beispiele finden Sie sicherlich auch.

Was haben die aufgeführten Beispiele alle gemeinsam? Warum kann man diese Phänomene immer wieder beobachten? Methoden und Arbeitsweisen müssen geändert werden, obwohl diese in der nahen Vergangenheit Erfolge gebracht haben. Das Erkennen dieser Notwendigkeit und das Umsetzen unterscheidet sehr gute Führungskräfte von weniger guten. Dieser Fakt lässt den jahrelangen Erfolg von Bayern München und die damit verbundene Leistung der Führungscrew noch einmal zusätzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Ich unterscheide zwei verschiedene Ebenen, die Makro- und die Mikroebene. Auf der Makroebene möchte man Stabilität. In den Beispielen oben ist das die erfolgreiche Mannschaft. Diese Stabilität erreicht man aber nur durch Instabilitäten auf der Mikroebene. Das sind Methoden, Arbeitsweisen etc. Stabilitäten auf der Mikroebene würde den Tod bedeuten, denn Organisationen, Unternehmen etc. sind dissipative Systeme. Das bedeutet sie verbrauchen Energie. Dieser Fakt kann zu keinem statischen Gleichgewicht führen, allenfalls zu einem so genannten Fliessgleichgewicht. Diese Erkenntnis hat auch einen enormen Einfluss auf die Bewertung der Einsatzmöglichkeiten von “Best Practice”. Dieses Thema erörtere ich detailliert in meinem kommenden Artikel Best Practice ist das Ergebnis verzweifelter Trivialisierung.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 Bewertung(en), Durchschnitt: 5.00 von 5)
Loading...
Posted in Denken | Tagged , , , , | Leave a comment

Bilanzen – wie sie heute in Unternehmen dargestellt werden – sind falsch

Prof. Dr. Wolfgang Mewes, der Erfinder der EngpassKonzentrierten Strategie (kurz EKS) referiert in einem Interview kurz über die Entstehung dieser. In diesem Interview geht er auch darauf ein, dass die Bilanzen wie sie heute in Unternehmen dargestellt werden, die immateriellen Vermögenswerte – wie Kundenstamm und -bindung oder Image – komplett vernachlässigen. Es werden ausschliesslich materielle Werte gezeigt, was dazu führt, dass die Bilanzen falsch sind.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen bislang. Geben Sie doch die erste ab.)
Loading...
Posted in Management und Leadership | Tagged , , | Leave a comment