Sonja Radatz beschreibt in einem Artikel des SEM Radars Nummer 1/2005 die evolutionäre Coaching-Haltung, die Führungskräfte in der heutigen Zeit vorleben sollten, um erfolgreich ein Unternehmen und somit die Menschen des Unternehmens zu führen.
Als Einführung beschreibt Sonja Radatz sehr eindrucksvoll die Unterschiede von Führung zwischen gestern und heute/ morgen. Grundsätztlich hat sich die Führung massiv verändert weil sich grundlegende Rahmenbedingungen geändert haben und weiterhin ändern. Dieses Phänomen nehmen wir, so denke ich, täglich immer wieder wahr, egal ob im privaten oder im beruflichen Umfeld. Nur reagieren wir nicht entsprechend darauf. Denn diese wahrgenommenen Änderungen machen ein Umdenken der Führungskräfte bzgl. der Beziehung zu den Mitarbeitern unumgänglich.
Die Halbwertszeit des Wissens hat sich massiv verkürzt. Führungskräfte können nicht immer alles besser und mehr wissen als ihre Mitarbeiter. Sie müssen für die Mitarbeiter nicht vor-, mit- und nachdenken. Das darf und kann auch nicht der Anspruch sein. Trotz allem hechten laut Radatz viele Führungskräfte dieser Maxime hinterher. Um das zu ändern ist ein kompletter und radikaler Wechsel des Mindsets der Führungskräfte in Richtung einer evolutionären Denkweise notwendig. Die evolutionäre Denkweise ist ein Konglomerat von Wissen aus drei verschiedenen Richtungen: des Systemischen Denkens, der Autopoesie und des Radikalen Konstruktivismus. Zusammenfassend lässt sich diese Denkweise wie folgt darstellen.
- Führung ist zum großen Teil Selbstführung: Die Menschen sehen und interpretieren die Welt. Das bedeutet, um die Welt zu ändern, muss die Sichtweise geändert werden.
- Menschen sind nicht, sie verhalten sich: Menschen dürfen nicht in Typen eingeteilt. Diese Einteilung ist zu statisch. Sie haben dadurch keine Chance sich zu verändern.
- Menschen sind nichttriviale Maschinen: Menschen denken, fühlen und handeln aufgrund ihrer Vergangenheit und ihrer gemachten Erlebnisse. Menschen handeln und denken grundsätzlich unvorhersehbar.
- Menschen handeln gemäß ihrer eigenen Struktur und Sprache: Jeder Mensch hat seine eigene Denkstruktur, die nicht nachahmbar ist.
- Jeder Mensch hat seine eigene Sprache: Verstehen durch Kommunikation ist unmöglich. Wir können nämlich nicht verstehen was unser Gegenüber sagt, sondern nur hören was wir hören. Der Empfänger bestimmt die Nachricht, nicht der Sender.
- Wenn wir Menschen nicht verändern können, sollten wir nicht bei den Menschen ansetzen: Es muss an den Strukturen eines Unternehmens gearbeitet werden, um beispielsweise Veränderungen in Unternehmen erfolgreich durchzusetzen, nicht an den Persönlichkeitsprofilen der Menschen an sich. Kommunikation ist das Zauberwort.
- Tausend Wege führen nach Rom: In der Regel hat eine Führungskraft eine schnelle Lösung parat. Diese muss aber nicht für den Mitarbeiter passen. Begreift die Führungskraft, dass es in der Regel mehrere Lösungen gibt, fördert sie das eigenständige Denken und Arbeiten der Mitarbeiter.
- Identifikation entsteht durch Arbeiten an passenden Lösungen: Mitarbeiter identifizieren sich ausschliesslich mit Lösungen, an denen sie mitgewirkt haben.