Dinge müssen sich verändern damit sie bleiben können wie sie sind

Hört sich paradox an, ist aber einleuchtend wenn man sich Beispiele zu der Thematik anschaut.

Als eingefleischter Fussballfan bediene mich gerne Metaphern aus diesem Bereich.
Nehmen wir Hoffenheim. In der Hinrunde der letzten Saison hat die Mannschaft zauberhaften Fussball gespielt. Man hat schon vom Machtwechsel im deutschen Fussball gesprochen. Aber schon in der Rückrunde war die Überlegenheit wie weg geblasen. Die gegnerischen Mannschaften haben sich auf den Stil der Hoffenheimer eingestellt. Sicherlich haben auch die Hoffenheimer Spieler angefangen an ihre Stärke zu glauben und darunter litt dann der Einsatzwillen und die Konzentration mit ein paar Prozentpunkten. Auch der Druck siegen zu müssen wurde größer und die Spieler wurden immer mehr Objekt der Begierde für die Medien. Alles Fakten, die es zu bewältigen gilt und die sich geändert haben.

Nehmen wir das Beispiel Felix Magath. Er ist mit Wolfsburg in der vergangenen Saison Deutscher Fussballmeister geworden und ist dann danach zu Schalke geweschselt. Das war mehr als klug. Er wusste, dass er diesen Erfolg nie wiederholen kann. Der Anspruch in Wolfsburg ist gestiegen. Die Spieler sind nicht mehr so unbedingt erfolgshungrig wie in der letzen Saison. Die gegnerischen Mannschaften stellen sich anders auf den Meister ein etc. Ich bin mir auch relativ sicher, dass Magath im Falle der Meisterschaft für Schalke, den Verein am Ende der Saison verlassen würde. Der Grund wäre der gleiche wie oben dargestellt. Es muss sich aus meiner Sicht auch erst beweisen, ob es die Methoden und die Art und Weise Magaths erlauben, Erfolge wiederholbar werden zu lassen. Dass er eine erfolgshungrige Mannschaft aufbauen kann, hat er bewiesen. Bei dem Bewahren von Erfolg habe ich meine Zweifel. Das hat man zum Beispiel im dritten Jahr bei Bayern München gesehen. In den ersten beiden Jahren hat er mit der Mannschaft das Double geholt (Meisterschaft und Pokal). Dann war die Mannschaft “satt” und die “Schleifermethoden” haben nicht mehr gezogen.

Ein letztes Beispiel. Für Aufsteiger in die erste Fussball-Bundesliga ist das zweite Jahr meistens viel schwieriger als das erste. Die Mannschaften werden nicht mehr so unterschätzt wie noch im ersten Jahr. Etliche weitere Beispiele finden Sie sicherlich auch.

Was haben die aufgeführten Beispiele alle gemeinsam? Warum kann man diese Phänomene immer wieder beobachten? Methoden und Arbeitsweisen müssen geändert werden, obwohl diese in der nahen Vergangenheit Erfolge gebracht haben. Das Erkennen dieser Notwendigkeit und das Umsetzen unterscheidet sehr gute Führungskräfte von weniger guten. Dieser Fakt lässt den jahrelangen Erfolg von Bayern München und die damit verbundene Leistung der Führungscrew noch einmal zusätzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Ich unterscheide zwei verschiedene Ebenen, die Makro- und die Mikroebene. Auf der Makroebene möchte man Stabilität. In den Beispielen oben ist das die erfolgreiche Mannschaft. Diese Stabilität erreicht man aber nur durch Instabilitäten auf der Mikroebene. Das sind Methoden, Arbeitsweisen etc. Stabilitäten auf der Mikroebene würde den Tod bedeuten, denn Organisationen, Unternehmen etc. sind dissipative Systeme. Das bedeutet sie verbrauchen Energie. Dieser Fakt kann zu keinem statischen Gleichgewicht führen, allenfalls zu einem so genannten Fliessgleichgewicht. Diese Erkenntnis hat auch einen enormen Einfluss auf die Bewertung der Einsatzmöglichkeiten von “Best Practice”. Dieses Thema erörtere ich detailliert in meinem kommenden Artikel Best Practice ist das Ergebnis verzweifelter Trivialisierung.

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