Was machen erfolgreiche Teams aus?

Diese Frage lässt sich am besten an einem lebendigen Beispiel aus der Praxis beobachten, beschreiben und damit dann auch beantworten. Wie des Öfteren hier in meinem Logbuch ziehe ich das Beispiel “FC Bayern München” heran. Warum? Jeder kann die Leistung der Mannschaft Woche für Woche am Fernseher wahrnehmen und damit für sich beurteilen, was die eigentlichen Eigenschaften des FC Bayern sind, die den Unterschied zu anderen Mannschaften bedeuten.

Welche Kriterien machen denn nun ein erfolgreiches Team aus? Ich werde einige Aspekte aufführen, diese an meinen Beobachtungen über das Spiel von Bayern München spiegeln und auch eine Reflektion in die Wirtschaft vollführen.

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Das obige Bild habe ich am 14.10.2015 hier entnommen.

Das Mia-San-Mia Gefühl mit jedem Atemzug leben!

Damit ist eine gewisse Identität des gesamten Vereins gemeint, die da heißt IMMER gewinnen zu wollen, komme was wolle. Es geht im Profisport Fußball nun mal um Gewinnen und diese Maxime nehmen ALLE Mitglieder des Vereins extrem ernst. Mit dem Einnehmen eines zweiten Platzes, egal in welchem Wettbewerb, ist man der erste Verlierer. Diese Einstellung verkörpert jeder einzelne Spieler auf dem Platz und Funktionär auf der Bank mit jeder Faser seines Körpers. Das spürt man regelrecht. Konsequenz ist, dass die Mannschaft jedes Spiel und jeden Gegner absolut ernst nimmt. Auf jeden Gegner, und sei es eine unterklassige Mannschaft in der ersten Runde des DFB-Pokals, stellt Pep Guardiola die Mannschaft akribisch ein. Eine Konsequenz dessen ist, dass der FC Bayern im Gegensatz zu einigen anderen Mannschaften, die im oberen Tabellendrittel der Bundesliga zu finden sind, wie beispielsweise Dortmund, Wolfsburg oder Leverkusen, sehr selten Punkte gegen schwächere Gegner liegen lassen.

Was bedeutet dieser Fakt auf die Wirtschaft gespiegelt?

Um wirklich wirkungsvoll zu sein und damit auch Freude an seinem Schaffen im Arbeitsumfeld zu haben sollte Jeder die folgenden Fragen für sich beantworten können.

  1. Was ist meine ureigenste Aufgabe hier im Unternehmen?
  2. Wofür stehe ich und wofür stehe ich nicht?
  3. Würden die restlichen Mitarbeiter des Unternehmens weinen, würde es mich und meinen Bereich nicht mehr geben?
  4. Wie zahlen meine Arbeit und die meines von mir zu verantwortenden Bereiches in die Mission und Vision des Unternehmens ein?
  5. Kenne ich die Mission und Vision meines Unternehmens überhaupt und kann ich diese uneingeschränkt teilen und danach leben?
  6. Würde es das Unternehmen, für das ich arbeite nicht geben, was wären triftige Gründe dieses zu gründen?

Sehr oft erlebe ich das Gegenteil. Menschen gehen tagtäglich zur Arbeit und wissen eigentlich gar nicht so wirklich warum, außer, dass sie jeden Monat einen Geldbetrag überwiesen bekommen. Damit ist dann schon mal keine Basis für Leistungsfähigkeit und Freude, übrigens wechselwirkend, gelegt.

Unbedingt auf Ganzheitlichkeit setzen und alles Andere unterordnen!

Die gesamte Mannschaft des FC Bayern ist auf genau ein Ziel ausgerichtet: Gewinnen. Dafür verteidigt Jeder und Jeder greift an, je nach Situation. Es gibt keinen Spieler, der nur verteidigt und keinen, der nur angreift. Selbst Neuer als Torwart ist auf Angriff gepolt, in dem er bereits im Moment des Ballfangens überlegt, wie er schnell und effektiv den nächsten Angriff einleiten kann. Lewandowski oder Müller als Angreifer stürmen ohne Ende und immer wieder auf die ballführenden Verteidiger zu und hindern diese damit daran geordnet aufzubauen. Der FC Bayer hat vielleicht nicht die absoluten Superstars, wie Messi oder Cristiano Ronaldo in ihren Reihen, dafür aber viele wahnsinnig gute, teilweise Weltklassespieler, die sich gerade in diesem Jahr zu einem großen Ganzen formiert haben, wo Jeder Einzelne das Team noch ein Stückchen besser macht. Man kann auch beobachten, dass dieses große Ganze nicht mehr so abhängig von einigen einzelnen Akteuren ist, wie es bei Robben oder Ribéry noch im letzten Jahr war, als sie im Halbfinale der Champions League gegen Barcelona schmerzlich vermisst wurden. Real Madrid oder der FC Barcelona sind in einem viel höherem Maße von Ronaldo oder Messi abhängig.

Was bedeutet dieser Fakt auf die Wirtschaft gespiegelt?

Ein einzelner Bereich oder ein einzelnes Projekt sollte immer in das höher liegende Ganze, dem Unternehmen, einzahlen. Logisch, sagen Sie vielleicht. Sicherlich würde diese These auch Niemand in den Unternehmen verneinen. Aber erkennt man diese Geisteshaltung auch an den Handlungen der Menschen im Unternehmen? Meistens nicht. Unternehmen sind mit silodenkenden und -handelnden Menschen durchtränkt. Das liegt nicht an den einzelnen Akteuren, sondern an den gegebenen Kontexten, in welchen sie arbeiten und an denen sie gemessen werden. Um ihnen nur einige Stichpunkte an die Hand zu geben, die mir hier einfallen: Projektziele, Bereichsziele, individuelle Ziele etc. Lobt man diese herunter gebrochenen Ziele aus, geraten die Ziele auf der höheren Ebene automatisch in den Hintergrund, ob man will oder nicht.

Den geschlossenen Regelkreis aufbauen und leben!

Es ist nicht so wichtig mit welcher Taktik der FC Bayern das Spiel beginnt, weil die gesamte Mannschaft in der Lage ist, getriggert natürlich vom Trainer Pep Guardiola, in rasend schneller Geschwindigkeit ihre Taktik und Formation im Spiel zu ändern. Dafür ist es natürlich unabdingbar, die Notwendigkeit eines solchen Änderns zu erkennen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Guardiola macht sich natürlich Gedanken, wie er das Spiel, immer auch abgestimmt auf den jeweiligen Gegner, beginnt. Allerdings ist ihm bewusst, dass er daneben liegen kann. Logisch. Eine Entscheidung ist zum Zeitpunkt des Treffens dieser niemals richtig oder falsch. Das stellt sich immer erst später heraus. Diesen Fakt kann er aber auch entspannter als zumindest andere Trainer annehmen, da er um die “on-the-fly-Wandlungsfähigkeit” seiner Mannschaft im Spiel weiß. Es ist schon beeindruckend, wie oft Formationen im Spiel direkt geändert werden, beispielsweise von 4-er Abwehr hin zu einer 3-er Abwehrkette. Ich habe auch schon gehört, dass einige Experten Guardiola das als Schwäche in seiner Planung oder in seiner Spielvorbereitung auslegen. Das ist aus meiner Sicht absoluter Humbuk. Genau das Gegenteil ist hier auszumachen, denn Planen als Ergebnis zählt nichts, sondern der Prozess an sich.

Was bedeutet dieser Fakt auf die Wirtschaft gespiegelt?

Ich lasse mich in diesem Kontext von Maria Pruckner und ihrem Buch Komplexität im Management – InFormation inspirieren. Das Buch ist das eindrucksvollste und prägnanteste Management-Buch, was mir je in die Hände gefallen ist. Absolute Lesepflicht. Aber das nur nebenbei. Die Autorin unterzieht eine sinnvolle Unterscheidung zwischen Regeln und Steuern. Regeln ist das Mittel zum Führen, Steuern nicht. Denn, Steuern geht stets vom Input aus, sprich, es wird etwas mit einer bestimmen Absicht getan, ohne die Wirkung zu überprüfen. Beim Regeln wird vom Output her gedacht, sprich von der Wirkung, und dann bei Abweichung zum Sollwert am Input nachjustiert, eben geregelt. Regeln ist also ein zirkulärer Vorgang (Regelkreis). Beim Regeln erkennt man Fehler also als Chance zu lernen und besser zu werden. Beim Steuern hasst man Fehler. Man neigt dann dazu nicht zuzuhören und wahrzunehmen, sondern sein Ding einfach durchzuziehen. Wirkliche Führer sind also Regulierer.

Und genau um diesen Fakt geht es. Ein Unternehmen muss mit dem Markt, vor allem jetzt in Zeiten der dramatisch steigenden Änderungs- und Dynamisierungsrate, einen geschlossenen Regelkreislauf bilden. Das bedeutet für das Unternehmen, der Geschwindigkeit des Marktes Stand zu halten: Schnell Entscheiden → Schnell die Reaktion des Marktes wahrnehmen → Schnell Erkenntnisse generieren und Lernen → Schnell Entscheiden usw. usf. Der Markt wartet nicht. Ein Verzögern des Kreislaufes bedeutet eine Verringerung von Komplexität, womit ein Unternehmen seine Überlebensfähigkeit verringert.

Redundanzen einfordern und fördern!

In der Mannschaft des FC Bayern können sehr viele Spieler viele verschiedene Positionen spielen. Es gibt zwar klare festen Rollenbeschreibungen und Vorgaben der jeweiligen Positionen, stets natürlich im ganzheitlichen Sinne, aber diese werden nicht auf die Akteure fest herunter gebrochen. Ein Verteidiger, wie Jerome Boateng beispielsweise, leitet Angriffe mit langen präzisen Pässen in die Sturmspitze ein. Beim 5:1 Heimsieg gegen Dortmund vor einigen Wochen wurde Xabi Alonso als Passgeber von Kagawa komplett zugedeckt. Boateng hat dann die Rolle des Taktgebers aus der Abwehr heraus übernommen und die zwei entscheidenden Tore mit langen Pässen vorbereitet. Im Heimspiel gegen Leverkusen in dieser Saison stand kein gelernter Innenverteidiger auf dem Platz. Trotzdem hatte Leverkusen nicht eine einzige klare Chance. David Alaba und Xabi Alonso haben die Innenverteidigung übernommen, obwohl sie diese Rollen zuvor nie gespielt haben.

Was bedeutet dieser Fakt auf die Wirtschaft gespiegelt?

Das ständige Fokussieren innerhalb von Unternehmen auf Effizienz ist längst nicht mehr passfähig im dynamischen Marktumfeld, um darin zu überleben. Ein absolutes Ausrichten auf Effizienzen bedeutet das Ausschalten von Redundanzen, da diese als Verschwendung angesehen werden. Effizienz in diesem Sinne ist aber nur eine Seite der Medaille, welche zu den oft zitierten Zeiten Frederick Taylors als das Heiligtum gepriesen wurde. Die damalige Grundidee basierte darauf, den genau einen optimalen Weg zu finden, um die Produktivität so hoch wie möglich zu halten. Warum? Andere Faktoren waren für den Markt schlicht nicht ausschlaggebend. Die Hersteller bestimmten den Markt. Es ging ums Massengeschäft. Es war klar was getan werden musste. Es ging nur noch darum wie etwas getan wird.

Je dynamischer und veränderlicher allerdings das Umfeld ist, in welchem Unternehmen sich bewegen, wird der Fakt, “Was” überhaupt getan werden muss, immer wichtiger. Erst danach kommt die Frage nach dem “Wie”. Da diese Entscheidung, wie oben bereits geschrieben, zum Zeitpunkt des Treffens der Entscheidung niemals mit “gut” oder “schlecht” bewertet werden kann, geht es vermehrt darum zu probieren und zu lernen. Es geht nicht mehr darum, nur den einen richtigen Weg zu finden, sondern sich viele mögliche offen zu halten. Um diesen gesamten Möglichkeitsraum an Handlungen optimal im Unternehmen zu bedienen, müssen Rollen, Skills und Fertigkeiten vielfach besetzt werden.

Um nicht missverstanden zu werden. Verschwendungen in Unternehmen sind immer noch schlecht und müssen beseitigt werden. Allerdings werden Redundanzen in Unternehmen nicht mehr als Verschwendung angesehen, wie es noch zu Zeiten der Industrialisierung von Taylor der Fall war, sondern als Lebensnotwendigkeit. Diesen Fakt können wir übrigens von der Natur und unserem menschlichen Körper abschauen.

Interne Komplexität hoch und angepasst halten, niemals kontextlos reduzieren!

Gewisse Funktionen (Verteidigung, Angriff, Ball halten, Ball verteilen, Tore vorbereiten, Tore schießen, …) müssen von der Mannschaft des FC Bayern einfach ausgeführt werden, es ist aber nicht entscheidend von wem genau. Jeder einzelne Spieler muss über die gesamte Spielzeit wahrnehmen und agieren bzw. reagieren. Denkleistung in Perfektion von der ersten bis zur letzten Minute ist gefragt. Wie oft habe ich Kommentare im Kontext eines Bayernspiels in dieser Saison gehört wie

Über die Aufstellung muss man eh nicht reden, kommt sowieso alles anders im Spiel.

Man kann nicht wirklich erkennen, wer heute welche Position einnimmt.

Von außen sieht es scheinbar chaotisch aus. Aber intern verstehen sich die Spieler quasi blind. Das ist Positionsspiel in absoluter Höchstperfektion, egal welcher Spieler welche Position bekleidet; ein Zeichen einer hohen internen Komplexität der Mannschaft. Keine Standardisierung. In den ersten 8 Spielen dieser Saison hatte Bayern niemals die gleiche Start-Elf auf dem Platz. Douglas Costa spielt mal rechts, dann mal links vorne. Alaba ist bekannt dafür, dass er in einem einzigen Spiel 3-4 verschiedene Positionen bekleidet. Die Gegner des FC Bayern können sich sehr schwer einstellen, haben sie scheinbar ein Rezept gefunden, ändert sich der FC Bayern wieder. Irgendwann ist dann der Widerstand gebrochen, da gegnerische Mannschaften die hohe Änderungsrate nicht mitgehen können. Einen Fakt, der dies belegt, der FC Bayern hat in dieser Saison viel mehr Tore in der zweiten als in der ersten Halbzeit erzielt.

Was bedeutet dieser Fakt auf die Wirtschaft gespiegelt?

Um als Unternehmen überlebensfähig in einem hoch dynamischen Marktumfeld zu sein, muss ein gesunder Mix zwischen “Reagieren auf den Markt” und “Gestalten des Marktes” im Unternehmen vorherrschend sein. Ich habe diese Gedanken oben im Kontext des geschlossenen Regelkreislaufes zwischen Unternehmen und Markt bereits angerissen und möchte es an dieser Stelle noch weiter ausführen.

Unternehmer haben grundsätzlich den tiefen Drang zu gestalten. Sie sehen im Kontext Investition hauptsächlich Chancen. Deshalb ist auch Jeder bei ihm willkommen, der Ideen hat, in die er investieren kann. Bei einem Manager sieht es anders aus. Er verwaltet und sieht deshalb in erster Linie Risiken, keine Chancen. Jeder, der mit Ideen kommt und nach Investition fragt, hat das Gefühl sich dafür entschuldigen zu müssen. Beide, Unternehmer und Manager, sind für ein Unternehmen wichtig, da sie mit den dahinter liegenden Geisteshaltungen die Balance zwischen Stabilität und Instabilität herstellen können. Es ist aber zu beobachten, dass in traditionellen Unternehmen die Manager klar in der Überzahl sind. Sie stehen in der Regel in der Hierarchie oben und üben qua Gesetz ihre Macht aus. Das führt zu Trägheit der Unternehmen im Kontext Wandel. Fatal.

Ein Manager fragt im Bezug zu Investitionen nach Business Cases, ein Unternehmer tut dies nicht. Ich höre immer wieder, dass es doch normal wäre, für Investitionen Business Cases rechnen zu müssen. Ja? Ist es das? Ist das ein Naturgesetz, wie die Gravitation? Unternehmen, in denen es auch Unternehmer gibt, sind beim Investieren und damit beim Gestalten des Marktes rattenschnell. Dort wird mit der folgenden Haltung investiert.

Was ist mir das Thema wert und was bin ich deshalb bereit für dieses Thema zu verlieren?

Folgende Gedanken, die Bestandteil von Effectuation sind, liegen dieser Haltung zu Grunde. Nachlesen können Sie das hier.

  1. Mittelorientierung statt Zielorientierung: Kausale Logik bedeutet, Ziele festzulegen und dann Mittel und Wege finden, um die Ziele bestmöglich zu erreichen. Effectuation beginnt hingegen bei den vorhandenen Mitteln: Wer ich bin, was ich weiß und wen ich kenne. Die Mittel bestimmen, was machbar ist.
  2. Leistbarer Verlust statt erwarteter Ertrag: Kausale Logik orientiert sich am erwarteten Ertrag. Man wählt Ziele aus, die den besten Ertrag versprechen. Effectuation orientiert sich am leistbaren Einsatz oder Verlust. Da sich in einer ungewissen Zukunft keine Erträge vorhersagen lassen, sollte man nur das aufs Spiel setzen, was man zu verlieren bereit ist.
  3. Umstände und Zufälle nutzen statt vermeiden: Nach kausaler Logik gilt es, den Zufall auszuschließen, Überraschungen gefährden die Zielerreichung. Effectuation sieht den Zufall als Partner an: Es gilt, Überraschungen in Chancen zu verwandeln und Nutzen aus dem Ungeplanten zu ziehen.
  4. Partnerschaften statt Konkurrenz: Kausale Logik unterscheidet zwischen „den richtigen Partnern“ und grenzt sich gegen potenzielle Konkurrenz ab. Effectuation bedeutet, Partnerschaften mit denen einzugehen, die sich selbst selektieren und früh an einem noch unsicheren Vorhaben beteiligen.

Niemals zufrieden sein, denn Zufriedenheit bedeutet Stillstand!

Alle vorher von mir beobachteten Eigenschaften eines Hochleistungsteams FC Bayern impliziert das Ausüben extremst hoher Fertig- und Fähigkeiten eines jeden einzelnen Spielers. Dem sind nicht Alle gewachsen, auch wenn diese sich vorher in anderen Mannschaften bereits als (Welt)klasse bewiesen haben. Da sind einige Beispiele zu nennen. Wie gesagt, diese beruhen auf meine Wahrnehmungen. Da sind zum einen die beiden Stürmer Mario Gomez und Mario Mandzukic zu nennen. Beide haben durchaus Fähigkeiten, die sie zu guten Stürmern machen. Vergleicht man sie aber mit Robert Lewandowski, wird klar was ihnen fehlt. Lewandowski ist ein spielender Stürmer, der sich immer wieder im Mittelfeld anbietet und damit als zusätzliche Anspielstation gilt. Er ist technisch wahnsinnig stark, kann Doppelpässe spielen und auch lange Bälle in die Spitze stark verarbeiten und zumachen. Und na klar, als Stürmer ist er auch torgefährlich. Mandzukic und Gomez waren also als Spieler nicht komplett genug, um das Team FC Bayern besser zu machen.

Xherdan Shaqiri ist hier ebenfalls zu nennen, der so glaube ich, einfach überfordert war mit den vielen Positionswechseln im Rahmen eines Spiels, die von ihm verlangt wurden. Auch er war technisch und vor allem auch im Tempodribbling sehr stark, aber eben nicht komplett genug. Nicht umsonst sagt Guardiola, er hätte am liebsten nur Mittelfeldspieler, was bedeuten soll, dass diese Spieler eigentlich Alles auf dem Fußballfeld können sollten, verteidigen, pressen, gegenpressen, Tore schießen etc. Bei Mario Götze kann man Ähnliches beobachten. Beim BVB war er absoluter Leistungsträger und damit sein Weggang eine extreme Schwächung für das Team. Beim FC Bayern kommt er jetzt nach 2 Jahren Eingewöhnung so langsam an.

Was bedeutet dieser Fakt auf die Wirtschaft gespiegelt?

Mitarbeiter in Unternehmen müssen gefordert und gleichzeitig gefördert werden. Das ist aber auch gleichbedeutend mit einer Verantwortungsübergabe und -nahme an und durch die Mitarbeiter, die nur durch eine “wirklich” offene, transparente und vertrauensvolle Umgebung geschehen kann.

Unternehmen, in denen streng nach einem hierarchischen Modell zusammen gearbeitet wird, verwenden das Prinzip der Arbeitsteilung, um Verantwortung auf viele Schultern zu verteilen. Das ist richtig und sinnvoll. Aber es führt auch zu einer “organisierten Unverantwortlichkeit”. Oder genauer gesagt. Für eingetretenen Erfolg will Jeder gerne persönlich verantwortlich sein und diesen sich auf die Fahne heften. Der Misserfolg ist allerdings fast immer das “Stiefkind”, welches niemand haben möchte. In Hierarchien ist es auch ein Leichtes, Misserfolge vereinbarten Prozessen und Regeln aufzubürden, getreu dem Motto: “Ich konnte ja gar nicht anders handeln, ich habe es streng nach unserem Prozess getan.”

Es gibt also niemals zufrieden zu sein. Zufriedenheit bedeutet Sattheit. In diesem Zustand entwickelt man sich schwer weiter. Warum auch? In Zeiten der Digitalisierung entwickelt sich aber das Umfeld der Unternehmen stetig weiter. Halten Unternehmen dem nicht Stand kann das fatale Folgen haben. Trotz steter Unzufriedenheit muss aber eine Umgebung der Glücklichseins geschaffen werden. Klar, oder? In einem Unternehmen, in dem tagtäglich nur gemotzt und gemeckert wird, kann wohl keine Atmosphäre geschaffen werden, die Höchstleistung zulässt. Man muss also zufrieden und gleichzeitig aber auch unzufrieden sein. Ein Widerspruch? Klar, wir haben es ja mit Lebendigkeit zu tun.

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5 Responses to Was machen erfolgreiche Teams aus?

  1. Pingback: [Reise des Verstehens] Was machen erfolgreiche Teams aus?

  2. Gratulation – wie immer super auf den Punkt gebracht, auch wenn ich mit Fußball nicht viel anfangen kann ;-).

    Es passt auch prima zum Thema High Reliability Organizations (HRO) – ich lese gerade (leider erst jetzt) Das Unerwartete managen: Wie Unternehmen aus Extremsituationen lernen (Systemisches Management) von Karl Weick. Und auch hier kommen einige von Dir angeführte Aspekte (Fehler erkennen und fördern, um zu lernen) vor.

    Das Modell von Frederick Taylor war zu seiner Zeit perfekt – für die Industriegesellschaft und für das Management von geschlossenen Systemen. Wir sind nun aber großteils bereits in der Netzwerkgesellschaft, wo es auf ganz andere Aspekte ankommt … die wir erst lernen müssen. Vernetztes Denken, etwa. Aber wir bilden noch immer großteils für die Industriegesellschaft aus … kann wohl nicht auf Dauer gut gehen.

    • Dank` Dir für Dein Feedback. Ja, da gebe ich Dir Recht. Neue Umstände erfordern neue Denk- und Handelsweisen. Das, und nur das, ist die Basis für die notwendige Veränderung.

  3. Da Sie mit Fragen angefangen haben, hier praktische Fragen von dem erwähnten Karl E. Weik zum Thema “Was macht ein erfogreiches Team aus?”

    1. Wir haben ein gutes „Bild“ von unsere jeweiligen Talente und Fähigkeiten.
    2. Wir sprechen über Fehler und darüber, wie wir daraus lernen können.
    3. Wir sprechen miteinander über unsere jeweils besonderen Fähigkeiten und Kompetenzen; wir wissen, wer von uns über welche Expertise verfügt.
    4. Wir diskutieren über mögliche alternative Herangehensweise auch bei unseren normalen, „alltäglichen“ Arbeitsabläufen und –aktivitäten.
    5. Wenn wir mit Mitarbeitern/Kollegen über auftauchende Probleme sprechen, sprechen wir in der Regel auch darüber, wonach wir Ausschau halten müssen.
    6. Wenn wir versuchen ein Problem zu lösen, so nutzen wir dabei die individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen unserer Mitarbeiter/Kollegen, ohne Rücksicht auf Hierarchie oder Abteilungs-Zugehörigkeit zu nehmen.
    7. Wir nehmen uns Zeit, um zu ermitteln, bei welchen Aktivitäten wir Fehler unbedingt vermeiden wollen.
    8. Wenn Fehler passieren, sprechen wir darüber frei und ohne einander zu beschuldigen, wie wir sie hätten vermeiden können.
    9. Wenn es zu einer Krise kommt, bündeln wir rasch unsere gesamte kollektive Expertise, um sie zu lösen

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