Systemarchetypen enttrivialisieren Entscheidungssituationen – Problemverschiebung

In diesem dritten Post meiner Reihe zu den Systemarchetypen und ihrer Modellierung und Erläuterung im Consideo iModeler geht es um die immer wieder in Entscheidungssituationen wahrgenommene zu wenige Fokussierung auf Verzögerungen und Ganzheitlichkeiten.

Ein Problem soll gelöst werden und Aktivitäten zur Lösung dieses Problems werden gestartet, aber keine “Besserung” ist sichtbar. Man versteift sich auf andere Lösungsmöglichkeiten, die dann kurzfristig positive Wirkungen zeigen, die aber mittel- und langfristig das Problem verschlimmern. Sie verschieben das Problem.

Wir behandeln den Systemarchetyp “Problemverschiebung”

Es geht also auf der einen Seite darum, dass wir Menschen ein unzureichendes kognitives Verständnis über Dynamiken in Rückkopplungsschleifen aufweisen. Wir denken linear, und können dadurch relativ schlecht mit Verzögerungen in Wirkkreisen umgehen, die auf Nichtlinearitäten beruhen. Details dazu können Sie gerne in meinem Post Entscheidungen: Mit System Dynamics dem BI Wirkkreis Leben einhauchen nachlesen.

Ein Fakt, der dieses Verhalten von Entscheidern in Unternehmen aber noch verstärkt, ist der, dass Unternehmen, durch die Finanzwirtschaft gegeißelt, immer frühzeitiger Erfolge aufzeigen müssen. Für Details möchte ich gerne auf meinen Post Nachtrag zu: Wir schaffen unsere Finanzkrisen durch das Zinsparadigma selber verweisen.

Die folgende Abbildung stellt das Verhaltensmuster der Menschen entlang des Systemarchetyps “Problemverschiebung” schematisch dar.

Schematisches Modell_Problemverschiebung

Ähnlich wie beim Systemarchetyp Reparaturdienstverhalten geht es auch bei diesem Archetyp darum, ein Problem oder mehrere zu lösen. Hier wird der Fokus allerdings auf ein anderes Verhaltensmuster der Menschen gelegt, nämlich auf die Fokussierung auf Symptome eines Problems und nicht auf die eigentlichen Ursachen dieses Problems. Aufgrund des zielsuchenden (engl.: goal-seeking) Musters existieren also wieder ausgleichende Rückkopplungsschleifen, genau genommen zwei.

Die eine Schleife stellt die Symptombekämpfung dar (linke ausgleichende Schleife). Hier wird das Objektiv auf “Kurzfristigkeit” gestellt. In der Regel werden damit auch Lösungen erzielt, die allerdings nicht nachhaltig sind und, und das ist besonders schmerzhaft, langfristig gesehen dazu führen, dass die “richtigen” Lösungsoptionen, also die Ursachenbekämpfung (rechte ausgleichende Schleife), nur mit mehr Aufwand zum Erfolg führen, wenn überhaupt. Dieser negative Einfluss der Symptom- auf die Ursachenbekämpfung, den Sie im oberen Bild in der graphischen Abbildung der Ergebnisse über die Zeit sehen können, wird durch die verstärkende Schleife (unten) modelliert.

Quantitatives Modell_Problemverschiebung

Ich habe diesen Archetyp wie gehabt an einem praktischen Beispiel im Consideo iModler modelliert. Es geht in diesem kleinen Fall darum, dass das Management eines Unternehmens abweichende tatsächliche Produktverkäufe zum Plan feststellt und dieses Problem lösen möchte. Eine detaillierte Erklärung dieses Beispiels können Sie im Präsentator des iModelers einsehen. Sie können natürlich auch ihre eigenen Szenarien modellieren und simulieren, in dem Sie die Parameter des Modells ändern. Allerdings, und das wissen Sie ja auch, können Sie, wenn Sie keine Lizenz für den iModeler besitzen, dieses Modell nicht exportieren und speichern; simulieren und probieren können Sie aber. Den Link zu dem Modell finden Sie hier oder über einen Klick auf die obige Abbildung.

Das folgende Video zeigt sehr anschaulich, welche Auswirkungen es nach sich ziehen kann, wenn man ein Problem lösen möchte, aber dabei nur unzureichend Neben- und Fernwirkungen seiner Aktionen in die Überlegung mit einbezieht und damit das eigentliche Problem nachhaltig verschlimmert.

Eine Auflistung aller bislang erschienenen Posts zu dieser Reihe finden Sie hier.

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