Häufig beobachte ich, dass Pläne, egal welcher Art (Projektpläne, Businesspläne, …), mit falschen Prämissen erstellt und verfolgt werden. Es werden teilweise sehr detaillierte Aktivitätenpläne erstellt, die dann über ein Mikro-Management gesteuert werden. Damit nimmt man sich die Flexibilität der Anpassung, wenn sich Rahmenbedingungen geändert haben. Sehr häufig geht bei diesem Prozess aber auch das Commitment der Beteiligten verloren, die meist frühzeitig Diskrepanzen bzgl. soll und Ist erkennen, da sie an der Basis agieren, aber nicht erhört werden.
In der Vergangenheit habe ich mir sehr häufig Gedanken rund um das oben beschriebene Phänomen gemacht. Unweigerlich kam ich da zu folgenden Fragen, die mir halfen, die Thematik tiefgründiger zu beleuchten und somit bestehende Paradigmen abzustreifen.
- Welchen Mehrwert soll Planung liefern?
- Welche Bedeutung legen wir in die Planung hinein?
Zur Beleuchtung dieser Fragen möchte ich auf zwei unterschiedliche Mentalitäten eingehen, um letztendlich eine der Beiden für die Planung zu favorisieren.
Die erste besagt, dass die Zukunft vorhersagbar, also determiniert ist. Das würde bedeuten, dass alle Menschen bei Geburt bereits eine bestimmte nicht durch sie selbst beeinflussbare Lebensbahn “aufgedrückt bekommen”. Man stellt sich die Frage: “Was passiert zum Zeitpunkt x in der Zukunft? Dabei wird vorausgesetzt, dass es nur genau eine Zukunft geben kann. Diese Haltung ist meines Erachtens bei den heute vorzufindenden Planungsprozessen vorherrschend. Allerdings ignoriert man dabei folgendes Planungsparadigma:
- Je genauer voraussagbar die Zukunft ist – je stärker sie determiniert ist – desto besser funktioniert Planung.
- Je stärker die Zukunft determiniert ist, desto weniger hat ein Unternehmen Einfluss auf sie, das heisst desto sinnloser ist die Planung.
Das bedeutet, führt man Planung mit der geistigen Haltung der Zukunftsvorhersage durch, kann man sie sich definitiv sparen, da sie keinen Mehrwert liefert.
Bei der Analyse der zweiten Mentalität hat mich Peter Bieri mit seinem Werk Das Handwerk der Freiheit: Über die Entdeckung des eigenen Willens inspiriert. Bieri validiert den freien Willen unter anderem anhand erkenntnistheoretischer Ausprägungen wie Wünschen, Wollen und Handeln. Die drei Ausprägungen bedingen sich gegenseitig. Um zu handeln, muss ich erst wollen und um zu wollen muss ich mir vorher etwas gewünscht haben. Ein Mensch kann viele Wünsche haben. Auf Basis seiner Fähigkeiten und seines Wissens, aber auch auf Basis gegebener äußerer Rahmenbedingungen, validert er seine Wünsche auf Umsetzbarkeit. Nur Wünsche, die umsetzbar sind, können sinnvoll auch gewollt werden. An dieser Stelle wird unsere Sprache zu leichtfertig eingesetzt. Ich tätige sehr häufig den Spruch: “Ich will, dass der FC Bayern München dieses Spiel gewinnt.” Allerdings kann ich das garnicht wollen können, sondern es mir allerhöchstens wünschen. Ich habe nämlich keinen Einfluss darauf. Natürlich kommt es auch vor, dass man seine Fähigkeiten und die externen Rahmenbedingungen über- oder unterschätzt und damit zu einer falschen Validierung seiner Wünsche kommt. Das merkt man dann im Rahmen der Handlungen, so dass man während dieser das Wollen und die Handlungen anpassen muss. Denn, das was man will, will man auch umsetzen. Bei diesem Mindset geht man von vielen möglichen Zukünften aus. Man stellt sich die Frage: “Was will ich zu einem bestimmten Zeitpunkt x in der Zukunft erreicht haben?”
Welche Auswirkungen hat der zweite Mindset für das Führen von Unternehmen? Als Basis für den Unternehmenserfolg muss erst einmal sichergestellt werden, dass jeder Mitarbeiter eines Unternehmens die selbe Sprache spricht und die gleichen Ziele verfolgt. Dafür ist ein Plan auch unerlässlich. Nur muss auch sichergestellt sein, das jeder Mitarbeiter sich mit diesen Zielen auch identifizieren kann, sich diese quasi wünscht, als Basis dafür das er diese will. Denn nur wenn man will, wird man auch in diesem Sinne handeln. Sonst handelt man nicht und das hat einen negativen Einfluss auf das zu erreichende Ziel. Viele Managementmethoden vernachlässigen aber eben genau diesen Fakt. Des Weiteren müssen Strategien, Visionen und Pläne angepasst werden, wenn man in den regelmäßigen Validerungsprozessen seine Erkenntnisse über die eigenen Fertigkeiten und Skills sowie über die externen Rahmenbedingungen, wie Kunde oder Markt revidiert und damit auch das “Wollen” und damit die Handlungen anpassen muss. Es müssen also entsprechende Reflektionsmechanismen und -prozesse im Unternehmen etabliert sein.
Man muss aus meiner Sicht die Planung im Rahmen der Unternehmensführung eher aus der “Ich will …” Perspektive betrachten und sich dafür Aktivitätenpläne anfertigen, um diesen Willen zu befriedigen. Nur leider werden Pläne noch zu häufig als eine Vorhersage der Zukunft angesehen.
Lieben Dank für Ihren nützlichen Artikel.
Ich lese bereits seit Längerem auf Ihrem informativen Weblog.
Und gerade musste mich mal zu Wort melden bzw. mich mal bedanken.
Machen Sie genauso weiter, freue mich bereits jetzt schon auf den nächsten Beitrag