Das quantenmechanische Phänomen des Messens

Unser gesamtes Leben ist unter anderem geprägt vom Messen. In der Schule werden die Leistungen der Schüler durch Benotungen honoriert. In der Wirtschaft schaffen Kennzahlensysteme eine Transparenz über den Stand des Unternehmens am Markt. Sicherlich finden Sie noch viele weitere Beispiele für das Messen.

Welche Motivation liegt aber dem Messen zu Grunde? Warum messen wir Menschen eigentlich? Menschen haben sich in vielen Bereichen eine Kultur des Wettbewerbs geschaffen. Es muss immer höher, immer schneller, immer weiter gehen. Das impliziert dann aber auch das Gefühl des Vergleichen Müssens. Wir schaffen uns Kriterien gegen die die erbrachten Leistungen, egal welcher Art, vergleichen müssen, um dieses Höher, Schneller und Weiter zu eruieren. Ich werde jetzt gar nicht auf die Schwierigkeit des Quantifizierens qualitativer eingehen. Das habe ich unter anderem in meinem Post Behindert unser unzureichendes Zahlenverständnis unser Problemlösen? getan.

Ich möchte heute eher die Thematik beleuchten, dass wir uns bewusst sein müssen, dass wir mit dem Akt des Messens vielleicht die Umwelt und damit die Ergebnisse des Messens beeinflussen. Die Sendung “Der Stoff aus dem der Kosmos ist”, welche in 4 Teilen und erstmalig am 1. November 2012 auf Arte ausgestrahlt wurde, gibt nicht nur einen sehr anschaulichen und relativ leicht verständlichen Einblick in die Quantenmechanik, sondern geht auch auf das Phänomen des Messens ein.

https://www.youtube.com/watch?v=CpeSF8Asy2E

Unter anderem wird ein Meinungsstreit der beiden Physiker Albert Einstein und Niels Bohr nachgezeichnet, der sich um das Messen drehte. Für Bohr war offensichtlich, dass der Akt des Messens Alles verändert. Bevor etwas gemessen wird, sind die Eigenschaften eines Teilchens unbestimmt. Der Messvorgang des Menschen zwingt also das Teilchen dazu, aus einem Möglichkeitsraum von Orten wo es sich befinden könnte, genau einen zu wählen, wo es sich tatsächlich befindet. Diesen messen wir dann. Einstein konnte diesen Gedankengängen nicht folgen. Für ihn war klar, dass Teilchen an genau einem bestimmten Ort sind und nicht nur dann wenn wir Menschen diesen messen. Dieser Streit wurde zu Gunsten von Bohr in späteren Jahren experimentell aufgelöst. Der Werdegang dieser Auflösung ist Bestandteil dieser Sendung.

Dieser Meinungsstreit bzgl. des Messens fokussiert auf Teilchen, also auf die Mikrowelt. Können wir diese Phänomene ganz einfach auf unsere Makrowelt transferieren? Derzeit forschen Wissenschaftler in genau diesem Bereich und thematisieren dabei so futuristische Themen wir das Beamen, welches Sie sicherlich aus der TV-Serie “Raumschiff Enterprise” kennen. Diese Forschungsarbeiten werden ebenfalls in dem Video reflektiert.

Würde sich Bohrs These auch in der Makrowelt bestätigen, bedeutete dies, dass wir beispielsweise durch die Messung des Umsatzes oder durch die Messung von Abverkäufen und die anschließende Darstellung der Ergebnisse in Form von KPIs den eigentlichen Verkauf von Produkten beeinflussen. Vor dem Akt des Messens wäre dieser unbestimmt. Dieser Fakt nimmt auch eine andere Dimension ein, als ich in meinem Post Diversity Management schafft Einfalt statt Vielfalt beschrieben habe, in dem ich beschreibe, das das Normative und das Deskriptive sich in einem selbstverstärkenden Kreislauf befinden. Dieser Umstand hätte im Bereich der Unternehmensführung einen nie dagewesenen Einfluss.

Alleine darüber nachzudenken fühlt sich skurril an, oder?

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2 Responses to Das quantenmechanische Phänomen des Messens

  1. Zur Ergänzung finden Sie die beiden ersten Sendungen der Reihe “Der Stoff, aus dem der Kosmos ist”

    Teil 1: Zeit

    Teil 2: Raum

  2. Peter Bretscher says:

    Für mich ist “ein Teil” in diesem Zusammenhang ein mehr oder weniger breiter “Spiral-Wellenwurm” – also mit einer bestimmten Ausdehnung. Es kann also gar keine klar definierte Position haben…. aber das sind ja nur Erklärungsbilder im Kopf. 🙂

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