Die Evolution der Kooperation

Kooperation wird in der heutigen global vernetzten und komplexen Welt immer wichtiger. Nicht das Optimum oder Maximum der einzelnen Beteiligten eines Netzwerkes oder Systems ist entscheidend, sondern das Optimum des Netzwerkes. Aus der Mathematischen Optimierung kennt man diese Unterscheidung in dem Gegenüberstellen von lokalen und globalen Optima. Das Erreichen einzelner lokaler Optima muß noch lange nicht zum globalen Optimum führen. Angesprochen habe ich das Thema bereits im Rucksack unter Theory of Constraints, bei der Engpasskonzentrierten Strategie oder im Artikel Profitcenterdenken ist antiquiert.

Nun mal eine andere Sichtweise auf dieses Thema. In den 70-ern untersuchte der Mathematiker und Politikwissenschaftler Robert Axelrod die Kooperation und ihre Auswirkungen. Er kam daraufhin auf die folgenden Handlungsempfehlungen

  • Sei nicht neidisch
  • Defektiere nicht als erster
  • Erwidere sowohl Kooperation als auch Defektion (Treuebruch)
  • Sei nicht zu raffiniert

Die bekannte “Tit-for-Tat” Strategie (in dem Beispiel in der unteren Exceldatei ist es Strategie B) beachtet die vier Handlungsempfehlungen und ist deshalb auch so erfolgreich. Im folgenden Blog von Andreas Zeuch wird das Thema ausführlicher beleuchtet. Außerdem verweise ich an dieser Stelle gerne auf das Buch von Axelrod Die Evolution der Kooperation.

In dieser Exceldatei habe ich ein kleines Modell zum Gefangenendilemma erstellt. In dieser Form des Gefangenendilemmas existieren zwei Spieler. Bei jedem Zug haben die beiden Spieler jeweils die beiden Entscheidungsmöglichkeiten: Kooperieren oder Defektieren. Jeder trifft seine Wahl ohne zu wissen, wie sein Gegenüber sich in dem gleichen Zug entscheidet. Ich habe in dem Modell der Einfachheit halber drei Strategien modelliert:

  • (K) ein Spieler kooperiert immer, egal wie sein Gegenspieler agiert
  • (D) ein Spieler defektiert immer, egal wie sein Gegenspieler agiert
  • (B) ein Spieler richtet sich nach seinem Gegenspieler, er agiert genauso wie sein Gegenspieler in der Vorrunde agiert hat

Die Punkteverteilung und auch das Ergebnis bei 36 Spielrunden ist in der folgenden Graphik zu sehen. Man erkennt, bei singulärer Betrachtung müßte jeder der beiden Spieler immer defektieren. Dann erhalten Sie aber beide nur 38 Punkte, also das schlechteste der 9 möglichen. Wenn ein Spieler stets defektiert und einer stets kooperiert, dann ist der stets kooperierende insgesamt am schlechtesten gestellt. Der stets defektierende Spieler erhält mit 178 Punkten die Maximalpunktzahl. Insgesamt – also ganzheitlich gesehen – ist die erreichte Punktzahl mit 181 nicht die maximale. Diese wird nämlich mit 216 erreicht, wenn niemals einer der beiden Spieler defektiert.

Es gibt eine ganze Reihe von weiteren Spielarten. Einige findet man im Wiki. Übertragen auf Unternehmen läßt sich sagen. Spielen Sie das einfache Spiel doch mal bei einem nächsten Ihrer Workshops oder bei anderen Veranstaltungen. Es ist sehr einfach zu spielen und die Effekte lassen sich sehr gut auf den Alltag übertragen. Kommt also dann irgendwann mal wieder Profitcenterdenken auf, kann man gerne auf die Erfahrungen des Spiels verweisen.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen bislang. Geben Sie doch die erste ab.)
Loading...
This entry was posted in Denken and tagged , , , . Bookmark the permalink.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *