Change Management bedeutet eine Umgebung der Begeisterung erzeugen

Wandel in Unternehmen wird man nicht mit Macht durchboxen können, sondern nur in dem man für die involvierten Menschen eine Umgebung schafft, in der sie sich begeistern können.

Glauben Sie daran? Ich ja und diesen Glauben möchte ich in meinem heutigen Post untermauern. Ich möchte dieses Thema deshalb behandeln, weil noch viel zu wenig Menschen an diese These glauben und das aus meiner Sicht eines der Hauptfaktoren ist, weshalb Unternehmen in der Regel im Wandel nicht das erreichen, was sie erreichen könnten. Viel zu häufig herrscht in den oberen Managementetagen der Unternehmen noch das Paradigma vor, welches in dem Buch Machtfrage Change: Warum Veränderungsprojekte meist auf Führungsebene scheitern und wie Sie es besser machen postuliert wird.

Veränderung braucht Macht.

Jetzt müssen sich beide aufgeführten Zitate, das erste, an das ich glaube, und das zweite aus dem Buch, nicht grundsätzlich diametral gegenüber stehen. Nur leider ist es zu häufig so, dass Manager und Führungskräfte ihre Macht, die sie qua Hierarchie haben, dafür “missbrauchen”, Druck auf die Mitarbeiter auszuüben. Und spätestens dann zieren beide Zitate nicht mehr ein und dieselbe Seite einer Medaille. Diese Sicht habe ich kurz nach Erscheinen des Buches als Rezension bei amazon hinterlegt. Ich möchte mich jetzt nicht auf dieses eine Buch einschießen. Es ist nur ein Beleg für die herkömmliche Sicht auf das Thema Change, welche von vielen anderen Büchern auch geteilt wird und aus meiner Sicht nicht zu empfehlen ist.

Bevor ich weitere zusätzliche Gedankengänge anführe, die den Erfolgsfaktor Begeisterung für Change Initiativen in Unternehmen untermauern, möchte ich noch einen Fakt anreißen, der ebenso wichtig ist. Wie erkennt man, dass ein Wandel in einem Unternehmen zu initiieren ist? Hier sitzen quasi Change-Engelchen und Change-Teufelchen auf den Schultern eines Managers.

Das Change-Teufelchen sagt:

Ignoriere die Änderungen der Umwelt. Du benötigst diese zum Wahrnehmen Deiner Umwelt.

Denn nach der radikal-konstruktivistischen Auffassung ist es die Aufgabe unseres Nervensystems, eine mehr oder weniger stabile Realität zu errechnen. Diese Aussage wird auch Postulat der epistemischen Homöostase genannt. Weniger elaboriert ausgedrückt geht es also um ein erkennendes Gleichgewicht, für welches Änderungen der Umwelt geglättet werden. Das Neuronetz eines Menschen enthält etwa 100 Mrd. bis 1 Billion Neuronen, von denen weniger als 1% Sensoren an der Oberfläche sind, damit ist also unsere Realität zu mehr als 99% von Signalen unserer Innenwelt bestimmt.

Nun kommt aber das Change-Engelchen und sagt:

Beachte die Änderungen der Umwelt. Sie könnten Anzeichen eines notwendigen Wandels in Deinem Unternehmen sein.

Menschen haben Schwierigkeiten, bewusst auf Änderungen der Umwelt adäquat zu reagieren. Von der Hysterese kennen wir das Phänomen, dass die Menschen Änderungen noch nicht einmal wahrnehmen. In einer neuen Situation tun Menschen in der Regel genau das, was sie in einer früheren ähnlichen Situation getan haben, obwohl die neue Situation sich gegenüber der früheren wesentlich geändert hat. Menschen sind “Gewohnheitstiere”. Erschwerend kommt hinzu, dass der Erfolg von heute gestern gesät wurde und dass das was wir heute tun erst morgen in seinen Auswirkungen erkenn- und wahrnehmbar ist.

Beides ist also notwendig. Auf Veränderungen der Umwelt zu reagieren und dies nicht zu tun, dann aber bewusst. Es werden also Sensoren benötigt, die Änderungen wahrnehmen und diese Änderungen auf Bedrohung für das Unternehmen zu validieren. Je nach Ergebnis der Validierung müssen Aktionen gestartet werden oder eben nicht. Details habe ich in meinem Artikel Kybernetisches Change Management dargelegt.

Nun möchte ich aber zur Begeisterung kommen.

Dafür stütze ich mich auf einen Vortrag von Prof. Dr. Gerald Hüther, den er auf der Konferenz “Muster überwinden – Potenziale entfalten” im Herbst 2011 in Zürich gehalten hat. Hüther erläutert, dass Change immer “Neues” bedeutet. Logisch, sonst wäre es ja kein Change. Um dieses Neue aber zu begreifen, müssen wir lernen. Und nun führt er das Paradigma aus, dem wir in unserer Gesellschaft bis in die Grundfeste aufgesessen sind.

Wir glauben nämlich, und nach diesem Muster sind unsere Bildungseinrichtungen auch noch größtenteils ausgerichtet, dass wir ähnlich lernen können, wie wir beispielsweise unseren Körper in einem Fitnessstudio stählern können. Immer mehr von demselben und immer härter, rein mechanistisch. Daher kommt auch das Synonym für lernen, das Wort “pauken”. Die Hirnforschung hat aber längst nachgewiesen, dass das Herstellen neuer Verbindungen im menschlichen Gehirn, nichts Anderes soll durch Lernen nämlich erreicht werden, nur gelingen kann, wenn bestimmte Botenstoffe, Hüther nennt diese Dünger, im Gehirn produziert werden. Diese Botenstoffe werden aber nur produziert, wenn der Mensch sich für eine Sache begeistert und sich an einer Sache erfreut, wenn er also quasi mit Herzblut bei der Sache ist.

Das Unglaubliche an der Sache ist, dass wir das wissen. Wir wissen, dass wir nur lernen können, wenn wir uns für das zu Erlernende begeistern. Das erkennen wir beispielsweise an der Ausübung unserer Hobbies. Ich möchte Ihnen eine Episode anreichen, die meine Frau und ich mit meiner Tochter, die mittlerweile in der dritten Klasse lernt, erlebt haben. Meine Tochter sollte an einem Wochenende vor ca. 2 Monaten die kleine Malfolge bis zur Zahl 10 lernen. Am darauffolgenden Montag musste sie eine Arbeit schreiben. Sie hatte keine Lust die Rechenaufgaben, die wir auf einem Zettel geschrieben haben, zu lösen. Dann kam meiner Frau eine fantastische Idee. Wir haben im Netz den “Malfolgen Rap” gefunden. Das sind Lieder, von Kindern für Kinder gesungen, die spielend und musikalisch das Erlernen der Malfolgen erleichtern. Meine Tochter ist den ganzen Nachmittag mit Kopfhörern umhergelaufen, hat mitgesungen und die Malfolgen mit Leichtigkeit, weil mit Freude und Begeisterung, gelernt.

Ja ja, ich kann mir jetzt vorstellen, was viele Leser mir am liebsten ins Gesicht schmettern würden. Lernen kann nicht immer Spaß machen. Wir sollten aber auch bedenken, dass wenn es das nicht tut, Lernen unmöglich ist.

Weitere Anregungen zu dem Thema finden Sie in Gerald Hüther im Gespräch mit einem Geschäftsführer. Lassen Sie sich inspirieren und BEGEISTERN.

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