MOOC „Management 2.0“ – Was bedeutet Management 2.0?

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Ich habe in meinem gestrigen Post MOOC zum Thema „Management 2.0“ das derzeit stattfindende MOOC bereits vorgestellt. Der MOOC trägt im Titel den Begriff „Management 2.0“. Wissen Sie was sich dahinter verbirgt? Genau darüber haben wir in unserem ersten Google+ HoA (Hangout on Air) am letzten Sonntag im Rahmen unserer Google Community zu diesem MOOC diskutiert. Da ist dann auch die Idee geboren, diesen Begriff zu konkretisieren. Ich möchte eine Annäherung einer Begriffsdeutung mit diesem Post vollziehen.

Im Rahmen der Diskussion im Google+ HoA wurde eine Analogie zur Kybernetik zweiter Ordnung gezogen. Kann man Management 2.0 vielleicht als Management zweiter Ordnung betrachten, quasi als Management des Managements? Ich denke schon, was ich im ersten Teil dieses Posts auch ausführen möchte.

Was findet man auf Wikipedia zum Begriff Management? Dort steht das Folgende.

Die etymologische Wurzel des Begriffs Management ist nicht vollständig geklärt. Als mögliche Wurzeln kommen in Frage lateinisch manus agere, „an der Hand führen“ oder „mansionem agere“, …

Was finden wir zum Begriff Kybernetik? In meinem Post Wie kommt man von der Kybernetik erster Ordnung zur Kybernetik zweiter Ordnung, und wozu? Habe ich die folgende Definition gebracht.

Kybernetik ist die Lehre von der Lenkung und Informationsverarbeitung von und in komplexen Systemen.

Details zur Kybernetik finden Sie bei Interesse in meinem Rucksack. Sowohl beim Management als auch in der Kybernetik geht es um Führen, Steuern oder Lenken. Es ist also naheliegend, dass man eine Verbindung ziehen kann, was sich auch in der Disziplin der Managementkybernetik niederschlägt.

Kommen wir nun zur zweiten Ordnung.

Heinz von Foerster, einer der Pioniere der Kybernetik, versuchte diese zu erweitern um die Einbeziehung des Betrachters. Das folgende Zitat stammt aus dem Buch Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, Gespräche für Skeptiker von Heinz von Foerster und Bernhard Pörksen.

Aber was hier übersehen wurde, war, dass man ein Gehirn braucht, um ein Gehirn zu verstehen und Modelle von ihm zu entwickeln. Die Kybernetik erster Ordnung trennt das Subjekt vom Objekt, sie verweist auf eine vermeintlich unabhängige Welt „da draußen“. Die Kybernetik zweiter Ordnung oder die Kybernetik der Kybernetik ist selbst zirkulär […]

Und genau hier ist der Kern des Ansatzes für ein nachhaltiges und menschenfreundliches Management zu finden, was ich mit Management 2.0 verbinde. Der Manager und die Führungskraft müssen sich in ihren Entscheidungen mit einbeziehen und nicht außen vor bleiben. Management ist wie wir oben gesehen haben ein „An die Hand nehmen“. Nur wer nimmt hier wen an die Hand? Richtig, der Manager seine Mitarbeiter. Das ist Management 1.0 oder Management erster Ordnung. Management zweiter Ordnung bedeutet aber, dass jeder je nach Kontext Manager sein muss. In einem Unternehmen nehmen sich also die Beteiligten gegenseitig an die Hand.

Wenn ein Manager eines Unternehmens eine Entscheidung trifft und danach handelt, mag es sein dass genau diese Handlung einen Lernprozess in ihm auslöst, der die Entscheidung in diesem Kontext als falsch herausstellt. Dementsprechend hätte der Manager bestenfalls diese Entscheidung nicht getroffen. Hätte er sie aber nicht getroffen, dann hätte er auch nicht diese neuen Erkenntnisse über diese Entscheidung generieren können. Soll er denn jetzt genau diese Entscheidung treffen oder nicht? Im Kontext erster Ordnung würde der Manager diesen Zusammenhang gar nicht erkennen und „blind“ bleiben.

Ich erkenne also schon Parallelen zwischen Kybernetik zweiter Ordnung und Management zweiter Ordnung und definiere Management 2.0 damit als Management zweiter Ordnung. Das ist natürlich gerne zur Diskussion freigegeben.

Nun möchte ich dem 2.0 Gedanken des Managements noch ein bisschen mehr Futter geben. Gary Hamel definiert unter anderem folgende Eigenschaften des Management 2.0, gefunden in dieser Diskussion unserer Google+ Community zu dem MOOC.

  1. Weit verbreitete und kreative Werkzeuge.
  2. Möglichkeiten zu einfachem und leichtem Experimentieren.
  3. Versiertheit ist wichtiger als Diplome.
  4. Engagement ist freiwillig, aber jeder kann sich einbringen.
  5. Autorität ist fließend und abhängig vom Mehrwert, den jemand schafft.
  6. Teams definieren und steuern sich selbst.
  7. Ideen haben dieselbe Ausgangslage und konkurrieren untereinander.
  8. Entscheidungen werden dort getroffen, wo sie benötigt werden.

Diese Eigenschaften habe ich in meinem Post Hierarchien sind Trivialisierungsstrukturen erweitert. Die folgende Tabelle, die aus diesem Post stammt, möchte ich auf Grund ihrer Wichtigkeit für diese Diskussion hier noch einmal posten.

Hierarchie vs. Heterarchie

Details zu den Charakteristika entnehmen Sie bitte dem Originalpost. Manager, die also mit dem 2.0 Gedanken gepolt sind, schaffen einen Rahmen in ihren Unternehmen, in dem diese Charakteristika gedeihen können. Man bewegt sich dann zwischen den Polen von hierarchischem und heterarchischem Zusammenarbeitsmodell.

Zum Abschluss möchte ich auf ein Thema eingehen, welches mir sehr am Herzen liegt. In Diskussionen um Management 2.0 war das Thema Technologie sehr häufig sehr präsent vertreten. Eine dieser Diskussionen können Sie hier verfolgen.

Es hat für mich oft den Anschein, dass das bloße Anwenden von 2.0 Technologien, wie Chats, Foren, Wikis, Blogs oder Teamrooms bereits ein Management 2.0 sichert. Das ist meines Erachtens ganz und gar nicht der Fall. Die Technologie ist Mittel und sollte nicht zum Selbstzweck mutieren. Des Weiteren sollte die Verantwortung des Vollziehens des notwendigen Wandels in Richtung Management 2.0 nicht auf die Technologie abgeschoben werden. Damit will ich mich natürlich nicht verstanden wissen, dass Technologie für Management 2.0 nicht wichtig ist. Der Keim des Wandels dazu muss aber im Kopf gedeihen, meinetwegen auch inspiriert durch Technologie. Die notwendige Inspiration für diesen Wandel kann aus dem Anwenden der 2.0 Tools genau deshalb entstehen, weil diese Tools eine Vernetzung der Beteiligten ermöglichen, so dass sich Alle einbezogen fühlen.

Ich bin gespannt auf Ihre Sicht zu Management 2.0.

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2 Responses to MOOC „Management 2.0“ – Was bedeutet Management 2.0?

  1. Wie immer, ein genialer Artikel! Danke für die tolle Recherche und die tiefen Einblicke! Wie schon in unserem HOA diskutiert regt sich in mir noch die Frage, ob „2. Ordnung“ im Sinne es radikalen Wandels genug der spirituellen Dimension beinhaltet? Wie gesagt, mir persönlich gefällt die Gedankenskizze, Management 2.0 als Management 2. Ordnung zu begreifen, sehr gut. Wir betreten erneut das systemische Weltbild, das Systemdenken und das kann nur gut sein. Wir haben auch noch viel Potenzial die Kybernetik 2. Ordnung von Heinz von Förster und MitstreiterInnen besser zu verstehen, tiefer zu begreifen und für den Managementalltag nutzbar zu machen. Da hilft Dein Artikel ja gerade sehr gut weiter. Aber, ist das Thema „2. Ordnung“ nicht trotz aller ungenutzten Potenziale schon etwas antiquiert? Gehen wir nicht Jahrzehnte zurück und schließen an, wo die Kybernetik 2.Ordnung aufhörte? Ich finde im „Begriff 2. Ordnung“ steckt noch immer ein guter Rest des mechanistischen Grunddenkens. Wo sind da die neuen Erkenntnisse über den Menschen? Wo ist da die Lebendigkeit?
    Reicht uns das aus oder müssen wir noch einen Schritt weiter gehen?

    • Guten Morgen Peter,

      erst einmal vielen lieben Dank für die Blumen.

      Du sprichst mir quasi aus der Seele: Es geht um Menschlichkeit. Wir müssen die Wirtschaft, ach was sage ich, wir müssen unser ganzes Leben wieder menschlicher gestalten. In vielen meiner Threads und Kommentare auf der Xing-Community zum MOOC Management 2.0 lasse ich das auch immer wieder anklingen.

      Ob uns hier das Thema “2.Ordnung” weiter hilft, kann ich nicht wirklich sagen. Ich habe es als Ankerpunkt gewählt, weil in allen Gedankengebäuden, die auf 2.0 aufgebaut sind, der Mensch als Beobachter und Entscheider eingeschlossen ist.

      Das folgende Zitat, was an dieser Stelle sehr gut passt, habe ich hier gefunden.

      Alles was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt. Humberto Maturana – Biologe, Philosoph und Erkenntnistheoretiker unterstellt mit diesem Satz, dass jede Aussage zu einem wesentlichen Teil vom individuellen Standpunkt ihres Verfassers (d.h. des Beobachters) beeinflusst wird. Die persönliche Wahrnehmungsleistung, blinde Flecken, eigene Interessen, persönliche Erfahrungen sowie unbewußte Scheuklappen und Vorurteile beeinflussen unsere Wahrnehmung und damit auch unsere Beschreibung der Welt.

      Ich gebe Dir absolut Recht. Wir sollten hier nicht aufhören stehen zu bleiben. ALLES was uns hilft, die Wirtschaft menschlicher zu gestalten, sollten wir probieren, sicher auch die Spiritualität, wie Du es in Deinem neuen genialen Post zum MOOC Management 2.0 namens Management 2.0 – Nur ein Update oder ein radikaler Neuanfang in Unternehmen? ansprichst.

      Beste Grüße,
      Conny

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