{"id":482,"date":"2011-05-19T07:58:21","date_gmt":"2011-05-19T06:58:21","guid":{"rendered":"http:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=482"},"modified":"2012-11-28T07:27:45","modified_gmt":"2012-11-28T06:27:45","slug":"kooperation-versus-wettbewerb-unternehmensfuhrung-im-wettburo","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=482","title":{"rendered":"Kooperation versus Wettbewerb: Unternehmensf\u00fchrung im Wettb\u00fcro?"},"content":{"rendered":"
Schon sehr fr\u00fch in unserer Entwicklung h\u00f6ren wir S\u00e4tze wie: <\/p>\n
Die Liste k\u00f6nnte man wahrscheinlich noch sehr lange fortsetzen. Dieser aufgebaute Wettbewerb f\u00fchrt unter anderem dazu, dass die Kinder Lernen als Krampf und Last empfinden. Der Spa\u00df geht verloren, den sie in der Vorschulzeit noch hatten. Wettbewerb steht an erster Stelle. Fortgef\u00fchrt wird diese Einstellung dann sp\u00e4ter in der Wirtschaft unter anderem in dem Profitcenterdenken<\/a>. Im Rahmen von Profitcentern eines Unternehmens denken und agieren die Menschen in erster Linie nur im Interesse der jeweiligen Profitcenter. Das \u00fcbergeordnete Interesse, beispielsweise im Sinne des Unternehmens, ist ausgeblendet.<\/p>\n Wir leben in einer Ellenbogengesellschaft. Kooperation und Teamarbeit wird zwar immer angepriesen, ist aber aufgrund der Paradigmen unseres Gesellschafts- und Wirtschaftssystems in vielen F\u00e4llen gar nicht umsetzbar. Diese Paradigmen werden wie oben kurz angef\u00fchrt bereits in der Kindheit gelegt und mit den vorhandenen Leistungsmessmethoden fundiert. Kenntnisse aus der System- und Spieltheorie lassen allerdings das Wettbewerbsparadigma in einem zwielichtigen Licht erscheinen. <\/p>\n Starten wir mit der Systemtheorie. Emergenz sagt aus, dass das Ganze, das aus dem Zusammenwirken der Teile eines Systems entsteht, stets mehr ist als die Summe dieser Teile. Das bedeutet auch, dass man die Wirkungen eines Systems nicht aus den Einzelwirkungen der Teile heraus erkl\u00e4ren kann. Wir erkennen also, dass nicht jedes Teammitglied aus seiner egoistischen Sicht heraus Topleistungen bringen muss, um eine optimale Teamleistung sicherzustellen. Ganz im Gegenteil. Oft ist dies sogar aus einer \u00fcbergeordneten Teamsicht sch\u00e4dlich.<\/p>\n Schwenken wir \u00fcber zur Spieltheorie. Wettbewerb zieht nur bei Nullsummenspielen. Der Name Nullsummenspiel ergibt sich daher, dass in diesen Spielen die Auszahlungssumme \u00fcber beide Spieler immer genau null betr\u00e4gt: Man kann nur soviel gewinnen wie der Andere verliert. Prominente Beispiele sind Sportspiele oder Krieg. Die Wirtschaft z\u00e4hlt nicht zu diesen Beispielen. Trotz allem trifft man dort auf viele “Raubtiere”. Die Sprache im Management ist durchzogen von Kriegsvokabular, wie<\/p>\n Wolfgang Berger<\/em><\/strong> beschreibt im zweiten Kapitel (Integrit\u00e4t ist das einzige Tor zum Erfolg) seines Buches Business Reframing<\/a> noch weitere anschauliche Beispiele.<\/p>\n In den Anf\u00e4ngen der Menschheitsgeschichte war die Evolution durch Kampf abgesichert. Aber heutzutage haben sich die Bedingungen ge\u00e4ndert. Unsere Gesellschaft inklusive der Wirtschaft ist kein Nullsummenspiel, denn Rohstoffe sind nicht unbegrenzt vorhanden und der Produktionsprozess hinterl\u00e4sst Spuren, wie Umweltverschmutzung. Wettbewerb produziert in der Wirtschaft mittel- und langfristig gesehen ausschlie\u00dflich Verlierer. Durch unsere immer st\u00e4rker werdenden Vernetzungen ist der Besiegte Teil des Umfeldes des Siegers. Das bedeutet, der Sieger schw\u00e4cht mit seinem Sieg seine Umwelt, was mittel- und langfristig auch f\u00fcr den Sieger negative Auswirkungen hat. Sehr h\u00e4ufig sind auch nicht nur unmittelbar Beteiligte des Kampfes negativ betroffen, sondern auch die Unbeteiligten (Ein politischer Konflikt zerst\u00f6rt den Absatzmarkt eines Unternehmens oder Streiks zerst\u00f6ren Ausbildungspl\u00e4tze f\u00fcr Schulabg\u00e4nger). Wie gesagt. Diese Auswirkungen erkennt man nur bei einer langfristig angelegten Analyse. Aber wer denkt in der Wirtschaft schon langfristig? Fragen Sie mal die Shareholder.<\/p>\n Detaillierte Informationen zur Spieltheorie findet man auf dieser Seite<\/a>.<\/p>\n Einen sehr spannenden Film, den ich empfehlen kann ist A beautiful mind<\/a>. In diesem Film wird das Leben des Mathematikers John Nash<\/em><\/strong>, dem Erfinder der Spieltheorie, dargestellt. Nash<\/a> hat mit seiner Dissertation<\/a> die Spieltheorie erfunden und \u00fcber die Grenzen der Mathematik hinweg in der Praxis salonf\u00e4hig gemacht. Er hat in seinen Arbeiten den logischen Fehler aufgedeckt, der Adam Smith’s<\/em><\/strong> Hypothese nicht immer korrekt werden l\u00e4sst, dass n\u00e4mlich der Egoismus des Einzelnen zum Vorteil f\u00fcr alle f\u00fchrt. Damit stellte Nash durchaus die Wirtschaftswissenschaften auf den Kopf, was heutzutage noch relativ uninteressant f\u00fcr viele \u00d6konomen und Wirtschaftswissenschaftler scheint.<\/p>\n Ich m\u00f6chte eine Anregung geben, warum die Spieltheorie unbedingt in das Wissen um die Unternehmensf\u00fchrung einflie\u00dfen sollte. F\u00fcr die Fragestellung, ob in neue Marktsegmente oder in neue Produkte oder Projekte seitens eines Unternehmens investiert werden sollte, k\u00f6nnten die Mitarbeiter des Unternehmens befragt werden. Sie sitzen sehr oft viel n\u00e4her an der Basis und haben Insiderwissen aufgebaut. Man institutionalisiert Wettb\u00fcros. Die Mitarbeiter wetten auf Erfolg oder Misserfolg. Diese Methode ist besser als herk\u00f6mmliche Evaluierungsmethoden, in denen sehr h\u00e4ufig mit Zahlen hantiert wird, die relativ wenig mit den Umweltbedingungen korrelieren. Man erkennt den Bezug zur oben angesprochenen Emergenz: Das Wissen der Vielen nutzen.<\/p>\n Eine weitere verheerende Missinterpretation des Wettbewerbs ist die Verteilung der Leistungen der Mitarbeiter eines Teams nach der Gau\u00dfschen Normalverteilung. Ganz wenige sind sehr gut beziehungsweise sehr schlecht. Die meisten Mitarbeiter bewegen sich bzgl. ihrer Leistungen im Mittelfeld. Durch dieses Raster wird per Definition negativer Wettbewerb konstruiert. Warum sollte es nicht Teams geben, wo alle Mitarbeiter sehr gut sind? Mitarbeiter sollten stets auf Basis ihrer Leistungen zur Erreichung eines \u00fcbergeordnet gestellten Zieles bewertet werden. Des Weiteren gilt die Gau\u00dfverteilung ausschlie\u00dflich bei nat\u00fcrlichen Ph\u00e4nomenen. Unternehmen und Organisationen sind aber nicht nat\u00fcrlich, sie sind von Menschenhand geschaffen. Auch funktioniert die Gau\u00dfverteilung nur bei unabh\u00e4ngigen Ereignissen. Wollen wir aber etwa behaupten, dass die Leistung eines Teammitglieds komplett unabh\u00e4ngig von dem Agieren der anderen Teammitglieder ist? Auch hier wird wieder einmal, wie so oft, von linearen Wirkungsverh\u00e4ltnissen ausgegangen. Eine unzureichend in die Praxis \u00fcbertragene Mathematik weckt eine scheinbare Sicherheit, tr\u00fcbt aber dadurch die Wachheit f\u00fcr die Wahrnehmung der Ereignisse.<\/p>\n Es ist aber nicht so, dass die Spieltheorie noch gar keinen Einzug in die Praxis gefunden hat. Dazu m\u00f6chte ich gerne ein Beispiel nennen. Als ich gestern Abend das Finale der Fussball-Euroleague zwischen FC Porto und Sporting Braga geschaut habe, wurden auf die Frage wer portugiesischer Meister in diesem Jahr wurde, 2 Optionen eingeblendet, FC Porto oder SC Versandkostenfrei. Nun kann man nat\u00fcrlich am Verstand der Redakteure von SAT1 zweifeln, die diese Optionen anboten. Zieht man allerdings die Spieltheorie zu Rate, ist es sinnvoll, unsinnige Optionen anzubieten, denn der Preis, der f\u00fcr dieses Gewinnspiel ausgelobt wurde, muss irgendwie finanziert werden, nicht nur dass, Gewinn w\u00e4re auch nicht schlecht. Deshalb wird die Frage inklusive der Optionen sehr einfach gew\u00e4hlt, so dass sehr viele Menschen anrufen, in dem Gef\u00fchl die Antwort sicher zu kennen und mit einem bisschen Gl\u00fcck zu gewinnen. Man zahlt ja nur die Geb\u00fchren f\u00fcr den Anruf, die f\u00fcr eine Person noch relativ gering sind, kumuliert auf sehr viele Personen jedoch einen geh\u00f6rigen Betrag ausmachen.<\/p>\n Falls Sie Ihr Haus verkaufen m\u00f6chten, verlosen Sie es doch im Internet. Wenn Sie die Lose f\u00fcr 100 Euro anbieten und 10.000 Personen mitmachen, besteht eine Chance von 1:10.000 f\u00fcr die Teilnehmer das Haus f\u00fcr 100 Euro zu erwerben. Sie w\u00fcrden dann 1 Mio Euro einnehmen. Wenn Sie auf der anderen Seite solch ein Angebot entdecken und ob der geringen Gewinnchance z\u00f6gern teilzunehmen, sollten Sie sich diese beim Lotto anschauen. Bei dem Spiel 6 aus 49 inklusive Superzahl besteht die Gewinnchance 1:139.838.160. <\/p>\n\n