{"id":42017,"date":"2020-03-20T07:05:19","date_gmt":"2020-03-20T06:05:19","guid":{"rendered":"http:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=42017"},"modified":"2020-03-20T07:05:56","modified_gmt":"2020-03-20T06:05:56","slug":"kommunikation-du-komisches-geheimnisvolles-etwas","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=42017","title":{"rendered":"Kommunikation: Du komisches geheimnisvolles ETWAS"},"content":{"rendered":"
Gitta Peyn hat in ihrem Beitrag Konfliktdynamiken mit SelFis untersuchen<\/a> beschrieben, wie Konfliktdynamiken im Rahmen von Kommunikation untersucht werden k\u00f6nnen. Diese Untersuchungen basieren auf einem System der Kommunikation, welches begriffen werden sollte, um die in Gittas Beitrag angef\u00fchrten Untersuchungen nachvollziehen zu k\u00f6nnen. Mit diesem Beitrag m\u00f6chte ich mich diesem Kommunikationssystem zuwenden.<\/p>\n <\/a><\/p>\n Im obigen Bild sehen Sie das System der Kommunikation schematisch dargestellt. Wenn Sie mit dem System von Niklas Luhmann vertraut sind, werden Sie Unterschiede erkennen, auf die ich am Ende des Beitrages zu sprechen komme.<\/p>\n Auf die 3 Teile des Kommunikationssystems Meinen<\/strong>, Mitteilen<\/strong> und Verstehen<\/strong> werde ich nun dediziert eingehen.<\/p>\n Es geht im System der Kommunikation nicht um Inhalt, sondern ausschlie\u00dflich um Form, genauer um KommunikationsFORMEN. Inhalte, also das WAS, werden im System nicht reflektiert. Information funktioniert dementsprechend nicht als (Teil)Element des Systems “Kommunikation”, sondern kann h\u00f6chstens als Thema prozessiert werden. Das werde ich weiter unten an einem Beispiel verdeutlichen.<\/p>\n Deshalb ist es wichtig zu begreifen, dass VERSTEHEN<\/strong> hier nicht im Sinne von<\/p>\n Ich habe VERSTANDEN<\/strong>, was Du gesagt hast.<\/p><\/blockquote>\n begriffen wird, sondern im Sinne von<\/p>\n Ich habe VERSTANDEN<\/strong>, dass Du etwas von mir willst.<\/p><\/blockquote>\n Daher kann ich auf die Frage meiner Frau<\/p>\n Hast Du mich VERSTANDEN<\/strong>?<\/p><\/blockquote>\n nur unmittelbar mit<\/p>\n Ja!<\/p><\/blockquote>\n antworten. Denn h\u00e4tte ich nicht VERSTANDEN<\/strong>, h\u00e4tte ich nicht antworten k\u00f6nnen. Ich h\u00e4tte die Frage meiner Frau ignoriert. Ich h\u00e4tte ihr kein MITTEILUNG<\/strong>sverhalten unterstellt. Es ist \u00e4hnlich wie mit der Frage<\/p>\n Bist Du schon wach?<\/p><\/blockquote>\n Ich kann nur mit<\/p>\n Ja.<\/p><\/blockquote>\n antworten, wenn ich \u00fcberhaupt antworte. Denn wenn ich noch geschlafen h\u00e4tte, h\u00e4tte ich die Frage \u00fcberh\u00f6rt und k\u00f6nnte nicht antworten.<\/p>\n Vielleicht schl\u00e4gt uns hier unsere Umgangssprache beim Begriff VERSTEHEN<\/strong> ein Schnippchen, da umgangssprachlich mit diesem Begriff auch Inhalte reflektiert werden. Daf\u00fcr nutze ich den Begriff BEGREIFEN<\/strong>. Da es aber in Kommunikationssystemen um Folgekommunizieren geht und nicht um Informations\u00fcbertragung, spielt BEGREIFEN <\/strong>keine Rolle. Die Frage<\/p>\n VERSTEHST<\/strong> Du, was ich gesagt habe?<\/p><\/blockquote>\n ist f\u00fcr das Folgekommunizieren nicht relevant, es kann auch weiter kommuniziert werden, ohne dass es zu inhaltlicher Verst\u00e4ndigung zwischen den an Kommunikation beteiligten Personen kommt. Eine relevante Frage w\u00e4re<\/p>\n VERSTEHST<\/strong> Du, dass ich etwas zu Dir gesagt habe?<\/p><\/blockquote>\n Bei \u201eWas\u201c, m\u00fcsste ich fragen<\/p>\n BEGREIFST<\/strong> Du, was ich gesagt habe?<\/p><\/blockquote>\n Wenn ich auf die Frage<\/p>\n VERSTEHST<\/strong> Du mich?<\/p><\/blockquote>\n mit<\/p>\n Nein<\/p><\/blockquote>\n antworte, habe ich trotzdem VERSTANDEN<\/strong>, denn ich habe ja reagiert.<\/p>\n Wichtig zu erkennen ist, dass MEINEN<\/strong> seitens Ego Alter unterstellt wird. Ob Alter etwas MEINT<\/strong> oder nicht, spielt f\u00fcr das Zustandekommen von Kommunikation keine Rolle. Alter kann durchaus intendieren, etwas zu MEINEN<\/strong> und MITZUTEILEN<\/strong>: interpretiert Ego das Verhalten nicht als Mitteilung<\/strong>, kommt Kommunikation nicht zustande.<\/p>\n Bleiben wir beim Beispiel von meiner Frau und mir. Der Ausgangspunkt f\u00fcr Kommunikation, ob ich etwas MEINEN<\/strong> k\u00f6nnte oder nicht, ist meine Frau, nicht ich. Sie entscheidet auf Basis der Beobachtung meines Verhaltens, dass ich etwas MEINE<\/strong>. Und damit unterstellt sie mir auch ein MITTEILEN<\/strong>. Und das unabh\u00e4ngig davon, ob ich \u00fcberhaupt etwas MEINE<\/strong> und MITTEILEN<\/strong> m\u00f6chte. Ein MITTEILEN<\/strong> ohne MEINEN<\/strong> funktioniert im Rahmen einer Kommunikation nicht. Glauben wir etwas in dieser Art zu beobachten, handelt es sich nicht um “echte” Kommunikation. Gitta Peyn hat das in ihrem von mir oben erw\u00e4hnten Beitrag<\/a> an den beiden SelFis Slit ohne und mit Re-Entry demonstriert und ihren Kommunikationsbegriff f\u00fcr tiefer gehend Interessierte hier spezifiziert<\/a>.<\/p>\n MEINEN<\/strong> bedeutet, dass Ego an dem Verhalten von Alter Bedeutung erzeugt, Alters MITTEILUNG<\/strong>sverhalten Bedeutung zuweist und zwar kommunikative Bedeutung.<\/p>\n Ich kaufe Blumen und lege sie bei uns zu Hause im Esszimmer auf den Tisch. Wenn meine Frau dieses Ph\u00e4nomen komplett ignoriert, VERSTEHT<\/strong> sie nicht. Kommunikation kommt bz\u00fcglich der Blumen nicht zustande. Wenn sie dieses Ph\u00e4nomen nicht ignoriert, VERSTEHT<\/strong> sie. Kommunikation kommt zu Stande, da sie mir durch den Akt des Blumenkaufs ein MITTEILEN<\/strong> unterstellt. Sie unterstellt mir dann, dass ich damit etwas MEINE<\/strong>. Klar ich kaufe nicht ohne Grund Blumen.<\/p>\n Aber dieses MEINEN<\/strong> ist unabh\u00e4ngig von meinem Kaufgrund. Das von meiner Frau mir unterstellte MEINEN<\/strong> und mein Kaufgrund, mein MEINEN<\/strong>, k\u00f6nnen \u00fcbereinstimmen, m\u00fcssen aber nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass die Pr\u00fcfung schwierig bis gar nicht zu vollziehen ist. Vielleicht habe ich die Blumen gekauft, weil ich unser Haus innen ein bisschen gr\u00fcner haben wollte oder weil die Blumen gerade im Angebot waren oder oder oder. Meine Frau k\u00f6nnte aber von etwas ganz anderem ausgehen. Sie k\u00f6nnte auf die Idee kommen, dass ich die Blumen gekauft habe, weil ich mich entschuldigen m\u00f6chte, da ich am gestrigen Abend, anstatt mit ihr zusammen einen Film, Fu\u00dfball im TV geschaut habe. Und das ist entscheidend. Denn sie VERSTEHT<\/strong> und auf der Basis ihres imaginierten Grundes f\u00fcr meinen Blumenkauf entsteht Kommunikation, nicht auf Basis meiner Intention, weshalb ich die Blumen gekauft habe.<\/p>\n Bis hier her ist meine Frau Ego, ich bin Alter. Und nun k\u00f6nnen wir sehen, dass und wie genau, weil wir nicht auf den Punkt inhaltlich verstehen k\u00f6nnen, was der jeweils Andere meint, Folgekommunizieren zustande kommen kann.<\/p>\n Jetzt k\u00f6nnte meine Frau zu mir sagen<\/p>\n Danke. Aber ich bin immer noch ein bisschen sauer.<\/p><\/blockquote>\n Wenn ich das nicht registriere, VERSTEHE<\/strong> ich nicht und die Kommunikation bzgl. des Themas “Blumen” erlischt. Wenn ich das registriere, VERSTEHE<\/strong> ich. Die Kommunikation geht weiter und ich bin Ego und meine Frau ist Alter.<\/p>\n Nun unterstelle ich meiner Frau ein MEINEN<\/strong> und ein MITTEILUNG<\/strong>sverhalten. Ich k\u00f6nnte beispielsweise hineininterpretieren, dass meine Frau sauer ist, weil ich vorgestern Blumen, die auf dem Tisch standen, weggeschmissen habe, da sie meiner Meinung nach bereits welk waren und meiner Frau nicht dieser Meinung war. Fu\u00dfball kommt mir bzgl. ihres Sauerseins gar nicht in den Sinn. Ich reagiere also auf das von mir intendierte MEINEN<\/strong> meiner Frau, nicht auf ihr MEINEN<\/strong>. Ich verdrehe die Augen, sage aber nichts.<\/p>\n Und nun wieder. Wenn meine Frau das Augenverdrehen nicht registriert, VERSTEHT<\/strong> sie nicht und die Kommunikation des Themas “Blumen” ist zu Ende. Wenn sie das registriert, VERSTEHT<\/strong> sie. Sie unterstellt mir ein MEINEN<\/strong> und ein MITTEILUNG<\/strong>sverhalten. Die Kommunikation geht weiter. Wir wechseln wieder die Rollen Ego und Alter. Und so kann das immer weiter gehen.<\/p>\n Hier breche ich das Beispiel mal ab und hoffe, dass das System “Kommunikation” veranschaulicht wurde. Alter und Ego sind \u00fcbrigens nicht auf Menschen beschr\u00e4nkt, sondern k\u00f6nnen auch Gruppen von Menschen sein, die kommunizieren.<\/p>\n Eines ist mir wichtig zu betonen. Die hier von mir formulierten Inhalte, die ich als Beispiel anf\u00fcge, wie “Blumen waren im Angebot”, “Sauersein wegen Fu\u00dfball schauen” etc., um den Akt der Kommunikation klarer zu beschreiben, sind nicht Bestandteil des Systems “Kommunikation”. Es geht rein um die FORM. K\u00f6nnte Kommunikation tats\u00e4chlich Inhalte, wie sie f\u00fcr Psychen relevant sind, k\u00f6nnte sie psychisch operieren. K\u00f6nnte sie das, organisierten sich Psychen nicht autopoietisch, und wir k\u00f6nnten Information in sie hineinlegen. Psychische Information wird aber in den Psychen erzeugt, nicht von Psyche zu Psyche transportiert. Soziale Information erzeugt das soziale System via Folgekommunizieren selbst.<\/p>\n Und an dieser Stelle komme ich auf Niklas Luhmann zu sprechen, wie zu Beginn dieses Beitrags bereits angedeutet. Diesen oben beschriebenen Fakt mit der Psyche hat Luhmann ebenfalls gesehen und oft beschrieben, jedoch in seinem Kommunikationssystem in meinen Augen unzureichend ber\u00fccksichtigt. Sein Modell besteht aus den 3 Teilen Information<\/strong>, Mitteilen<\/strong> und Verstehen<\/strong>.<\/p>\n Information kann aber nicht Bestandteil des Elements von Kommunikation sein. Ob Folgekommunikationen und wie sich Folgekommunikation an vorherige und erwartete Kommunikation (selbst) anschlie\u00dft, kann vorherige Kommunikation nicht vorwegbestimmen. Und da Psychen wiederum nicht in Kommunikation eingreifen k\u00f6nnen, k\u00f6nnen psychische Inhalte nicht in Kommunikation hineinproduziert werden. Sie werden ausschlie\u00dflich von und in psychischen Zeichenprozessen erzeugt.<\/p>\n Im Jahr 2013 habe ich den Beitrag Kommunikation 2.0 \u2013 Gesagt ist weder geh\u00f6rt noch verstanden<\/a> verfasst, in welchem ich das Luhmannsche Kommunikationssystem thematisiert und diese Unstimmigkeit nicht erkannt habe. Ich habe mich diesbez\u00fcglich weiterentwickelt und das Kommunikationssystem zu meinem Erleben stimmiger gemacht. Eine Reise des Verstehens eben, die niemals endet. Danke Gitta und Ralf Peyn f\u00fcr diesen Erkenntnisgewinn, den ich aus vielen Gespr\u00e4chen mit Euch generiert habe.<\/p>\n Eine zentrale daraus ableitbare, f\u00fcr mich auch lange nicht zu beGREIFENDE<\/strong>, Beobachtung ist, dass Menschen nicht kommunizieren. Kommunikation kommuniziert. Menschen sind Kontext des beobachteten Systems “Kommunikation”, nicht Inhalt. Das bedeutet: Menschen k\u00f6nnen Kommunikation anregen, indem sie dem System “Energie” zuf\u00fchren, die dann umgewandelt wird. Sie k\u00f6nnen versuchen, etwas zu sagen und so Kommunikation ansto\u00dfen. Ob Kommunikation reagiert und wie, das k\u00f6nnen Menschen aber weder punktuell bestimmen, noch vorhersagen.<\/p>\n Menschen k\u00f6nnen und, in meinen Augen sollten, nat\u00fcrlich die Qualit\u00e4t von Kommunikation beeinflussen, aber eben nicht intentional und damit nicht direkt, \u00e4hnlich wie Sauerstoff beim System “Mensch”. Ohne Sauerstoff kann Mensch nicht sein. Ohne Mensch kann Kommunikation nicht sein. Aber ebenso wenig wie Sauerstoff das System “Mensch” operativ intendieren kann, kann Mensch Kommunikation operativ intendieren.<\/p>\n Nur weil wir Menschen nicht kommunizieren k\u00f6nnen, bedeutet es nicht automatisch, dass wir uns \u00fcber Kommunikation keine Gedanken machen sollten, da wir Qualit\u00e4t dieser sowieso nicht beeinflussen k\u00f6nnten. W\u00fcrde ich das glauben, br\u00e4uchte ich diesen Beitrag nicht verfassen. Wir sollten beispielsweise, durch den Versuch einer klaren eindeutigen Sprache (“Energiezufuhr”) und das bewusste Achtgeben der Verwendung von Zeichen (“Energiezufuhr”), die Wahrscheinlichkeit einer gelingenden Kommunikation erh\u00f6hen.<\/p>\n Ob ich “A” MEINE<\/strong> und mein Gegen\u00fcber mir auch ein “A” im MEINEN<\/strong> unterstellt, ist nicht Bestandteil des Kommunikationssystems. Interessant ist, ob mein Gegen\u00fcber mir \u00fcberhaupt ein MEINEN<\/strong> unterstellt und sich darauf fokussiert, dieses MEINEN<\/strong> ergr\u00fcnden zu wollen, unabh\u00e4ngig davon, ob es funktioniert oder funktionieren kann. Diese Fokussierung (“Energiezufuhr”) beeinflusst die Qualit\u00e4t der Kommunikation.<\/p>\nVerstehen<\/span><\/h3>\n
Meinen – Mitteilen<\/span><\/h3>\n
Ein Beispiel<\/span><\/h3>\n
Fazit<\/span><\/h3>\n