{"id":2661,"date":"2013-08-23T11:44:24","date_gmt":"2013-08-23T10:44:24","guid":{"rendered":"http:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=2661"},"modified":"2013-08-23T11:44:24","modified_gmt":"2013-08-23T10:44:24","slug":"eigenschaften-einer-guten-fuhrungskraft-frag-doch-einfach-platon","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=2661","title":{"rendered":"Eigenschaften einer guten F\u00fchrungskraft? Frag` doch einfach Platon"},"content":{"rendered":"
Immer wieder h\u00f6re ich in F\u00fchrungskr\u00e4fteschulungen Fragen wie \u201eWelche Eigenschaften sollte eine gute F\u00fchrungskraft mitbringen?\u201c oder \u201eWie muss eine gute F\u00fchrungskraft sein?\u201c Genau zu diesem Thema habe ich jetzt ein sehr sch\u00f6nes kleines B\u00fcchlein von Andreas Drosdek gelesen: Platon f\u00fcr Manager<\/a>.<\/p>\n <\/a><\/p>\n Man mag es kaum glauben, aber eine gute Antwort auf die Fragen kann man der Tugendlehre<\/a> Platons, die zusammen mit der Ideenlehre in dem Buch thematisiert wird, entnehmen.<\/p>\n Die folgende Abbildung stellt schematisch die Tugenden einer guten F\u00fchrungskraft dar.<\/p>\n <\/a><\/p>\n Diese 4 oben dargestellten Tugenden (Weisheit, Besonnenheit, Mut und innere Gerechtigkeit) stehen alle miteinander in Beziehung und beeinflussen sich gegenseitig. Die vierte der Tugenden, die innere Gerechtigkeit, sorgt f\u00fcr eine Ausgewogenheit der anderen 3 Tugenden.<\/p>\n Was die einzelnen Tugenden besagen und wie die Ausgewogenheit dieser, die eine gute F\u00fchrungskraft ausmacht, ausschauen, m\u00f6chte ich nun thematisieren.<\/p>\n Weisheit<\/b><\/p>\n Als gute F\u00fchrungskraft muss man die Frage der eigenen Identit\u00e4t und der des zu verantwortenden Bereiches beantworten k\u00f6nnen. Das klingt wahrscheinlich auf dem ersten Blick banal, ist es aber laut meiner Erfahrungen keineswegs. Fragen wie<\/p>\n k\u00f6nnen von ganz wenigen Managern und F\u00fchrungskr\u00e4ften beantwortet werden. Testen Sie es gerne aus. Die Antworten sollten nat\u00fcrlich so konkret wie nur irgend m\u00f6glich ausfallen.<\/p>\n K\u00f6nnen Sie diese Fragen nicht beantworten, sollten Sie Alles stehen und liegen lassen und sich an das Finden der Antworten machen. Egal welche Aufgaben und Aktivit\u00e4ten Sie derzeit in Beschlag nehmen, ohne die Antworten k\u00f6nnen Sie diese nur unzureichend erledigen.<\/p>\n Um obige Fragen zu beantworten ist es nat\u00fcrlich unerl\u00e4sslich, dass die F\u00fchrungskraft sich als Person grunds\u00e4tzlich eine Vision und Ziele zuschreibt und sich diesen stets bewusst wird und eigene Handlungen dahingehend reflektiert. Ein kritisches Nachdenken, Reflektieren und Justieren \u00fcber die eigenen Zielvorstellungen und dem Status Quo ist also gefragt.<\/p>\n Das sollte dann auch auf die Ebene des Unternehmens \u00fcbertragen werden. Fast jedes Unternehmen hat heute nieder geschriebene Visionen und Missionen. Nur gehen diese sehr h\u00e4ufig nicht mit der realen Unternehmenskultur konform. Mitarbeiter merken das nat\u00fcrlich sehr schnell und die Authentizit\u00e4t der F\u00fchrungskraft geht damit verloren.<\/p>\n Mut<\/b><\/p>\n Ist sich eine F\u00fchrungskraft um seiner eigenen Identit\u00e4t und die seines zu verantwortenden Bereiches bewusst, ist es nicht immer einfach diese auch authentisch in Handlungen einflie\u00dfen zu lassen. Viele Menschen in einem Unternehmen bedeuten unter Umst\u00e4nden auch viele Meinungen und Eigeninteressen, die nicht immer mit den Interessen des Unternehmens \u00fcbereinstimmen m\u00fcssen. Will man seine eigene Identit\u00e4t nicht verleugnen, braucht man in erster Linie Mut, auch mal \u201egegen den Strom zu schwimmen\u201c und nicht stets zu Allem \u201eJa und Amen\u201c zu sagen. Merken Mitarbeiter, das die eigene F\u00fchrungskraft wie ein F\u00e4hnchen im Wind heute \u201eA\u201c und morgen \u201eB\u201c je nach Gro\u00dfwetterlage sagt, geht die Verbundenheit zu und die Glaubw\u00fcrdigkeit gegen\u00fcber den ausgelobten Visionen, Missionen und Zielen verloren.<\/p>\n In der Praxis kann man sehen, dass Manager und F\u00fchrungskr\u00e4fte die nachhaltigen Erfolg vorweisen k\u00f6nnen und konnten, gradlinige Menschen waren, die stets offen und ehrlich f\u00fcr ihre Sache eingestanden haben, auch wenn sie die einsamen Rufer in der W\u00fcste waren.<\/p>\n Weise ist eine F\u00fchrungskraft, wenn sie stetig eigene Handlungen und Ergebnisse reflektiert und bewertet.\u00a0 Das bedeutet aber auch eigene St\u00e4rken und Schw\u00e4chen anzuerkennen. Ohne Mut funktioniert das nicht. Denn das Anerkennen eigener Schw\u00e4chen kann manchmal weh tun, denn man muss sich eingestehen, gewisse F\u00e4higkeiten und Fertigkeiten, von denen man glaubte sie zu haben, doch nicht zu haben. Und dann darf man die M\u00fchen nicht scheuen, diese L\u00fccke zu schlie\u00dfen.<\/p>\n Aber auch das Anerkennen eigener St\u00e4rken geht nicht ohne Mut. Denn tut man dies, sollte man sich auch in die Lage versetzen k\u00f6nnen, mehr Verantwortung zu \u00fcbernehmen. Warum hat das mit Mut zu tun? Mehr Verantwortung bedeutet mehr Aktionsraum und damit steigt die Gefahr Fehler zu machen. Diesen Fehlern muss man offen gegen\u00fcber stehen, denn sonst nimmt man sich selbst das Potential der Weiterentwicklung. Das Eingestehen eigener Fehler geht wiederum nicht ohne Mut.<\/p>\n Besonnenheit<\/b><\/p>\n Mit dieser Tugend geht einher, dass man anderen das Recht \u00fcberl\u00e4sst, ihre eigenen Sichten und Meinungen auf Themen und Sachverhalte zu haben. Diese m\u00fcssen nicht immer mit den eigenen \u00fcbereinstimmen. Objektivit\u00e4t gibt es nicht<\/a> und schon gar nicht die absolute Wahrheit<\/a>.<\/p>\n Ich betone es in meinem Logbuch immer wieder, dass ich nach Menschen mit anderen Sichtweisen und Meinungen zu von mir dargelegten Themen suche. Denn diese erm\u00f6glichen mir einen Zugang zu anderen Ideen und Gedankeng\u00e4ngen und stellen so die Basis f\u00fcr meinen Lernprozess dar. Das bedeutet nat\u00fcrlich nicht, dass ich diese Sichtweisen dann sofort \u00fcbernehme. Entweder ich kann mit den neuen Gedankeng\u00e4ngen meine Sichtweise mit weiteren Argumenten erh\u00e4rten oder ich kann meine Sichtweise revidieren. In beiden F\u00e4llen lerne ich. Lasse ich dies gar nicht erst zu, nehme ich mir die Chance zu lernen.<\/p>\n Des Weiteren bedeutet besonnen zu sein, auch in brenzligen Situationen nicht in Aktionismus zu verfallen. Ein Agieren und Handeln der \u201e3 Lassens\u201c ist angesagt: Zulassen \u2013 Weglassen \u2013 Loslassen. Das bedeutet nat\u00fcrlich nicht leidenschaftslos zu agieren, ganz im Gegenteil. Gegen\u00fcber seinen eigenen Visionen und Zielen und denen des Unternehmens muss man mit Leidenschaft bei der Sache sein. Merkt man diese Leidenschaft nicht mehr, sollte man entweder die gesteckten Ziele \u00fcberdenken oder eben das Unternehmen wechseln. Auch das ist eine M\u00f6glichkeit.<\/p>\n Diskussionen \u00fcber verschiedene Sichtweisen k\u00f6nnen nur dann eine Basis f\u00fcr das Lernen sein, wenn sie inhaltsgeleitet gef\u00fchrt werden. Machtk\u00e4mpfe haben hier nichts zu suchen. Nicht immer der Rangh\u00f6here in der Hierarchie hat Recht.<\/p>\n Will man andere Menschen von seinen Visionen und Zielen \u00fcberzeugen, kann das nur \u00fcber Selbstbeherrschung, M\u00e4\u00dfigung, Gelassenheit und Unaufgeregtheit von statten gehen. Verh\u00e4lt man sich wie \u201edie Axt im Walde\u201c verst\u00e4rkt man den Widerstand nur noch.<\/p>\n Innere Gerechtigkeit<\/b><\/p>\n Die innere Gerechtigkeit ist laut Platon verantwortlich f\u00fcr ein gesundes Gleichgewicht in unserem Inneren. E s reicht beispielsweise nicht aus nur gute Ideen zu haben, diese dann aber nicht umsetzen zu wollen. Es reicht ebenfalls nicht aus, etwas umsetzen zu wollen, ohne sich ausreichend Gedanken dar\u00fcber gemacht zu haben, wie diese Ergebnisse langfristig in die ausgelobten Visionen einzahlen.<\/p>\n Wie in der obigen Abbildung dargestellt lokalisiert Platon die Weisheit im Kopf, den Mut im Herzen und die Besonnenheit im Bauch. Allein dadurch wird eine Ganzheitlichkeit und Vernetztheit im Denken und Agieren symbolisiert. Entscheidungen sollten also weder nur aus dem Bauch heraus geschehen, noch sollte man f\u00fcr eine anstehende Entscheidung nach immer mehr Daten suchen und so niemals zu einer Entscheidung kommen. Ebenfalls sollte man sich bei Entscheidungen nicht zu schnell von seinen Emotionen leiten lassen, wenn einem beispielsweise ein Wutgef\u00fchl bei Nichteintreten bestimmter gew\u00fcnschter Ereignisse \u00fcberkommt.<\/p>\n Der Satz: \u201eLieber noch einmal eine Nacht dar\u00fcber schlafen und sacken lassen.\u201c Kommt Ihnen wahrscheinlich bekannt vor. Bei Entscheidungen befinden wir uns also zwischen den Polen von Rationalit\u00e4t und Emotionalit\u00e4t.<\/p>\n Fazit<\/b><\/p>\n Auch wenn Platon seine Tugendlehre ca. 400 v. Chr. Entwickelt hat, hat sie meines Erachtens nichts an Bedeutung f\u00fcr das \u201erichtige\u201c Denken und Agieren von Managern und F\u00fchrungskr\u00e4ften in unserer heutige Zeit verloren. Die Erkenntnisse Platons muss man nat\u00fcrlich auf die Bedingungen unserer heutigen Zeit anpassen.<\/p>\n Vielleicht haben Sie das Gef\u00fchl, ich habe es jedenfalls, dass die hier beschriebenen Eigenschaften einer guten F\u00fchrungskraft nichts Bahnbrechendes darstellen. Man ist geneigt zu sagen: \u201eLogisch, so sollte eine gute F\u00fchrungskraft. Warum daf\u00fcr einen Post spendieren?\u201c Es scheint zwar logisch, dass eine gute F\u00fchrungskraft so sein sollte. Aber warum kann ich diese Eigenschaften denn so selten beobachten? Das ist der Grund f\u00fcr diesen Post.<\/p>\n Und nat\u00fcrlich lassen sich diese Eigenschaften auch grunds\u00e4tzlich auf Menschen \u00fcbertragen. Ein \u201eguter\u201c Mensch sollte so sein. Klar, denn warum sollten sich Wirtschaft und Leben so gro\u00dfartig voneinander unterscheiden?<\/p>\n Ich hoffe ich habe Ihnen einen Impuls geben k\u00f6nnen, sich dieses kleine B\u00fcchlein mal zu Gem\u00fcte zu f\u00fchren und diese Reflektion f\u00fcr sich vorzunehmen.<\/p>\n\n