{"id":242,"date":"2010-10-26T18:22:22","date_gmt":"2010-10-26T17:22:22","guid":{"rendered":"http:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=242"},"modified":"2012-11-28T07:38:38","modified_gmt":"2012-11-28T06:38:38","slug":"benjamin-button-und-unternehmensplanung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=242","title":{"rendered":"Benjamin Button und Unternehmensplanung"},"content":{"rendered":"
Kennen Sie den Film Der seltsame Fall des Benjamin Button<\/a>? Wenn ja, glauben Sie daran, dass man alt geboren wird und dann immer j\u00fcnger wird? Nein? Glauben Sie an die Prozesse der unternehmensplanung, wie sie heute in Unternehmen praktiziert werden? Ja? Das verstehe ich nicht und ich versuche das zu erkl\u00e4ren.<\/p>\n Viel zu h\u00e4ufig wird Planung zu kurz gefasst. Es wird n\u00e4mlich die reine Planerstellung darunter verstanden. Schauen wir uns typische Planungsszenarien in Unternehmen an, erkennen wir, dass der Plan in (mehreren) Runden finalisiert wird und die Zahlen dann “in Stein gemei\u00dfelt sind”. Sie werden nicht mehr angefasst. Zur Planung geh\u00f6rt aber nicht nur die Erstellung des Plans sondern auch die Durchf\u00fchrung und die gegebenenfalls notwendige Anpassung des Plans. Das impliziert nat\u00fcrlich auch eine weitere Disziplin, n\u00e4mlich die \u00dcberwachung des Plans. Die 3 Disziplinen Durchf\u00fchrung, Anpassung und \u00dcberwachung des Plans kann man nur dann u.U. aussparen, wenn man an die Determiniertheit der Welt glaubt, wenn man n\u00e4mlich daran glaubt, dass die Zukunft vorhersagbar ist.<\/p>\n Zur Determiniertheit f\u00fchre ich gerne das Planungsparadoxon an. Dieses besagt folgendes. Je genauer vorhersagbar die Zukunft ist, je st\u00e4rker sie also determiniert ist, desto besser funktioniert die Planerstellung. Je st\u00e4rker aber die Zukunft determiniert ist, desto weniger hat ein Unternehmen Einfluss auf sie, das hei\u00dft desto sinnloser ist die Planerstellung. Denn es passiert ja sowieso, was passieren soll. Warum aber h\u00e4ngen die Menschen so extrem an dem Paradigma der Determiniertheit der Welt? M\u00f6gliche Ursachen daf\u00fcr k\u00f6nnen die nat\u00fcrliche Furcht vor Unsicherheit, Unordnung und Kontrollverlust sein sowie das Bed\u00fcrfnis nach Sicherheit und Kontrolle.<\/p>\n Was hat aber Benjamin Button mit Planung zu tun? In dem Film “Der seltsame Fall des Benjamin Button” altert der Hauptdarsteller r\u00fcckw\u00e4rts. Brad Pitt kommt als winziger alter Mann auf die Welt, erlebt seine Jugend in mittlerem Alter und wird schlie\u00dflich voller Altersweisheit immer j\u00fcnger. Das so etwas nur im Film mit ganz vielen Tricks m\u00f6glich ist, scheint uns allen klar. Aber warum glauben wir nicht daran? Aus meiner Sicht hat es mit der Umkehrung zu tun. Umkehrung im Ablauf von Vorg\u00e4ngen bedeutet, dass wenn ich ein Ziel erreicht habe und ich dieses Ziel r\u00fcckw\u00e4rts entlang der get\u00e4tigten Aktivit\u00e4ten verfolge, ich dann nach einer bestimmten Zeit definitiv am Start ankommen werde. Menschen erzeugen Ordnung aus Unordnung, um lebensf\u00e4hig zu sein. Das passiert beispielsweise durch Aufnahme und Umwandlung von Nahrung in Energie. Dadurch verringern sie ihre Entropie, vergr\u00f6\u00dfern also ihre Ordnung. Gleichzeitig aber vergr\u00f6\u00dfern sie die Entropie der Umwelt, verringern also die Ordnung, in dem sie beispielsweise Exkremente ausscheiden. Entropie\u00e4ndernde Vorg\u00e4nge, wie sie das Leben eines Menschen durchziehen, k\u00f6nnen nur in einer Richtung ablaufen. Es gibt keine Umkehrung. Das wissen wir. Nur warum machen wir uns diesen Fakt nicht auch f\u00fcr die Planung in Unternehmen bewusst?<\/p>\n