{"id":1285,"date":"2012-06-21T08:04:05","date_gmt":"2012-06-21T07:04:05","guid":{"rendered":"http:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=1285"},"modified":"2012-11-28T07:05:13","modified_gmt":"2012-11-28T06:05:13","slug":"politik-in-der-wirtschaft-oder-mit-gummistiefeln-100-meter-weltrekord-laufen-wollen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog-conny-dethloff.de\/?p=1285","title":{"rendered":"Politik in der Wirtschaft oder Mit Gummistiefeln 100-Meter Weltrekord laufen wollen"},"content":{"rendered":"
Kennen Sie die Situation? Sie haben eine Idee. Ihr Gegen\u00fcber hat grunds\u00e4tzlich keine Argumente, die gegen diese Idee sprechen, meint aber, dass man sich hier auf politischem Terrain befindet und man lieber die Finger davon lassen sollte. Aus politischen Gr\u00fcnden etwas nicht machen zu k\u00f6nnen, wird aus meiner Sicht h\u00e4ufig als Totschlagargument gebracht, nach dem Motto: “Hier brauchen wir gar nicht weiter reden. Das ist nun mal so.”<\/p>\n
Politik in der Wirtschaft. Was ist damit gemeint? Ich m\u00f6chte in meinem heutigen Post diese Thematik n\u00e4her beleuchten. Was meinen wir eigentlich grunds\u00e4tzlich mit Politik? Ich habe eben mal das folgende gegoogelt “Definition Politik” und gleich den ersten Eintrag genommen. Da steht auf der ersten Seite dieses Dokumentes<\/a>, eines Vorlesungsmanuskriptes “Einf\u00fchrung in Politikwissenschaft” eine Definition f\u00fcr Politik.<\/p>\n Politik ist jenes menschliche Handeln, das auf die Herstellung und Durchsetzung allgemeinverbindlicher Regelungen und Entscheidungen (d.h. von “allgemeiner Verbindlichkeit”) in und zwischen Gruppen von Menschen abzielt.<\/p><\/blockquote>\n Sicherlich kann man im Netz noch weitere Definitionen finden, die aber wahrscheinlich alle in die gleiche Richtung zeigen. Es geht also darum, den Menschen einen gewissen Rahmen oder Leitplanken zu setzen, in welchem sie sich bewegen und agieren k\u00f6nnen, egal in welchem System sich diese Aktionen abspielen, eben auch in der Wirtschaft. Die Frage bleibt nun, wie eng oder weit dieser Rahmen gesetzt wird und wie gewillt man ist, diesen Rahmen auch zu ver\u00e4ndern.<\/p>\n Das m\u00f6chte ich an einem Beispiel illustrieren. Stellen Sie sich vor, Ihr Ziel ist es den 100-Meter Weltrekord zu knacken. Wir gehen einfach mal davon aus, dass die Chance dieses Ziel zu erreichen gegeben ist. Sie laufen die 100-Meter mit Gummistiefeln. Sie strengen sich unglaublich an, holen sich immer wieder Blutblasen am Fu\u00df, schaffen aber nie den Weltrekord. Mit den Gummistiefeln konnten Sie Ihr wahres Potential nicht abrufen. Ihre F\u00e4higkeiten wurden beschnitten. Jetzt bleibt nat\u00fcrlich die Fragestellung offen, warum Sie die 100-Meter mit Gummistiefeln laufen.<\/p>\n Nehmen wir mal weiter an, Sie gehen die Fragestellungen nicht an, sondern leben in dem Glauben weiter, dass sie Gummistiefel anziehen m\u00fcssen. Sie merken aber, dass Sie den Weltrekord so niemals knacken werden. Sie beginnen zu \u00fcberlegen an welchen Stellen Sie optimieren k\u00f6nnen. Beim n\u00e4chsten Wettkampf, vollf\u00fchren Sie einen fliegenden Start und starten nicht aus den Startbl\u00f6cken wie alle anderen Wettkampfteilnehmer. Sie werden disqualifiziert. Sie \u00fcberlegen weiter. Dann probieren Sie es mit Rollen unter den Stiefeln. Sie werden wieder disqualifiziert. Sie \u00fcberlegen irgendwann nicht mehr weiter, sondern sind demotiviert. Obwohl sie grunds\u00e4tzlich die F\u00e4higkeiten hatten, das Ziel zu erreichen, haben Sie es nicht geschafft. Zu allem \u00dcberdruss fragt Ihr Trainer dann, warum Sie eigentlich mit Gummistiefeln laufen und meint, dass es ja klar w\u00e4re, so dass Ziel niemals erreichen zu k\u00f6nnen. Sie sind demotiviert und suchen sich eine neue Herausforderung.<\/p>\n Was k\u00f6nnen wir aus diesem Beispiel lernen? Grunds\u00e4tzlich ist es wichtig, dass eine Gruppe von Menschen, einen Rahmen vorgegeben bekommt, in welchem Sie agieren k\u00f6nnen. Dieser Rahmen muss aber offen und transparent sein. Es ist klar, dass Sie 100-Meter laufen m\u00fcssen und nicht 50-Meter. Geh\u00f6ren die Gummistiefel aber mit zum Rahmen? Das Definieren dieses Rahmens ist Aufgabe der F\u00fchrungskr\u00e4fte eines Unternehmens. Der Rahmen muss so festgesteckt sein, dass er nicht kontr\u00e4r zur Kultur und der Vision des Unternehmens steht. In der heutigen Zeit, die immer noch vom Taylorismus und dem Kontrollzwang aus dem Industriezeitalter gepr\u00e4gt ist, wird dieser Rahmen leider viel zu eng gesteckt. Selbstorganisation im Team ist dadurch nicht m\u00f6glich. Es gen\u00fcgt aber nicht, diesen Rahmen einmal zu definieren und dann niemals wieder anzupassen. In diesem Falle w\u00e4re Weiterentwicklung ausgeschlossen. Das Unternehmen w\u00fcrde irgendwann sterben. Den Versuch, den Rahmen zu verlassen wird es aus den Teams heraus immer wieder geben. Sie haben erst einen fliegenden Start probiert und dann mit Rollen unter den Stiefeln. Das nennt man dann kreative Abweichung. Diesen Begriff habe ich vor kurzem im Rahmen eines Seminars, moderiert und geleitet von Willms Buhse<\/a>, geh\u00f6rt. In diesem Seminar ging es um agiles Management im Zeitalter des Internets; eines der besten Seminare, die ich jemals besucht habe. Aufgabe der F\u00fchrungskr\u00e4fte ist es nun, zu entscheiden ob die Abweichung zugelassen wird und damit der Rahmen ver\u00e4ndert wird oder nicht. Daf\u00fcr muss die M\u00f6glichkeit der Verschiebung des Rahmens aber offen diskutiert werden d\u00fcrfen. Und genau das wird aus meiner Sicht mit dem Totschlagargument “Politik” verhindert.<\/p>\n Was kann man also tun, wenn man beim Vorstellen einer Idee den Satz “Geht nicht, ist zu politisch.” entgegen geschmettert bekommt?<\/p>\n\n