Erfolg zu haben ist schwer, diesen zu wiederholen aber umso mehr

Der Fußball eignet sich perfekt, um Lehren für die Wirtschaft zu ziehen. Aktionen und Verhalten der Akteure sind sehr gut zu beobachten, da diese über Interviews in Print, Funk und Fernsehen öffentlich gemacht werden. Es gibt ebenfalls sehr viele Analysesendungen, in welchen die einzelnen Spieltage sehr detailliert diskutiert werden. Und selbstverständlich sind auch die erzielten Ergebnisse öffentlich, da die einzelnen Resultate ja bekannt sind. Es lassen sich also Muster von Erfolg und Misserfolg sehr gut aufstellen, da sowohl Aktionen als auch Ergebnisse dieser Aktionen beobachtbar sind. Das ist ein großer Unterschied zu Unternehmen in der Wirtschaft. Hier haben doch eher Insider Zugang zu diesen Informationen, wenn überhaupt. Ich glaube aber, dass viele Muster im Management ähnlich sind, egal ob man sich in einem Wirtschaftsunternehmen oder in einem Fußballklub tummelt. Es geht nämlich stets um Menschen und darum Erfolg zu haben.

Zu dem im Titel dieses Posts aufgezeigten Thema möchte ich Ihnen eine Analyse aus dem Fußball, genauer von Borussia Dortmund und Bayern München anreichen.

Am Anfang gleich mal vorweg. Die Leistungen des Managements von Borussia Dortmund, inklusive Trainer Jürgen Klopp, in den letzten 4-5 Jahren sind gar nicht hoch genug einzuschätzen. Sie haben Borussia Dortmund aus dem Mittelfeld innerhalb sehr kurzer Zeit nach ganz oben gebracht. Selbst den Branchenprimus Bayern München hat man für eine gewisse Zeit schier zur Verzweiflung gebracht und zwar in einer Art und Weise, wie es in den letzten 30 Jahren wohl kein anderer Klub in der Bundesliga fertig gebracht hat. Nun scheint es aber bei Borussia Dortmund zu stocken, jedenfalls nach meinen Beobachtungen. Die Gründe dafür möchte ich nun aufzeigen.

Erfolg zu haben, sprich eine Meisterschaft einzufahren ist schwer. Ohne Frage. Aber warum ist das Wiederholen des Erfolges umso schwerer?

Grundsätzlich führen Erfolge dazu, dass sich die Wahrnehmungen ändern. Erwartungshaltungen der eigenen Fans, aber auch die der Spieler der eigenen Mannschaft und die des Managements steigen, auch wenn man das nicht immer öffentlich zugeben mag. Das Verhalten zeigt häufig etwas Anderes. Dazu aber gleich mehr. Die gegnerischen Mannschaften gehen ganz anders in die Spiele. Man spielt ja nun gegen den Meister. Das lässt ein Arbeiten wie bislang nicht mehr zu. Um den gleichen Erfolg wie bislang zu haben muss man sich ändern. Man muss sich weiter entwickeln.

Diese für mich beobachtbaren Fakten möchte ich nun ganz konkret belegen.

Junge Spieler und Talente können sich nicht mehr so unbeschwert entwickeln wie früher. Die Erwartungshaltungen auch an die jungen Spieler sind von Beginn an höher als früher. Mats Hummels und Neven Subotic wurden von Jürgen Klopp zu Beginn seiner Trainerzeit als das neue Innenverteidiger-Duo gesetzt. Damals waren beide Spieler sehr jung und unerfahren, haben dementsprechend in der Anfangszeit eine Reihe Fehler gemacht, die aber in der Öffentlichkeit anders bewertet werden, als wenn heute junge Spieler beim BVB diese Fehler machen. Ich erinnere da nur an Marian Sarr, der am 21. Dezember 2013 im Spiel gegen Herha BSC einen Fehler gemacht hat, der zu einem entscheidenden Gegentor führte. Der BVB hat am Ende verloren. Danach war von Marian Sarr nichts mehr zu sehen. Fehler gehören aber zu einem Entwicklungsprozess dazu. Hummels und Subotic konnten sich genau deswegen, weil sie Fehler machen durften, zu gestandenen Profis entwickeln. Aber wie kann man jungen Spielern genau diese Fehler erlauben wollen, wenn sie danach in der Öffentlichkeit “zerrissen” werden. Wow, eine Wahnsinnsaufgabe für das Management.

Wie eben bereits angedeutet steigen die Erwartungshaltungen der eigenen Fans. Damit muss man umgehen lernen. Im CL-Achtelfinalrückspiel gegen Zenit St. Petersburg haben sich einige Spieler vom BVB darüber beschwert, dass die eigenen Fans früher bei Fehlern murren oder sogar pfeifen. Das ist aber normal. Man hat schließlich zweimal hintereinander die Meisterschaft geholt und im Pokalfinale vor gut 1,5 Jahren den FC Bayern nach Strich und Faden vorgeführt. Die Fans zahlen Geld dafür dass sie weiterhin solche Siege erleben dürfen. Sich darüber aufzuregen lenkt ab von dem eigentlich Wichtigen, nämlich der Analyse darüber warum der Erfolg nicht mehr so da ist wie früher.

Auch die Erwartungshaltungen der Presse steigen. Spiele und Leistungen werden anders dargestellt als früher. Logisch, der Kontext hat sich ja auch geändert. Es wird immer wieder auf die Erfolge der nahen Vergangenheit verwiesen. Die Messlatte wurde hoch gesetzt. Da macht es auch wenig Sinn, sich stets klein zu reden und die gegnerischen Mannschaften, wie jetzt Real Madrid, Gegner im kommenden CL Viertelfinale, als klaren Favorit darzustellen. Der BVB war immerhin im letzten Jahr im CL-Finale. Die Fans glauben das sowieso nicht. sie wollen das auch gar nicht glauben. Auch die eigenen Spieler möchten nicht stetig kleingeredet werden. Teilweise sind Spieler in den Reihen des BVB, die zu Recht das Prädikat Weltklasse haben. Diese Spieler möchten jedes Spiel gewinnen und auch so in die Spiele gehen. Finden Weltklassespieler kein Weltklasseumfeld mehr vor, gehen sie. Beispiele wie Götze und Lewandowski belegen diesen Fakt sehr gut. Geld spielt dabei nicht immer den entscheidenden Fakt. Lewandowski hätte bei Real Madrid mehr verdienen können.

Die Erwartungshaltungen der Gegner steigen. Sie gehen nun anders in diese Spiele rein als früher. Klopp sagte selber, dass die Spiele gegen BVB jetzt jedes mal Highlights des Jahres sind. Auch das ist ganz normal und sollte eher als Wertschätzung gesehen werden und nicht als Übel. Sieht man diese Tatsache als Übel, kann es leicht von den eigenen Spielern als nachträgliche Entschuldigung genommen werden, wenn man dann nicht gewonnen hat. Es sollte zusätzliche Motivation sein. Diese zusätzliche Motivation und Einsatzbereitschaft der gegnerischen Mannschaften führt aber dazu, dass man sich auch spielerisch und taktisch weiter entwickeln muss. Das kann ich nicht beobachten beim BVB.

Sehr häufig verfolge ich in Interviews Aussagen seitens des BVB-Managements, dass man noch lange nicht zum Kreis der besten Mannschaften in Europa gehört. Das Gesagte stimmt aber dann mit dem Verhalten nicht überein. Würden sie wirklich daran glauben, würden sie sich dann bei Misserfolgen entspannter in Interviews geben. Gerade Jürgen Klopp ist diese Entspannung und Gelassenheit überhaupt nicht anzusehen. Das führt dazu, dass intern keine klare Transparenz darüber herrscht, wo man steht und wo man hin will. Eine klare Ausrichtung des gesamten Vereins ist absolut essentiell. Nehmen wir wieder das Rückspiel im CL-Achtelfinale am letzten Mittwoch. Sebastian Kehl merkte im Interview nach dem Spiel an, dass die Saison doch gar nicht so schlecht verlaufe. Oliver Welke sprach danach Oliver Kahn an, der mit dieser Aussage nichts anfangen konnte. Kahn ist Anderes vom FC Bayern gewohnt. Wäre der FC Bayern in der Bundesliga 23 Punkte hinter dem BVB auf Platz 2 in der Tabelle, würde Niemand, aber auch wirklich Niemand solch einen Satz von sich geben. Diese Situation wäre eine Katastrophe und das würde man auch öffentlich ausloben.

Auch der Umgang mit Fehlern oder dem Misserfolg muss hier angesprochen werden. Die Verletztenmisere des BVB wird immer wieder in Interviews betont. Es wird immer wieder hervorgeholt, dass man doch so viel Pech hat in dieser Saison. Auch damit präsentiert man wieder herrliche Ausreden für sich selber. Man kann ja gar nicht besser spielen. Das Management sagt es ja selber.

Der Fakt, dass Bayern München beispielsweise Mario Götze vor dieser Saison verpflichtet hat und Robert Lewandowski nach Abschluss dieser Saison vom BVB verpflichtet, wird ebenfalls aus meiner Sicht eigenartig dargestellt. Zum Einen hat man hier seitens Bayern München vertraglich sauber agiert. Götze hatte eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag und Lewandowski hat mit Ende dieser Saison überhaupt keinen Vertrag mehr mit dem BVB. Zum Anderen ist Fußball ein Nullsummenspiel. Wenn eine Mannschaft gewinnen will, muss eine andere Mannschaft nun mal verlieren. Das sind die Spielregeln, denen man sich fügen muss. Möchte man das nicht, sollte man ein anderes Spiel spielen. Hier möchte ich nur kurz anmerken, dass man den Begriff Nullsummenspiel in Bezug auf die Bundesliga ein bisschen differenzierter betrachten muss. Denn wird Bayern München über die nächsten Jahre hinweg seine Dominanz behalten oder gar ausbauen, dann leidet darunter der Marktwert der Bundesliga und das hat dann auch negative Konsequenzen für Bayern München. Das ist aber dem Management von Bayern München sehr wohl bewusst, weshalb sie auch immer wieder Klubs in der Vergangenheit finanziell unter die Arme gegriffen haben, übrigens auch dem BVB. Um den Fakt der Dominanz der Bayern zu ändern, sehe ich in erster Linie jeden einzelnen Klub in der Bundesliga in der Verantwortung, nicht den FC Bayern. Das sind nun mal die Spielregeln.

Stillstand bedeutet Rückschritt. Das habe ich nun aus der einen Richtung kommend mit Fakten belegt, die ich beobachtet habe. Auch aus der anderen Richtung kommend beobachte ich so einiges. Dafür mache ich nun einen Schwenk in Richtung FC Bayern München.

Der FC Bayern hat im letzten Jahr das Triple geholt. Der Klub hat alles an Erfolgen abgeräumt, was es abzuräumen galt. Jetzt hätte Pep Guardiola sich bei seinem Amtsantritt sagen können, warum etwas ändern? Es hat doch alles gepasst. Ich ändere nichts. Das hat er aber nicht getan. Er hat beispielsweise Lahm, den wohl weltbesten Rechtsverteidiger, in das zentrale Mittelfeld beordert. Kein anderer Trainer der Welt wäre wohl auf diese Idee gekommen. Dafür rückt Rafinha wieder in den Fokus, der im letzten Jahr kaum eine Rolle gespielt hat und zu Beginn dieser Saison fast aussortiert worden wäre. Der FC Bayern spielt jetzt auch von der Formation viel flexibler als im letzten Jahr, wo stets mit zwei defensiven Mittelfeldspielern agiert wurde. In dieser Saison ist meist nur ein 6-er auf dem Feld, trotz dass Schweinsteiger und Martinez im letzten Jahr das wohl weltbeste defensive Mittelfeldduo abgegeben haben. In dieser Saison spielt Martinez meist in der Innenverteidigung. Neuer spielt in dieser Saison als Torwart häufig einen Libero. Dadurch kann die Innenverteidigung noch höher aufrücken und früher pressen. Dies nur ein paar Beispiele, die belegen, dass sich einiges verändert hat in der Art und Weise, wie der FC Bayern in dieser Saison spielt.

Ich hoffe ich habe Ihnen einige von mir beobachtete Fakten am Beispiel Fußball angereicht, die für Sie klar werden lassen, dass das Beibehalten von Erfolg enorm schwierig ist. Es ist eine absolute Kunst, Erfolg immer und immer wieder zu wiederholen. Denn selbst bei Erfolg muss man sich stetig neu erfinden und sich ändern, denn in einem wankenden Schiff fällt um wer stillsteht, nicht wer sich bewegt.

Stete Veränderung ist genauso wenig zwingend notwendig wie es das Überleben ist.

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1 Response to Erfolg zu haben ist schwer, diesen zu wiederholen aber umso mehr

  1. Ja, Fußball ist immer wieder ein Blick auf Managementprinzip und Verhalten Wert.
    Ich hatte vor einigen Jahren einen hervorrangenden Vortrag des Schiedsrichters Urs Meier miterleben dürfen. Es ging um die intutive schnelle Entscheidung, die Schiedsrichter in der Lage sein müssen, treffen zu können. Und stellte diese Fähigkeit ins Licht der Firmenführung. Lange Warten, weil nicht alle Fakten vorliegen, kann auch den Erfolg einer Firma schnell verhindern, so sein Fazit,

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